Martin Fochler

Martin Fochler (* 10. Juni 1946 in Sachsenhausen) ist von Beruf Chemielaborant und seit Anfang der 1970er Jahre Funktionär in verschiedenen sozialistischen und kommunistischen politischen Organisationen.

Politischer Werdegang

Martin Fochler gehörte zu den Gründern des aus dem Sozialistischen Deutschen Studentenbund Heidelberg hervorgegangenen maoistischen Kommunistischen Bund Westdeutschland und zählte als stellvertretender Sekretär neben Joscha Schmierer zu dessen wichtigsten Führungsmitgliedern. Bereits seit 1973 gehörte er ununterbrochen dem Zentralkomitee bzw. dessen Ständigen Ausschuss an und galt als „Graue Eminenz[1] der Organisation. Der Öffentlichkeit wurde er erst dadurch bekannt, als er ab Juni 1975 während einer Haftzeit Joscha Schmierers dessen Posten als Sekretär des KBW übernahm. Im Sommer 1975 trat er bei den vom KBW mitorganisierten gewalttätigen Demonstrationen gegen Fahrpreiserhöhungen im Öffentlichen Nahverkehr in Heidelberg und Frankfurt (Main) in Erscheinung[2]. 1977 verhinderten „besonnene Demonstranten“, dass Fochler zur gewaltsamen Erstürmung der Brokdorfer Atomanlagen aufrufen konnte. In demselben Jahr fiel er durch einige wortradikale Äußerungen in Interviews auf[3]. Von Ende Juni 1978 bis Juni 1980 war er verantwortlicher Redakteur der Kommunistischen Volkszeitung.

1980 stand er an der Spitze von etwa 600 Mitgliedern des Kommunistischen Bundes Westdeutschland, die sich von diesem trennten und den Bund Westdeutscher Kommunisten gründeten, da sich der KBW seiner Meinung nach vom Gründungsmanifest entfernt hatte. Ab 1978 hatte Joscha Schmierer begonnen, wegen der politischen Erfolglosigkeit der Politik des KBW das Programm der westdeutschen Kommunisten in Frage zu stellen. Fochler ist Mitbegründer der Zeitschrift Politische Berichte. Diese erscheint im GNN-Verlag, deren Geschäftsführer er ist.

Nach der Selbstauflösung des BWK als politische Partei trug Fochler maßgeblich dazu bei, dessen Strukturen in die westlichen Landesverbände der PDS als Arbeitsgemeinschaften „in und bei der PDS“ hinüberzuretten. Aktuell sind diese Post-BWK-Zusammenhänge im 'Verein für politische Bildung, linke Kritik und Kommunikation'[4] und der von diesem herausgegebenen Zeitschrift 'Politische Berichte'[5] organisiert. Fochler ist hier leitend tätig.

Fochler ist verheiratet und lebt in München.

Veröffentlichungen

  • Solange es Imperialismus gibt, gibt es Krieg. (Hrsg. vom ZK des KBW), 2. durchgesehene Auflage, 5.–8. Tsd., Frankfurt, Kühl KG, Verlagsgesellschaft Kommunismus und Klassenkampf (VKK), 1977 (anonym erschienen), dazu kritisch:

Literatur

  • Gerd Langguth: Protestbewegung. Entwicklung, Niedergang, Renaissance: Die Neue Linke seit 1968. 2. Auflage, Verlag Wissenschaft und Politik, Köln 1984, S. 96–100. (zur KBW-Spaltung und zum BWK)
  • Gerd Koenen: Das rote Jahrzehnt. Unsere kleine Kulturrevolution 1967-1977. 2. Auflage, Kiepenheuer & Witsch, Köln 2001, ISBN 3-462-02985-1. (zu Martin Fochler siehe S. 415–417, 439–442, 445, 449–450, 453–460)

Einzelnachweise

  1. Gerd Koenen, Das rote Jahrzehnt, S. 449
  2. vgl. Der Stern, Nr. 29 vom 10. Juli 1975, S. 120f.; dazu Die Lüge ist ein schlechter Krückstock, KVZ, Nr. 28 vom 17. Juli 1975, S. 16; -M.F.- Heidelberg: Die Durchsetzung der Fahrpeiserhöhung ist dem staatlichen Gewaltapparat teuer zu stehen gekommen, in: KVZ Nr. 26 vom 3. Juli 1975, S. 9
  3. "...und auf seiten der Bourgeoisie wird das Hauptopfer sein, daß sie dahin kommt, nicht mehr durch Schmarotzen von fremder Arbeit leben zu können, das Opfer wird im Wesentlichen im Schaufeln bestehen. Wenn die Kapitalistenklasse Maschinengewehre, Kanonen und was sie wollen, einsetzt, um sich von dem gewöhnlichen Los, an der Maschine arbeiten zu müssen, freizuhalten, so wird sie sich nicht wundern dürfen, wenn sie zum großen Teil erschossen wird davor. Wer so arbeitsscheu ist, wird ein übles Ende nehmen.", in: Monitor-Interview vom 23. Juni 1977, abgedruckt in Kommunistische Volkszeitung. Dokumentation. Weg mit den Verbotsanträgen(...), 1977, S. 12 und hier bes. S. 14
  4. Archivierte Kopie (Memento vom 28. Oktober 2016 im Internet Archive)
  5. Eigenangaben des Mediums