Von 1971 bis 1978 war er Professor am kunstgeschichtlichen Institut der Universität Marburg. Von 1979 an lehrte er an der Universität Hamburg bis zu seiner Emeritierung im Frühjahr 2003. Martin Warnke starb am 11. Dezember 2019 im Alter von 82 Jahren in Halle an der Saale und wurde am 20. Dezember 2019 auf dem evangelischen Laurentiusfriedhof in Halle an der Saale beigesetzt.[2]
Wirken
Warnke vertrat in seiner Hamburger Zeit neben Horst Bredekamp, Klaus Herding und Franz-Joachim Verspohl eine Forschungsrichtung, die sich besonders der Sozialgeschichte der Kunst zuwandte. Besondere Wirkung innerhalb des Fachs hatte seine Erforschung der politischen und sozialen Vorbedingungen von Kunst sowie der politischen Wirkung von Bildern, so schon in seiner Dissertation über Peter Paul Rubens. Seine frühe Arbeit wurde als kryptomarxistisch charakterisiert, so von Otto von Simson. Auf dem Kunsthistorikertag 1970 in Köln leitete er eine Sektion zur Kritik der Kunstgeschichte.[3][2]
Warnke leitete die Forschungsstelle für Politische Ikonographie im Warburg-Haus in Hamburg, die er aus Mitteln des ihm 1990 verliehenen Leibnizpreises finanzierte.[4] Hier widmete er sich dem Werk des bedeutenden Kulturwissenschaftlers Aby Warburg, für dessen Archive im Warburg-Haus er sich erfolgreich engagierte. 2005 wurde die Stiftung der Martin-Warnke-Medaille durch die Universität Hamburg und die Aby-Warburg-Stiftung für wissenschaftliche Leistungen auf dem Gebiet der Kulturwissenschaft gegründet.
Das Kunstwerk zwischen Wissenschaft und Weltanschauung. Bertelsmann-Kunstverlag, Gütersloh 1970.
Bau und Überbau. Soziologie der mittelalterlichen Architektur nach den Schriftquellen. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1984 [zuerst erschienen im Syndikat Verlag, 1976].
Peter Paul Rubens. Leben und Werk. DuMont Buchverlag, Köln 1977, ISBN 3-7701-0952-X.[6]
Cranachs Luther. Entwürfe für ein Image (= Fischer TB). Frankfurt am Main 1984.
Politische Landschaft. Zur Kunstgeschichte der Natur. Hanser, München/Wien 1992.
Hofkünstler. Zur Vorgeschichte des modernen Künstlers. 2. Auflage. DuMont, Köln 1996.
Nah und Fern zum Bilde. Beiträge zu Kunst und Kunsttheorie. Hrsg. von Michael Diers. DuMont, Köln 1997.
Geschichte der deutschen Kunst in drei Bänden. Band 2: Spätmittelalter und Frühe Neuzeit 1400–1750. C. H. Beck, München 1999.
(Hrsg. mit Uwe Fleckner und Hendrik Ziegler): Handbuch der politischen Ikonographie. Band 1: Abdankung bis Huldigung. Bd. 2: Imperator bis Zwerg. 2. Auflage. Beck, München 2011, ISBN 978-3-406-57765-9.
Zeitgenossenschaft. Zum Auschwitz-Prozess 1964. Vorgestellt von Pablo Schneider und Barbara Welzel. Diaphanes, Zürich 2014, ISBN 978-3-03734-710-2.
„Schütteln Sie den Vasari …“ Kunsthistorische Profile. Hrsg. von Matthias Bormuth, mit einem Essay von Horst Bredekamp. Wallstein, Göttingen 2017, ISBN 978-3-8353-3170-9.
Künstlerlegenden. Kritische Ansichten. Herausgegeben von Matthias Bormuth, Wallstein, Göttingen 2019, ISBN 978-3-8353-3427-4.[8]
Warburgs Schnecke. Kulturwissenschaftliche Skizzen. Herausgegeben von Matthias Bormuth, Wallstein, Göttingen 2020, ISBN 978-3-8353-3818-0.
