Monitoringsystem und Transferplattform Radikalisierung
Der Forschungsverbund Monitoringsystem und Transferplattform (MOTRA) wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und dem Bundesministerium des Innern und für Heimat (BMI) gefördert. Der Verbund ist als interdisziplinäres Netzwerk angelegt, das die Untersuchung und Dokumentation von Radikalisierung, Extremismus und Terrorismus in Deutschland zum Ziel hat. MOTRA entstand ursprünglich im Rahmen der Einrichtung eines Spitzenforschungsclusters zur Früherkennung, Prävention und Bekämpfung von Islamismus, das Forschungsvorhaben wurde aber so konzipiert, dass auch andere Formen von politisch sowie religiös motiviertem Extremismus untersucht werden können.
Aufbau eines Monitoringsystems: Basierend auf den Expertisen der teilnehmenden Forschungsinstitute beobachtet und analysiert MOTRA kontinuierlich das Radikalisierungsgeschehen in Deutschland anhand verschiedener methodischer Herangehensweisen. Diese Beobachtungen umfassen politische wie auch religiös motivierte Radikalisierungsprozesse, um Entwicklungen frühzeitig erkennen und Veränderungen im radikalen Spektrum dokumentieren zu können.
Wissenstransfer: MOTRA agiert als Plattform für den Wissenstransfer zwischen Forschung, Praxis und Politik. Der Verbund soll den Austausch relevanter Erkenntnisse zum Radikalisierungsgeschehen und zur Radikalisierungsprävention in Deutschland fördern. Dazu erscheinen neben wissenschaftlichen Publikationen und Berichten auch niedrigschwellige Veröffentlichungen, die sich direkt an Akteure aus Politik und Praxis wenden.
Verbundpartner und Forschungsschwerpunkte
MOTRA untersucht Radikalisierung auf drei zentralen Ebenen, die durch verschiedene Querschnittsmodule flankiert werden. Die an dem Forschungsverbund beteiligten Institute sind über ganz Deutschland verteilt und gewährleisten eine interdisziplinäre Abdeckung des Forschungsvorhabens:
Internetmonitoring (Diskursebene) – durchgeführt durch das Institut für Kommunikationswissenschaft (IFKW) der LMU: Fokus auf Radikalisierungsprozesse in digitalen Räumen und deren Wechselwirkungen mit Ereignissen außerhalb des digitalen Raums.
Einstellungsbefragungen (Einstellungsebene) – durchgeführt durch das Institut für Kriminologie der UHH: Untersuchung der Verbreitung demokratiedistanter und extremismusaffiner Einstellungen in Deutschland durch wiederholte repräsentative Befragungen der erwachsenen Wohnbevölkerung in Deutschland. Ergänzend werden auch Befragungen junger Menschen (16 bis 21 Jahre) sowie kurzfristige Befragungen zu internationalen Ereignissen durchgeführt.
Protestmonitoring (Verhaltensebene) – durchgeführt durch das WZB: Analyse von Radikalisierungsdynamiken und Protestformen mit Blick auf islamistische, rechte und linke Mobilisierung.
Kriminal-/Wirtschafts-/Sozialstatistiken (Verhaltensebene) – durchgeführt durch die FTE des BKA: Analyse von kriminologischen und sozialen Daten zur Kontextualisierung der Radikalisierungsprozesse.
Expertenpanels (Querschnittsmodul) – durchgeführt durch die Berghof Foundation: Organisation nationaler und regionaler Panels zur Einbeziehung von Praxisexperten und -expertinnen, besonders aus dem Bereich der Prävention.
Fall-/Strafaktenanalyse (Querschnittsmodul) – durchgeführt durch die KrimZ: Analyse von Strafakten, insbesondere zu islamistisch motivierten Straftaten, aber auch anderen extremistischen Phänomenen.
Technologiemonitoring (Querschnittsmodul) – durchgeführt durch das Institute for Technology Assessment and Systems Analysis (ITAS) am KIT: Erforschung technologischer Einflüsse auf Radikalisierung und Extremismus, insbesondere im Hinblick auf Sicherheits- und Überwachungstechnologien.
Internationale Entwicklungen (Querschnittsmodul) – durchgeführt durch das GIGA: Untersuchung des Einflusses internationaler Konflikte, wie dem Israel-Gaza-Konflikt, auf Radikalisierung in Deutschland.
Kommunalmonitoring (KoMo) (Querschnittsmodul) – durchgeführt durch die Forschungsstelle Terrorismus/Extremismus des BKA in Kooperation mit dem Deutschen Städtetag, Deutschen Landkreistag und weiteren Akteuren: Beobachtung von Hass und Gewalt gegenüber kommunalen Amtsträgern durch halbjährliche Befragungen.
MOTRA veröffentlicht jährlich den Sammelband MOTRA-Monitor, in dem ein umfassender Überblick zum aktuellen Radikalisierungsgeschehen in Deutschland sowie Erkenntnisse und Trends aus dem Forschungsvorhaben berichtet werden soll.[1] Weiterhin erscheinen regelmäßig MOTRA-Spotlights, in denen in Kurzform Zwischenergebnisse und aktuelle Themen aus der Radikalisierungsforschung vorgestellt werden.[2] Jährlich findet zudem die MOTRA-Konferenz (MOTRA-K) in den Räumlichkeiten der Hochschule Fresenius in Wiesbaden statt, die einen Austausch zwischen Akteuren aus Wissenschaft, Politik und Praxis fördern soll.[3]
Des Weiteren sind Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen aus dem Forschungsverbund wiederholt in öffentlichen Debatten und Berichterstattung als Experten in Erscheinung getreten. Dabei ging es u. a. um Themen wie die Corona-, Klima- und Bauernproteste in den letzten Jahren sowie die gesteigerte Gewaltbereitschaft gegenüber lokalen Amts- und Mandatsträgern.[4][5][6][7][8][9]
↑Spotlight. In: MOTRA. Abgerufen am 2. November 2024.
↑MOTRA-K. In: MOTRA. Abgerufen am 2. November 2024.
↑Corona: Protestbewegung laut Studie politisch überwiegend rechts geprägt. In: Der Spiegel. 1. September 2022, ISSN2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 2. November 2024]).
↑Fabian Franke, Ruth Fend: Letzte Generation: "Sie werden auf unsere Gräber pissen". In: Die Zeit. 21. April 2023, ISSN0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 2. November 2024]).
↑Hannah Bethke, AFP: Deutscher Städtetag: Bürgermeister und Landräte werden oft angefeindet. In: Die Zeit. 1. September 2022, ISSN0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 2. November 2024]).