Beckedahl absolvierte eine Ausbildung zum IT-Kaufmann[2] und gründete 2003 zusammen mit Andreas Gebhard das Unternehmen Newthinking Communications, eine Unternehmens- und PR-Beratung für politiknahe Organisationen und Unternehmen.[3] Im Folgejahr gründeten die beiden den Newthinking Store, ein auf Open Source und Linux spezialisiertes Ladengeschäft. Dieses wurde 2011 liquidiert.[4] 2013 zog sich Beckedahl auch aus der Agentur zurück.
Mit Newthinking rief Beckedahl 2007 zusammen mit Spreeblick die jährliche Konferenz Re:Publica ins Leben,[5][6] eine deutschsprachige Konferenz zu Themen der digitalen Gesellschaft und sozialen Medien.
Das 2003 gegründete Blog Netzpolitik.org gehörte bis 2016 zu Newthinking Communications[3] – so waren die festen Redakteure dort beschäftigt[7] – jedoch war das Blog nach eigenen Angaben redaktionell unabhängig vom Agenturgeschäft.[8] Seit 2016 ist ein eigens dafür gegründeter Verein Betreiber; Beckedahl war bis 2022 Chefredakteur. Die Berichterstattung im Blog erzeugte Aufmerksamkeit bei Themen wie Softwarepatenten, Vorratsdatenspeicherung, Telekommunikation[9], Urheberrecht, sozialen Medien, staatliche Überwachung und Pressefreiheit.
Beckedahl war auch in Brüssel als Lobbyist für digitale Bürgerrechte aktiv[9] und war 2005 als Vertreter des deutschen „Koordinierungskreises der Nichtregierungsorganisationen“ Mitglied der Regierungsdelegation zum zweiten Weltgipfel zur Informationsgesellschaft der Vereinten Nationen in Tunis.[10][11] Er ist Mitautor der aus diesem Zusammenhang heraus entstandenen „Charta der Bürgerrechte für eine nachhaltige Wissensgesellschaft“.[12]
Von 2007 bis 2015 war er bei Creative Commons Deutschland als ehrenamtlicher Projektleiter für Öffentlichkeitsarbeit und Community Building aktiv.[5] Ebenfalls bis 2015 war er Vorsitzender und ehrenamtlicher Sprecher des 2010 von ihm mitgegründeten Vereins Digitale Gesellschaft.[15][16][5][7] Von 2000 bis 2004 war Beckedahl Sprecher des Netzwerks Neue Medien,[17] welches sich als zivilgesellschaftliche Lobbyorganisation verstand.
2022 übergab Beckedahl die Chefredaktion von netzpolitik.org, 2024 verließ er das Blog[19] und gründete unter der Domain digitalpolitik.de ein eigenes Angebot für Vorträge, Beratung und Workshops. Außerdem bietet er dort einen Newsletter an.[20][21]
Parteipolitik
Beckedahl war von 2002 bis 2003 Mitglied des Bundesvorstands der Grünen Jugend und hat die Grüne Jugend NRW mitgegründet. In der Grünen Jugend koordinierte er das „Fachforum Neue Medien“ (1999–2004), war also in diesem Zeitraum inhaltlich verantwortlich für Themen wie (Neue) Medien, Technologiepolitik und Bürgerrechte. Er war an der Erarbeitung von netzpolitischen Beschlüssen der Grünen Jugend und von Bündnis 90/Die Grünen maßgeblich beteiligt.[22] Er bezeichnete sich 2009 bezüglich seiner Mitgliedschaft bei den Grünen als „klassische Karteileiche“.[23]
Kontroversen
Veröffentlichung zur Mitarbeiter-Überwachung der Deutschen Bahn
Beckedahl wurde im Februar 2009 von der Deutschen Bahn abgemahnt, weil er das interne Memorandum des Berliner Landesdatenschutzbeauftragten Alexander Dix zur Affäre bezüglich der Überwachung von Mitarbeitern durch die Deutsche Bahn online zugänglich gemacht hatte. Die Abmahnung führte dazu, dass sich zahlreiche Blogger mit Beckedahl solidarisierten und das Memo ebenfalls veröffentlichten. Die Bahn berief sich unter anderem auf den Schutz von Geschäfts- und Betriebsgeheimnissen und das Urheberrecht.[24] Beckedahl weigerte sich jedoch, eine Unterlassungserklärung abzugeben.[25] 2016 berief die Deutsche Bahn Beckedahl in ihren Datenschutz-Beirat.
2015 kam es wegen der Veröffentlichung von Ausschnitten aus einem als vertrauliche Verschlusssache eingestuften Bericht des deutschen Verfassungsschutzes auf Netzpolitik.org zu Ermittlungen wegen Verdachts des Landesverrats gegen Markus Beckedahl und André Meister. Infolgedessen versetzte Bundesjustizminister Heiko Maas Generalbundesanwalt Harald Range in den einstweiligen Ruhestand.[26][27]
Online-Kampagnen: Das Netz als Forum politischer Öffentlichkeit. In: K. Lehmann, M. Schetsche (Hrsg.): Die Google-Gesellschaft. Vom digitalen Wandel des Wissens. transcript Verlag, Bielefeld 2005, S. 103–112.
mit Falk Lüke: Die digitale Gesellschaft – Netzpolitik, Bürgerrechte und die Machtfrage. dtv, Berlin 2012, ISBN 978-3-423-24925-6.
mit Andre Meister (Hrsg.): Überwachtes Netz: Edward Snowden und der größte Überwachungsskandal der Geschichte. newthinking communications, Berlin 2013, ISBN 978-3-944622-02-6. (Volltext: als PDF; als AZW3, EPUB)
Grundrechte im digitalen Zeitalter. In: J. Dahm, F. Decker, T. Hartmann (Hrsg.): Utopien. Für ein besseres Morgen. Dietz Verlag, Bonn 2020, S. 181–196.
mit Roland W. Scholz, Stephan Noller, Ortwin Renn (Hrsg.): DiDaT Weißbuch. Verantwortungsvoller Umgang mit digitalen Daten – Orientierungen eines transdisziplinären Prozesses. Nomos, Baden-Baden 2021, ISBN 978-3-7489-2411-1.(Volltext als PDF)
Literatur
Eike Kühl: Markus Beckedahl: "Ich glaube immer noch, dass eine bessere digitale Welt möglich ist". In: Die Zeit. Hamburg 23. März 2024 (zeit.de).
↑ abcdefgMarkus Beckedahl: Was ich mache. In: beckedahl.org. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 18. Januar 2016; abgerufen am 5. Februar 2016.Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/beckedahl.org
↑ abcMitarbeiterInnen. In: newthinking.de. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 5. Februar 2016; abgerufen am 5. Februar 2016 (amerikanisches Englisch).