Marxloh ist ein Duisburger Stadtteil im Stadtbezirk Hamborn mit 22.010 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2023). Er gehörte früher zum Stadtkreis Hamborn, der 1929 mit dem Stadtkreis Duisburg vereinigt wurde.
Der Ortsname leitet sich von Mersch für feuchtes Weideland und Loh für Hochwald ab. Aus Mersloe oder Merxloe wurde ab dem 17. Jahrhundert Marxloh.[2]
Keimzelle des Ortes war der Schultenhof zu Marxloh, der urkundlich zwar erst 1421 erwähnt wird, aber u. a. aufgrund seiner baulichen Eigenschaften als einige Jahrhunderte älter einzuschätzen ist. Der Hof besaß ein System von Wassergräben und einen Turm, der als Speicher und Zufluchtsort genutzt werden konnte. Daraus kann mit einiger Sicherheit geschlossen werden, dass der Hof Sitz einer Ritter- oder zumindest Dienstmannsfamilie war.[3]
Der Hof lag dort, wo heute die Schulte-Marxloh-Straße auf die Kaiser-Friedrich-Straße trifft, und hatte über Jahrhunderte das Recht auf den Zehnten der zu dem Schultenhof gehörenden Bauerschaft, die auch die Höfe Großeloh, Warbruck und Kleinemühl umfasste. Der Schultenhof war dem Oberhof Beeck untergeordnet, welcher wie der Schultenhof dem Stift Essen gehörte.[4]
Marxloh gehörte zum Beecker Kirchspiel und dem gebietsgleichen Amt Beeck, welches wiederum ab 1612 dem Drosten von Dinslaken unterstellt war. Damit gehörte Marxloh wie auch die umliegenden Orte und der Großteil des heutigen rechtsrheinischen Duisburg lange Zeit zum Herzogtum Kleve.[5]
Im Jahr 1900 wurde Marxloh zusammen mit den Orten Alsum, Schwelgern, Bruckhausen, Fahrn und Schmidthorst-Neumühl als neue Landbürgermeisterei Hamborn aus der Gemeinde Beeck herausgelöst. Elf Jahre später wurde die Landbürgermeisterei zur Stadt Hamborn erhoben[6], welche 1929 in der Stadt Duisburg-Hamborn aufging.
Ein Großteil Marxlohs wurde in der Zeit der Industrialisierung des Ruhrgebiets, d. h. zwischen 1880 und 1910, errichtet.
Seit Mitte der 1970er Jahre sieht sich Marxloh einem massiven Strukturwandel ausgesetzt, der insbesondere durch einen starken Verlust an Arbeitsplätzen in der Großindustrie getrieben wurde, als Konsequenz aber auch kleinere und mittlere Gewerbe traf.[7]
Ortsentwicklung
Die Einwohnerzahlen von Marxloh entwickelten sich wie folgt:[8][9]
Jahr
Einwohnerzahl
1843
321
1895
1.522
1925
35.872
1939
34.229
1962
27.964
1964
27.125
1990
22.113
1998
19.808
2000
18.964
31. Dezember 2003
18.301
31. Dezember 2004
18.058
31. Dezember 2005
17.763
31. Dezember 2006
17.681
31. Dezember 2007
17.675
31. Dezember 2008
17.494
31. Dezember 2009
17.313
31. Dezember 2010
17.522
31. Dezember 2011
17.585
31. Dezember 2012
17.767
31. Dezember 2013
18.643
31. Dezember 2014
18.985
31. Dezember 2015
19.818
31. Dezember 2016
20.422
31. Dezember 2017
20.337
31. Dezember 2018
20.879
31. Dezember 2019
21.143
31. Dezember 2020
20.957
31. Dezember 2021
21.530
31. Dezember 2022
22.106
31. Dezember 2023
22.010
Marxloh heute
Die Stahlindustrie prägt noch heute das Stadtbild von Marxloh bzw. der direkten Umgebung: 46 Prozent der Fläche wird durch Industrie und Gewerbe genutzt, 30 Prozent für Straßen, Wege und andere Infrastruktur, 15 Prozent für Grünfläche und 9 Prozent für Wohnsiedlungen.[10]
Nach einer Studie der Universität Duisburg-Essen von 1998 war die Bevölkerungsentwicklung in Marxloh in den vergangenen Jahrzehnten durch einen deutlichen Bevölkerungsrückgang bei gleichzeitigem Anstieg des Ausländeranteils gekennzeichnet[11] (Ausländeranteil 1975: 18,8 Prozent, 1987: 27,8, 2002: 34,7). In den letzten Jahren stieg die Bevölkerungszahl wieder an; der Ausländeranteil nahm weiter zu. Gemäß Einwohnerstatistik der Stadt Duisburg waren Ende 2023 13.952 oder 63,4 Prozent der Einwohner Marxlohs Ausländer ohne deutsche Staatsangehörigkeit.[12] 2015 stellten Menschen mit Migrationshintergrund, vorwiegend Zuwanderer aus Südosteuropa und der Türkei, 64 Prozent der Bevölkerung.[13]