Aufsätze:
Bilderstürme. In: Martin Warnke (Hrsg.): Die Zerstörung des Kunstwerks. Fischer, Frankfurt a. M. 1988, S. 7–13 (Originalausgabe: Hanser, München 1973).
Durchbrochene Geschichte. Die Bilderstürme der Wiedertäufer in Münster 1534/1535. In: Martin Warnke (Hrsg.): Die Zerstörung des Kunstwerks. Fischer, Frankfurt a. M. 1988, S. 65–98.
Von der Gewalt gegen Kunst zur Gewalt der Kunst. Die Stellungnahmen von Schiller und Kleist zum Bildersturm. In: Martin Warnke (Hrsg.): Die Zerstörung des Kunstwerks. Fischer, Frankfurt a. M. 1988, S. 99–107.
Über die Macht der Schönheit. In: Kursbuch 112. Städte bauen. Juni 1993. Rowohlt, Berlin 1993, S. 123–127.
Bau und Gegenbau. In: Hermann Hipp, Ernst Seidl (Hrsg.): Architektur als politische Kultur. Reimer, Berlin 1996, S. 11–18.
Das Kompositbildnis. In: Andreas Köstler, Ernst Seidl (Hrsg.): Bildnis und Image. Böhlau, Köln/Weimar/Wien 1998, S. 143–149.
Vor-Bilder. In: Kursbuch 146. Vorbilder. Dezember 2001. Rowohlt, Berlin 2001, S. 19–27.
Das System Sitte. Der Held der DDR-Malerei hat die Kunstdogmen der Obrigkeit auch unterhöhlt. In: Die Zeit. Nr.9, 2001 (zu Sitte).
Vom Abschneiden der Nase. Valentin Groebners Buch über Gewalt im Mittelalter ist sogar unterhaltsam. In: Die Zeit. Nr.40, 2003 (zu Valentin Groebner).
Ist das nicht Bismarck? Berliner Gemäldegalerie. In: FAZ. 30. März 2013 (faz.net): „Aufstieg und Fall eines weltberühmten Gemäldes: Nicht Rembrandt malte den „Mann mit dem Goldhelm“. Ein genauer Blick auf das Bild lohnt sich dennoch.“
Literatur
in der Reihenfolge des Erscheinens
Horst Bredekamp, Michael Diers u. a. (Hrsg.): Dissimulazione onesta oder die ehrliche Verstellung. Von der Weisheit der versteckten Beunruhigung in Wort, Bild und Tat. Martin Warnke zu Ehren. Philo, Hamburg 2007, ISBN 978-3-86572-519-6 [mit einer Bibliographie von Martin Warnke, S. 177 ff.]
↑Horst Bredekamp erinnerte an den Kölner Kunsthistoriker-Kongress von 1970, bei dem Martin Warnke eine Sprachanalyse der kunsthistorischen Populärliteratur nach dem Krieg vorgenommen habe. Er habe damals ohne Polemik zeigen können, dass die großen Muster der Beschreibung von Kunstwerken „nach den Rastern der Unterordnung, der Autorität, der Gliederung von oben nach untern und des Kleinmachens von gegensätzlichen Details“ funktioniert habe – und zwar über die Grenze von 1945 hinaus.
↑Matthias Bormuth: Wort und Bild. Martin Warnke zum Gedächtnis. In: Sinn und Form, Jg. 72 (2020), S. 568–572, hier S. 571.
↑Ausführliche Rezension von Hans Zitko in: Zeitschrift für Ästhetik und Allgemeine Kunstwissenschaft. Band 51, 2006, Heft 2, ISSN0044-2186, S. 141–146 (= S. 302–308), „Besprechungen“.
↑ Rezension von Stefan Trinks in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, Nr. 175 Mittwoch, 31. Juli 2019, S. 10 Literatur und Sachbuch.