MerregnonMerregnon ist eine Reihe von Musikproduktionen, die Orchesterkompositionen und Fantasy-Geschichten kombinieren. Seit 2000 werden sie als Alben veröffentlicht und als Live-Konzerte präsentiert.[1][2][3] Die beiden jüngsten Teile, Merregnon: Land of Silence und Merregnon: Heart of Ice, wurden 2021 bzw. 2024 mit dem Royal Stockholm Philharmonic Orchestra und der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz uraufgeführt.[4] Die Projekte werden von Thomas Böcker, Gründer der Firma Merregnon Studios, entwickelt, geleitet und produziert.[5][6] Für die Produktionen wurden zahlreiche Komponisten gewonnen, die für ihre Arbeit an Videospielen bekannt sind, wie Nobuo Uematsu, Yoko Shimomura, Chris Hülsbeck und Yuzo Koshiro.[1][3] Merregnon: Heart of IceMerregnon: Heart of Ice, mit der Musik von Nobuo Uematsu, wurde am 20. April 2023 angekündigt.[7] Die Uraufführung fand am 29. Februar 2024 in Ludwigshafen im Rahmen der dem Komponisten gewidmeten Veranstaltung Smile, Please! statt. Die Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz präsentierte die Musik. Eckehard Stier, der bereits mehrere Aufführungen mit Musik aus Videospielen geleitet hat, dirigierte das Konzert.[8] In das Projekt ist zudem die Arbeit der Kinderbuchautorin Frauke Angel und des Regisseurs Julien Chheng eingeflossen, der für die grafische Gestaltung der Figuren verantwortlich ist.[7] Merregnon: Heart of Ice ist das erste Orchesterwerk, das Uematsu für den Konzertsaal geschrieben hat.[9] Merregnon: Land of SilenceMerregnon: Land of Silence bietet neu komponierte Musik von Yoko Shimomura und eine Geschichte der Kinderbuchautorin Frauke Angel.[1] Für Shimomura ist es das erste Konzertwerk ihrer Karriere.[10] Das sinfonische Märchen in Arrangements von Yasunori Nishiki und Jonne Valtonen wurde entwickelt, um Familien und ein jüngeres Publikum an Orchestermusik in der Tradition von Camille Saint-Saëns’ Der Karneval der Tiere und Sergei Sergejewitsch Prokofjews Peter und der Wolf heranzuführen.[1][11] Illustrationen von Figuren und Handlungspunkten begleiten die Musik und die Erzählung. Unter der Leitung von Andreas Hanson wurde das Programm vom Royal Stockholm Philharmonic Orchestra im Juni 2021 in der Stockholmer Konzerthalle uraufgeführt und gefilmt. Im September desselben Jahres wurde dieses Video auf der Website des Orchesters zum kostenlosen Abruf bereitgestellt.[12][13] Seit 2022 finden Aufführungen weltweit statt, mit Orchestern wie dem Orchestre de Chambre de Lausanne, dem Hong Kong Philharmonic Orchestra, der Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz und dem Shanghai Symphony Orchestra.[1] Während Merregnon: Land of Silence einen edukativen Hintergrund hat, geht es Böcker ebenso um den Unterhaltungsaspekt. Das ist ein Grund, warum das Projekt die Ästhetik von Videospielen und Anime nutzt, um ein heutiges Publikum anzusprechen. Auch Shimomura glaubt, dass diese Bemühungen dazu beitragen, „einige der Missverständnisse über klassische Musik zu entkräften“.[11] Für Böcker ist die Geschichte ein sinfonisches Märchen über „Mut, Beharrlichkeit, Freundschaft und vor allem Freiheit“.[12] Das Royal Stockholm Philharmonic Orchestra hat weitere sechs Videos zur Verfügung gestellt, in denen Shimomura über ihre Ideen und ihre Arbeitsweise bei der Erarbeitung der jeweiligen Themen für die Figuren der Geschichte spricht.[12] RezeptionMerregnon: Land of Silence wurde von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung als „symphonischer Anime“ bezeichnet.[13] Deutschlandfunk sprach mit Böcker in einem Radiobeitrag mit dem Titel „Musikvermittlung mit einer Videospiel-Komponistin“,[14] und Klassik Radio führte aus, dass Merregnon: Land of Silence Kinder spielerisch an die Orchesterwelt heranführt, auf einer „zauberhaften Abenteuerreise“ in einem „sinfonischen Anime-Märchen für die ganze Familie“.[15] Böcker wurde gebeten, einen Gastartikel für Gramophone über Orchestermusik und ihre Kraft, junge und ältere Zuhörer zu inspirieren, zu schreiben. Darin betont er, wie wichtig ein Familienkonzert ist, das „unterhält und das Eintauchen in die Musik fördert“, weil es seiner Meinung nach „eine Begeisterung weckt, die zu einer ungezwungenen Auseinandersetzung mit dem Thema führt, ohne vordergründig pädagogische Elemente“.