Mitte der 1990er Jahre haben mehr und mehr türkischstämmige Bürger auf der Weseler Straße Geschäfte eröffnet. In den 2000er Jahren kristallisierten sich als Schwerpunkte Braut- und Abendmode- sowie Juweliergeschäfte heraus. Heute gilt die Weseler Straße als die Hochzeitsmeile Deutschlands.[14][15]
Im Juli 2015 warnte die Polizei Nordrhein-Westfalen vor No-go-Areas und rechtsfreien Räumen, da die öffentliche Ordnung und Sicherheit durch die Bildung von arabischen Großfamilien-Clans „akut gefährdet“ und „langfristig nicht gesichert“ sei. Anwohner und Geschäftsleute trauten sich aus Angst nachts nicht mehr auf die Straße. Die Polizeipräsenz wurde aufgrund der Situation erhöht.[16][17][18][19]
2016 zählte die WAZ 88 wilde Müllkippen in Marxloh.[20]
Verkehr
Marxloh ist über die Anschlussstellen Duisburg-Marxloh der A 59 sowie die Anschlussstelle Oberhausen-Holten der A 3 erreichbar.
Zudem ist die Zentralhaltestelle Marxloh Pollmann ein wichtiger Knotenpunkt im Netz der Duisburger Verkehrsgesellschaft (kurz: DVG), da sie die nördliche Kreuzung der beiden Straßenbahnlinien 901 und 903 der Stadtbahn Duisburg darstellt. Beide Linien verbinden Marxloh Pollmann in etwa 20 Minuten mit dem Hauptbahnhof. An der Haltestelle Marxloh Pollmann bestehen Umsteigemöglichkeiten zu mehreren Buslinien ins nördliche Duisburg. Die Busse und Straßenbahnen werden von der DVG betrieben.
DITIB-Merkez-Moschee (⊙51.509366.753872): Marxloh ist Standort der am 26. Oktober 2008 eröffneten DITIB-Merkez-Moschee, einer der größten Moscheen in Deutschland.
Franz Rommel, Schulte-Marxloh. Hofes- und Familiengeschichte; Oldenburg 1959 (Rez. in Duisburger Forschungen 4, S. 222–225)
Festschrift zum 50jährigen Jubiläum der Lutherkirche am 25. Mai 1963, hg. v. d. Presbyterium der evang. Kirchengemeinde Obermarxloh; Duisburg 1963
Günter von Roden: Geschichte der Stadt Duisburg – Die Ortsteile von den Anfängen, Die Gesamtstadt seit 1905. Duisburg 1974, S. 68–71.
Festschrift 75 Jahre Kreuzeskirche – 75 Jahre Kirchengemeinde Maxloh 1905–1980; Duisburg 1980
Ludger Heid u. a.: Kleine Geschichte der Stadt Duisburg. Duisburg 1996.
Thomas Rommelspacher u. a.: Marxloh. Ansichten über einen Duisburger Stadtteil. In: Duisburger Beiträge zur Soziologischen Forschung 2/1998. Duisburg 1998. (PDF, 0,2 MB)
Heike Hanhörster: Wohnungspolitik und Segregationsprozesse: Fallstudie Duisburg-Marxloh. In: Journal für Konflikt- und Gewaltforschung. Vol. 1, 1/1999, S. 97–117. (PDF, 0,2 MB)
Günter Bell: Benachteiligte Bevölkerungsgruppen in „sozialen Brennpunkten“ – Eine Untersuchung zweier Stadtteile in Nordrhein-Westfalen. In: Duisburger Beiträge zur Soziologischen Forschung 4/2004. Duisburg 2004. (PDF, 0,2 MB)
Carolin Jenkner: Wo der Pott Deutschen und Türken gehört. In: Spiegel online, 22. August 2007 (online)
Weblinks
Commons: Marxloh – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
↑Manfred Schulz: Die Entwicklung Duisburgs und der mit ihm vereinigten Gemeinden bis zum Jahre 1962. In: Duisburger Forschungen 24./25. Band, Duisburg 1977, Seite 22 sowie Einwohnerstatistik der Stadt Duisburg.
↑Martin Krampitz: In 20 Jahren verließ jeder fünfte Bürger Duisburg-Marxloh. In: Der Westen (online).