MartinssingenDas Martinssingen ist ein Brauch, der zum Martinstag, dem Fest des heiligen Bischofs Martin von Tours am 11. November, gehört. Dabei ziehen Kinder mit Martinslaternen (leuchtende Lampions, die an Stäben hängen oder auf Stäben getragen werden) von Tür zu Tür und erhalten für gesungene Martinslieder Süßigkeiten, Obst oder kleine Geschenke. Es handelt sich also um einen sogenannten Heischebrauch. Das Martinssingen ist nur in bestimmten Gegenden verbreitet und hat oft lokale Namen, etwa Schnörzen, Gripschen, Kötten[1] oder Dotzen im Rheinland, Mätensingen im Bergischen Land. AblaufDas Singen findet je nach Ort am Abend des Martinszuges oder von diesem getrennt statt, in beiden Fällen kann das Datum um mehrere Tage vom eigentlichen Martinstag abweichen. Die Kinder tragen ihre für den Martinszug gebastelten Laternen und ziehen in Gruppen, kleinere Kinder auch mit ihren Eltern, von Haus zu Haus. Dort singen sie dann eines der traditionellen Martinslieder. Von den Zuhörern wird dann erwartet, Süßigkeiten, Obst, Gebäck oder andere kleine Präsente bereitzuhalten, die den Kindern als Belohnung für ihren Gesang übergeben werden. In manchen Gegenden wird bei den Nachbarn und vor anderen Privathäusern gesungen. In anderen Gegenden werden Ladengeschäfte bevorzugt. GeschichteDas Brauchtum am Martinstag bekam erst im 19. Jahrhundert seinen inhaltlichen Bezug zur Gestalt des heiligen Martin und den Legenden um ihn wie die Mantelteilung.[2] Der 11. November war ein traditioneller Stichtag als Ende des bäuerlichen Wirtschaftsjahres; es war der Termin für den Viehabtrieb oder das Ende des Weidejahres sowie der traditionelle Tag, an dem die Entrichtung des Zehnten fällig war, Pachtverträge und Dienstverhältnisse endeten und begannen, wobei die Dienstherren den Knechten und Mägden kleine Geschenke machten. Daraus resultieren zahlreiche Heischebräuche um diese Jahreszeit. Eine solche Tradition des Schenkens an Sankt Martin sind die „Martinspfennige“, die bis 1246 in Mönchengladbach an das Kölner Stift St. Gereon, später an den Pfarrer, gezahlt wurden; noch 1633 erhielten in Mönchengladbach Soldaten auf dem Liedberg (Burg im Kreis Neuss-Grevenbroich) an Martini 6 Taler und 12 Albi, um den Tag würdig zu feiern. Das „Gripschen“ der Kinder ist für das Jahr 1525 in Köln belegt, wo die Kinder am Vorabend von Martini singend von Tür zu Tür zogen und erhielten, was vom Essen übrig geblieben war.[3] In der orthodoxen Tradition lag der Martinstag am Beginn der Fastenzeit, die vor Weihnachten begangen wurde. Der Tierbestand, der nicht durch den Winter gefüttert werden konnte, musste reduziert werden, vorhandene und nicht „Fastenzeit-taugliche“ Lebensmittel wie Fett, Schmalz und Eier mussten verbraucht werden. Am letzten Tag vor Beginn dieser Fastenzeit konnten die Menschen – analog zur Fastnacht – noch einmal schlemmen,[4] es fanden gesellige Feste statt und es wurden Martinsfeuer abgebrannt und Feuerbräuche praktiziert. Hieraus erwuchs die Tradition des Fackellaufs oder des Laternelaufens.[5] In überwiegend protestantischen Regionen entwickelte sich etwa ab dem 18. Jahrhundert das Martinisingen mit zum Teil eigenem Liedgut, wo nicht mehr der heilige Bischof Martin von Tours im Mittelpunkt steht, sondern der Reformator Martin Luther, der am Martinstag, dem 11. November 1483 getauft wurde und, wie damals häufig praktiziert, den Namen des Tagesheiligen erhielt. Bekannte MartinsliederÜberregionalDurch die Straßen auf und nieder Lieselotte Holzmeister / Rudolf Richard Klein Rheinland
Bergisches LandMäten es en goden Mann (Martin ist ein guter Mann) Siehe auch
Literatur
Weblinks
Quellen
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