[5] In einem umfangreichen Artikel auf Wired kam neben Shimomura und Böcker auch Stefan Forsberg, Geschäftsführer des Royal Stockholm Philharmonic Orchestra, zu Wort. Forsberg gibt an, dass Musik von Spielekomponisten „ein Teil des täglichen Lebens so vieler Menschen auf der ganzen Welt“ ist, und der Autor stellt fest, dass Merregnon: Land of Silence „eine willkommene Unterstützung für angeschlagene Konzertsäle“ sein könnte.[11] In einem Webinar, das von der deutschen Botschaft in Tokio veranstaltet wurde, sprachen Shimomura, Böcker und Angel über den Entstehungsprozess des Konzerts Merregnon: Land of Silence.[16] Merregnon, Volumes 1 und 2Im Jahr 1999 inspirierte Böckers Interesse an Spielemusik ihn dazu, Komponisten auf der ganzen Welt zu kontaktieren und sie zu einer Zusammenarbeit an seinen beiden Merregnon-CDs zu gewinnen.[11][17] Merregnon, Volume 1 wurde 2000 im Vertrieb von synSoniq Records veröffentlicht und bietet neben orchestralen Stücken und einer Erzählung auch ein Begleitheft mit Text und Illustrationen.[18] Musik aus Merregnon, Volume 2 wurde beim ersten Symphonischen Spielemusikkonzert außerhalb Japans in Leipzig uraufgeführt, das ebenfalls von Böcker produziert wurde,[19][20] bevor das Album ein Jahr später, 2004, von Totentanz Records im Vertrieb von SoulFood / Sony Music veröffentlicht wurde.[21] 2005 wurde Merregnon, Volume 2 auf dem japanischen Markt von Dex Entertainment herausgebracht, vertrieben von Sony Music Japan.[22] Für Merregnon, Volume 1 wurden fast keine Live-Instrumente für den Soundtrack verwendet, während für Merregnon, Volume 2 insgesamt 74 Orchestermusiker mitwirkten. Für die meisten Komponisten war dies Neuland, sodass der musikalische Leiter des Projekts für den zweiten Teil, Andy Brick, sicherstellen musste, dass „jeder eine Partitur ablieferte, die das Orchester auch richtig spielen konnte“. Brick erklärte, dass man mit Synthesizern und Samplern, wie in Volume 1, „eine Menge machen konnte, was mit echten Instrumenten einfach nicht geht“. Seine Aufgabe war es, den Komponisten dabei zu helfen, ihre Klangvorstellungen auf das Orchester zu übertragen.[23] Der Hauptkomponist von Volume 1 und 2, Fabian Del Priore, der viele der musikalischen Themen entwickelt hat, bestätigte, dass er durch diese Arbeit „zahlreiche Erfahrungen im Bereich Orchestration, Notation und Erstellung von Partituren“ sammeln konnte.[24] RezeptionBeide Alben wurden von der Kritik gelobt. Die erste CD wurde für ihre außergewöhnliche Wirkung gewürdigt, die „eindrucksvoll zeigt, wie pompöse Melodien und komplexe Themen vor allem junge Menschen anziehen können“, so das deutsche Magazin Amiga Plus. Die Website Epic Sound stellte fest, dass Merregnon „einige der talentiertesten jungen Komponisten zusammenbringt“ und Music4Games attestierte, dass dieses Projekt „neue Standards in der Welt der Videospielmusik“ setzt. Das deutsche Gaming-Netzwerk Krawall befand, dass „kaum ein Musikalbum es bisher vermocht hat, so opulente Bilder vor dem geistigen Auge entstehen zu lassen“. Ein Urteil, dem sich PC Joker in einer Rezension anschloss: „Diese Scheibe ist ein Hit!“[25] Auch die zweite CD erhielt viel Zuspruch: Die Spiele-Website DemoNews schrieb, die Musik sei „einfach atemberaubend“, das Magazin Nautilus bewunderte die hohe Professionalität und urteilte: „Fans der Musik großer Filmepen werden in Merregnon 2 einen neuen Schatz finden.“ MacLife schrieb von „Spielmusik in Hollywood-Qualität“, während das Musikmagazin Astan neben dem Lob für die Musik („klingt wie zu einem der großen Filme, wie Troja und Gladiator“) das Booklet als „luxuriös“ und „schlichtweg wunderschön und aufwendig gestaltet“ bezeichnete. Dem schloss sich MangasZene an („ein liebevoll gestaltetes Booklet“) und hob zusätzlich die „erstklassige Musik“ hervor.[26] Die deutsche Gaming-Website 4Players widmete Merregnon 2 über mehrere Monate ein großes Special, in dem verschiedene Interviews mit Böcker und den Komponisten geführt wurden.[27] Laut Böcker war die Arbeit an den beiden Merregnon-Alben ein „Schlüsselmoment“, der schließlich zur Entwicklung und Produktion seiner Game Concerts-Reihe (Symphonische Spielemusikkonzerte) führte.[11] Komponisten
WeblinksEinzelnachweise
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