Nach dem Studium der Philosophie, Psychologie und Germanistik in Berlin, Hamburg und Kiel promovierte Tau 1928 über den „assoziativen Faktor in der Landschafts- und Ortsdarstellung Theodor Fontanes“.
Etwa zwischen 1929 und 1933 moderierte Max Tau regelmäßig Literatursendungen im Rundfunk, oft zusammen mit Wolfgang von Einsiedel.[2][3][4][5][6][7][8][9]
1935 wurde er aus der Reichsschrifttumskammer ausgeschlossen. David Basker zufolge soll er der letzte bis dahin in der Kammer verbliebene Jude gewesen sein.[10] 1938 floh er nach Oslo, wo er als Lektor im Johan-Grundt-Tanum-Verlag bis zum Beginn der deutschen Besatzung arbeitete. 1942 floh er nach Schweden.
In Stockholm war er Mitbegründer des Neuen Verlags, der sich für neuere deutsche Literatur einsetzte, so für Lion Feuchtwanger, Heinrich Mann, Alfred Neumann und Arnold Zweig. Dort lernte er auch Tove Filseth kennen, die norwegische Repräsentantin der Nansenhilfe. Sie heirateten 1944.
1944 wurde ihm durch die norwegische Exilregierung die norwegische Staatsbürgerschaft zuerkannt. Außer ihm erhielt sie nur noch Willy Brandt.
1945 kehrte er nach Oslo zurück und arbeitete bis zum Lebensende weiter als Lektor bei Tanum bzw. ab 1957 im Verlag Aschehoug. Trotz persönlicher Verfolgung und der Ermordung nächster Verwandter durch die Nationalsozialisten setzte sich Max Tau gleich nach dem Krieg für eine Verständigung mit Deutschland ein und half bei der Verbreitung deutscher Nachkriegsliteratur in ganz Skandinavien.
Erstmals verfasste er nun auch eigene Romane und autobiographische Aufzeichnungen. Die Versöhnung von Juden und Christen, der Frieden zwischen den Nationen, aber auch zwischen den Generationen, waren Thema zahlreicher Vorträge, Aufsätze, Bücher und Briefe. Tau war befreundet mit Albert Schweitzer, Trygve Gulbranssen und Nikos Kazantzakis.
1956 gründete er in Zusammenarbeit mit internationalen Verlagen eine „Friedensbücherei“ und 1960 in Oslo die Deutsch-Norwegische Vereinigung (ab 1988: Deutsch-Norwegische Gesellschaft).
„Die Literatur […] – von ihrem Geist hängt es ab, ob wir den Frieden erreichen können. [Die Literatur hat] die Verantwortung, den Menschen wieder zu einer neuen ethischen Grundlage zu verhelfen.“
– Max Tau 1950 in seiner Dankesrede zur ersten Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels[12]
„Die deutschen Verleger sollen die Organisation dieser kleinen Schriften der Jugend übernehmen: ein Weg zur Friedensbücherei, die von hier aus aufgebaut werden soll. Die Dichter, Wissenschaftler, Künstler aller Nationen sollen daran beteiligt sein.“
„Was die deutschen Autoren angeht, so muß ich sehr dankbar sein, daß ich in einer Zeit gelebt habe, wo es wirklich große Talente gab. Ich brauche heute nur noch die Namen zu nennen, die noch immer im Lichtpunkt stehen: die wunderbare Dichterin Marie Luise Kaschnitz, vielleicht einer der wichtigsten Dichter in Deutschland: Wolfgang Koeppen.“
Isabel Pies, Zur Erinnerung an Max Tau in „Neues Trierisches Jahrbuch 2000“, Verein Trierisch im Selbstverlag, 2000, S. 281, ISSN0077-7765
Wilhelm Große, Max Tau (Kurzbiographie) in „Neues Trierisches Jahrbuch 2000“, Verein Trierisch im Selbstverlag, 2000, S. 285, ISSN0077-7765
Volker Oppmann, Max Tau und der Neue Verlag. Ein Kapitel deutscher Exilliteraturgeschichte, Verlag Dreiviertelhaus, Berlin 2017, ISBN 978-3-96242-107-6
Detlef Haberland: Tau, Max. In: Andreas B. Kilcher (Hrsg.): Metzler Lexikon der deutsch-jüdischen Literatur. Jüdische Autorinnen und Autoren deutscher Sprache von der Aufklärung bis zur Gegenwart. 2., aktualisierte und erweiterte Auflage. Metzler, Stuttgart/Weimar 2012, ISBN 978-3-476-02457-2, S. 497f.
Tau, Max, in: Werner Röder; Herbert A. Strauss (Hrsg.): International Biographical Dictionary of Central European Emigrés 1933–1945. Band 2,2. München : Saur, 1983, S. 1153
Lothar Stiehm: Max Tau: Bildner, Erwecker, Warner (Heidelberg 1968)
Weblinks
Commons: Max Tau – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
↑David Basker: „Deutschland lebt an der Nahtstelle, an der Bruchstelle“: Literature and Politics in Germans 1933-1950. In: William John Niven, James Jordan (Hrsg.): Politics and culture in twentieth-century Germany, Camden House, Suffolk 2003, S. 89–106, hier S. 105 (einsehbar bei Google Books).
↑ abcChristoph Vormweg: Vor 125 Jahren geboren. Max Tau – ein unermüdlicher Versöhner. In: Kalenderblatt (Rundfunksendung auf DLF). 19. Januar 2022, abgerufen am 19. Januar 2022.