Museum für Stadtgeschichte (Freiburg im Breisgau)

Museum für Stadtgeschichte

Das Wentzingerhaus in Freiburg
Daten
Ort Freiburg im Breisgau, Deutschland
Art
Eröffnung 1994[1]
Betreiber
Stadt Freiburg
Leitung
Carola Freund M.A.
Website
ISIL DE-MUS-467210

Das Museum für Stadtgeschichte der Städtischen Museen Freiburg im spätbarocken Haus „zum Schönen Eck“ (Wentzingerhaus) zeigt die Geschichte der Stadt Freiburg im Breisgau von den Anfängen um 1100 bis in die Barockzeit. Weitere historische Themen bis zur Gegenwart werden in Sonderausstellungen behandelt. Das Museum wurde im Frühjahr 1994 eröffnet. Zuvor war es von der Adelhausenstiftung Freiburg, die das Gebäude 1988 von der Stadt erworben hatte, umfassend und denkmalgerecht instand gesetzt worden. Das Museum für Stadtgeschichte ist eine Abteilung des nahegelegenen Augustinermuseums.

Geschichte und Gebäude

Infotafel

Als eines der wenigen erhaltenen Künstlerhäuser in Deutschland ist das Wentzingerhaus selbst Teil der stadtgeschichtlichen Präsentation. Das Gebäude wurde nach 1761 vom Künstler und Stifter Johann Christian Wentzinger (1710–1797) als Atelier- und Wohnhaus für sich selbst erbaut. Der Mittelteil der dreigeschossigen Fassade zeigt ein aufwendig gerahmtes Säulenportal mit Balkon im ersten Obergeschoss. Sein Gitter ist mit einem kleinen Selbstporträt des Hausherrn in Büstenform geschmückt. Als Hauszeichen drückt es mit dem heiteren Blick Wentzingers zum Münsterturm bildhaft den seit dem Spätmittelalter überlieferten Hausnamen „zum Schönen Eck“ aus. Als Schlusssteine für die Öffnungen des Mittelrisalits hat Wentzinger Charakterstudien in Form vollplastischer Köpfe geschaffen. Der bedeutendste Raum ist der über zwei Stockwerke reichende Treppensaal mit Deckengemälde. Man erreicht ihn vom dunklen, in der Art einer Durchfahrt angelegten Flur im Erdgeschoss über die im Halbkreis geführte Treppe zum Obergeschoss, das als piano nobile ausgestaltet war. Vom Podest aus setzt sich die Treppe im Halbkreis nach oben fort und wird ein einer umlaufenden Galerie weitergeführt. Plastische Putti und Draperien überschneiden das Anschlussgesims und vermitteln zwischen der dreidimensionalen Welt und dem flachen Deckengemälde. Vom Treppensaal und der Galerie her sind alle Räume der beiden oberen Stockwerke zugänglich.

Die Raumaufteilung von Wentzingers Wohnung und Reste von Dekor in Salon und Wohnzimmer im piano nobile sind erhalten. Im Erdgeschoss befanden sich Küche und Wirtschaftsräume, im obersten Stockwerk vermutlich die Atelierräume des Künstlers. Die großen Gewölbekeller sind barock. Im 1991/92 eigens überdachten Innenhof befinden sich heute die Steinskulpturen der Vier Jahreszeiten aus Schloss Ebnet, die zu den Hauptwerken Wentzingers zählen. Sie wurden im Schlosspark durch Kopien ersetzt und sind seit 1992 als Leihgabe der Bundesrepublik in musealem Zusammenhang zu sehen.

Für 2024 ist nach der Fertigstellung des 3. Bauabschnitts im Augustinermuseum der Umzug der stadtgeschichtlichen Exponate in den dortigen Westflügel vorgesehen, wo Stadt- und Münstergeschichte neu präsentiert werden. Die künftige Nutzung des Wentzingerhauses nach dem Auszug der Stadtgeschichte ist noch offen.

Sammlung

Im Museum finden sich unter anderem Exponate über die Zeit der Zähringer, die zwar 1218 mit dem Herzog Bertold V. ausstarben, aber als Gründer der Stadt am Beginn einer nachhaltigen Zähringertradition stehen, die bis heute anhält. Daneben gibt es Dokumente und Exponate über den Wandel des Stadtrechts in Freiburg, beginnend bei den Grafen von Urach, die sich als Erben der Zähringer Grafen von Freiburg nannten, über das Erstarken der Zünfte, den Übergang zu den Habsburgern bis zum Fall an das Großherzogtum Baden in napoleonischer Zeit.

Ein weiteres Thema des Museums ist das Freiburger Münster; durch ein detailliertes Münstermodell im Maßstab 1:50 wird die Bautechnik der Gotik erklärt. Ausgestellt sind Zeitdokumente zu den einzelnen Bauphasen, Ausstattungsstücke und Wentzingers Modell für das Grabdenkmal des Generals Franz Christoph von Rodt im Münster ausgestellt.

Beleuchtet wird auch die Zeit des Dreißigjährigen Kriegs und dessen Folgen, vor allem der Festungsbau durch Sébastien de Vauban. Ein zentrales Objekt ist der barocke „Pergamentplan“, eine gezeichnete Vogelschau der Festung, die sehr detailliert auch das Stadtinnere zeigt. Eine weitere Besonderheit sind die seltenen gläsernen Handgranaten der Zeit um 1740, die 2007 bei einer archäologischen Ausgrabung im Festungsbereich zutage traten.

Handel, Münzwesen, Bergbau, Handwerk und Gewerbe ist ein weiterer Raum gewidmet. Das Leben im Kloster wird vor allem anhand des Klosters Adelhausen, des wichtigsten Frauenklosters in Freiburg dargestellt. Aus dem Augustinereremitenkloster sind bedeutende archäologische Exponate. Im Umfeld stehen die Geschichte der Albert-Ludwigs-Universität und der Freiburger Spitäler.

Ein Stadtmodell im Gewölbekeller kann den Besuchern und Besucherinnen eine Vorbereitung auf einen Stadtrundgang bieten. Es zeigt Freiburg mit seinen mittelalterlichen Mauern und Toren um 1600. Stadtansichten und Pläne ergänzen es. Zur Jubiläumsausstellung freiburg.archäologie 2019/20 wurde eine im Vorfeld des Umbaus 1988 entdeckte mittelalterliche Sickergrube von Archäologen des Landesamtes für Denkmalpflege teilweise freigelegt und als Grabungsfeld sichtbar belassen. An die jüngste Geschichte erinnert ein zu einem Ausstieg auf dem Münsterplatz führender Fluchtgang, der vor dem Zweiten Weltkrieg im Zug von Luftschutzmaßnahmen angelegt wurde.

Eine Besonderheit war bis 2009 der Steinway-Welte-Reproduktionsflügel, der nun wieder im Augustinermuseum gezeigt wird.

Literatur

  • Peter Kalchthaler: Wentzingerhaus, Museum für Stadtgeschichte: ein Führer durch die stadtgeschichtliche Sammlung des Augustinermuseums Freiburg. Promo-Verlag, Freiburg i. Br. 1996, ISBN 3-923288-19-0.

Einzelnachweise

  1. alemannische-seiten.de: Museum für Stadtgeschichte Freiburg, abgerufen am 16. September 2013
Commons: Museum für Stadtgeschichte Freiburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 47° 59′ 41,7″ N, 7° 51′ 11,3″ O