Michael Ranft (Geistlicher)

Michael Ranft (auch Ranfft) (* 9. Dezember 1700 in Güldengossa; † 18. April 1774 in Großstechau) war ein deutscher evangelischer Geistlicher, Vampirismusforscher der Aufklärung, Historiker und Schriftsteller.

Leben

Michael Ranft war ein Sohn des gleichnamigen Pfarrers in Güldengossa. Michael Ranft der Ältere war am 5. Juli 1670 in Oederan als Sohn von Michael und Anna Christina Ranft geboren worden. Er besuchte die Schule in Freiberg und ab 1681 das Gymnasium in Meißen. 1691 ging er zum Theologiestudium an die Universität Leipzig. Nach dem Studium wurde er Pfarrer in Güldengossa und 1714 Pfarrer in Droyßig.

Michael Ranft der Jüngere besuchte die Schule in Chemnitz und immatrikulierte sich 1720 an der Universität Leipzig, wo er drei Jahre später Baccalaureus der Philosophie und 1724 Magister wurde. Ab 1725 war er als Hofmeister beim späteren Appellationsgerichts-Vizepräsidenten von Berlepsch in Gröditz tätig.

1725 untersuchte Ranft die Vampirvorfälle in Kisolova, am äußersten südöstlichen Ende des Habsburgerreiches. Anhand des Berichts des österreichischen Kameralprovisors und Arztes Frombald verfasste verschiedene Traktate, so z. B. die Dissertatio historico-critica de masticatione mortuorum in tumulis oder von dem Kauen und Schmatzen der Todten in Gräbern. Die in Kisolova aufgetretenen Vampirkennzeichen konnte er alle rational erklären.

Magister Michael Ranft wurde 1727 der Nachfolger von Friedrich Wilhelm Preuser im Diakonat der Stadt Nebra. Preuser wurde in Nebra neuer Pfarrer. Obwohl ihm bei der Übernahme des Diakonatsamtes vom Rat der Stadt Nebra versprochen worden war, die baufällige Diakonatswohnung zu reparieren, wurde bis 1732 nichts zur Reparatur getan, so dass sich Ranft mehrfach beim Konsistorium zu Leipzig beschweren musste. Aufgrund seines geringen Einkommens von maximal 150 Talern und der schlechten Wohn- und Arbeitsbedingungen vor Ort, wandte er sich verstärkt dem Thema seiner Magisterarbeit zu, der Vampirismusforschung. 1733 blieb ihm der städtische Rat fast 10 Taler seiner Besoldung schuldig, die er 1736/1737 einklagen musste. Da er nicht erfolgreich war, wandte er sich 1739 an das Patrimonialgericht Nebra und an den Schöffenstuhl Leipzig. Die Verhandlungen endeten ergebnislos im Winter 1740. Verärgert verließ Ranft Nebra, nachdem die dortige Gerichtsherrin bereits im Oktober 1739 einen neuen Diakon vorgeschlagen hatte. Michael Ranfts Nachfolger in Nebra wurde sein 1709 geborener Bruder Johann Gottlob Ranft aus Güldengossa.

Im Sommer 1739 hatte sein Vater, Michael Ranft der Ältere, den Kirchenpatron von Droyßig, Heinrich von Bünau, gebeten, ihm aufgrund seines hohen Alters sein Sohn Michael Ranft, den bisherige Diakon zu Nebra, als Adjunkt zur Seite zu stellen. Dies wurde bewilligt und, nachdem Michael Ranft der Jüngere das Examen vor dem Konsistorium zu Leipzig bestanden hatte, am 9. September 1739 vom Konsistorium bestätigt. Michael Ranft der Ältere starb am 18. Dezember 1743 in Droyßig, sein Sohn folgte ihm im Amt. Seine offizielle Vokation datiert auf den 5. August 1744.

1749 folgte Michael Ranft dem Ruf als Pfarrer in Großstechau im Fürstentum Altenburg, wo er 1774 starb. Seine Söhne Michael Gebhard und Christian Salomo Ranft wurden Pfarrer in Großstechau bzw. Rückersdorf.

Werke (Auswahl)

Titelblatt des Tractat von 1734
Frontispiz des Tractat von dem Kauen und Schmatzen der Todten in Gräbern

Literatur

Wikisource: Michael Ranft – Quellen und Volltexte