Mikhail LyubichMikhail Lyubich (russisch Михаил Юрьевич Любич, Transkription Michail Jurjewitsch Ljubitsch; * 25. Februar 1959 in Charkiw) ist ein russisch-US-amerikanischer Mathematiker, der sich mit Dynamischen Systemen befasst. Lyubich ist der Sohn des Mathematikprofessors Juri Iljitsch Ljubitsch an der Universität Charkiw. Er studierte an der Universität Charkiw von 1975 bis 1980 (mit dem Diplom-Abschluss Entropie rationaler Abbildungen), musste für die Promotion 1984 wegen der antisemitischen Bildungspolitik in der damaligen Sowjetunion an die Universität Taschkent (Dynamics of rational maps and their invariants).[1] 1989 verließ er mit seiner Familie die Sowjetunion und ging an die State University of New York at Stony Brook (SUNY) auf Einladung von John Milnor. Er wurde dort 1990 Assistant Professor und später Professor. Von 2002 bis 2008 war er auch Professor an der University of Toronto (auf einem Canada Research Chair). Seit 2007 ist er Direktor des Institute of Mathematical Sciences (IMS) an der SUNY. Er arbeitete schon in der Sowjetunion für seine Dissertation über Dynamik in einer komplexen Variable, speziell die Ergodentheorie und Stabilität der Abbildung mit rationalen Funktionen. Er bewies die Existenz eines Maßes für die maximale Entropie einer rationalen Abbildung (Lyubich Maß). Lyubich bewies Ende der 1990er Jahre das von Mitchell Feigenbaum, Pierre Coullet und Tresser Ende der 1970er Jahre entdeckte Phänomen der Universalität der Periodenverdopplungskaskaden quadratischer Abbildungen[2] des Einheitsintervalls auf analytische Weise (ein Computerbeweis existierte schon seit 1982 durch Oscar Lanford). Genauer bewies er die von Feigenbaum vermutete Existenz eines hyperbolischen Fixpunkts der zugehörigen Renormierungsgruppentransformation, nicht nur für die Periodenverdopplung, sondern allgemein für Renormierungs-Operatoren von beschränktem Typ. Strenge Beweise in Feigenbaums Renormierungsgruppen-Theorie waren im Rahmen der komplexen Dynamik zuvor schon von Dennis Sullivan und Curtis McMullen gegeben worden und von Lyubich wurde in gewisser Weise ein Schlussstein gesetzt. Außerdem bewies Lyubich die Selbstähnlichkeit in der Umgebung gewisser Punkte der Mandelbrotmenge (vermutet von Milnor). Lyubich zeigte Ende der 1990er Jahre, dass in der Klasse der Abbildungen durch quadratische reelle Funktionen Hyperbolizität dicht verteilt ist (was unabhängig auch durch Grzegorz Swiatek und J. Graczyk bewiesen wurde), eine lange offene Vermutung. 1998 bewies er, dass fast alle quadratischen reellen Abbildungen[3] regulär[4] oder stochastisch[5] sind. Mit Jeremy Kahn verfolgt er ein Programm zum Beweis des lokalen Zusammenhangs der Mandelbrot-Menge (einer wichtigen offenen Vermutung in der komplexen Dynamik). 1994 war er Invited Speaker auf dem Internationalen Mathematikerkongress in Zürich (On the borderline of real and complex dynamics). 1987 erhielt er den Preis der Leningrader Mathematischen Gesellschaft. 1991 war er Sloan Research Fellow und 2002 Guggenheim Fellow. 2010 erhielt er den Jeffery-Williams-Preis. Er ist Fellow der American Mathematical Society. Er wurde als Plenarsprecher auf dem Internationalen Mathematikerkongress 2014 in Seoul ausgewählt (Analytic Low-Dimensional Dynamics: from dimension one to two). 2019 wurde Lyubich in die American Academy of Arts and Sciences gewählt, 2022 in die National Academy of Sciences. Schriften
WeblinksCommons: Mikhail Lyubich – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
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