Nach einem Gesangsstudium in Breslau leitete sie ab 1926 den elterlichen Wäschereibetrieb. Sie arbeitete an verschiedenen Zeitschriften mit, darunter ab 1923 an Der Kunstwart.[1] Seit Anfang 1929 arbeitete sie regelmäßig beim Rundfunk (SFS Breslau und Mitteldeutscher Rundfunk), wo sie an verschiedenen Sendereihen, u. a. beim Frauen- und Kinderfunk, mitwirkte und im August 1930 aus ihren Dichtungen las. Dabei kooperierte sie auch mit Eva Schumann aus Dresden.[2]
In der Zeit des Nationalsozialismus schrieb Bruns drei Kinderbücher und vier Romane. In der DDR-Presse wurde den Kinderbüchern nachgesagt, diese enthielten einen „Hauch von Humanismus“ in rohen Zeiten.[3] Die vier Romane seien frei von „politische[r] Stellungnahme und klassenmäßige[r] Auseinandersetzung“, stattdessen tiefgreifend psychologisch. Mit den (zumeist) historischen Lebensschicksalen von Künstlerinnen habe sie den „Kreis bürgerlicher Intellektueller, dem sie selbst angehörte“, charakterisiert.[4] Als Kind schon habe sie die Schattenseiten des Kapitalismus erlebt und ein Empfinden für das soziale Unrecht an Werktätigen, der sogenannten Arbeiterklasse, entwickelt.[5][6][7] In den 1920er Jahren habe sie sich „von der Scheinharmonie des bürgerlichen Lebens“ getrennt und „Kontakt zu Kreisen der fortschrittlichen bürgerlichen Intelligenz“ geknüpft.[8] In ihrem literarischen Schaffen bis 1945 hätten sich die gewonnenen Erkenntnisse allenfalls als unpolitischer antibürgerlicher Protest niedergeschlagen.[5][6][7] Erst unter dem Eindruck des Kriegsgeschehens und danach der Chance auf ein neues Deutschland überwand sie – nach DDR-Lesart – den Rest ihrer Bürgerlichkeit und trennte sich vom „konventionellen bürgerlichen Unterhaltungsroman“[4] und widmete sich „in ihren Werken brennende[n] Gegenwartsfragen“.[5][9][10] Sie studierte den Marxismus-Leninismus, wurde Mitglied in der SED und nahm am politischen Leben aktiv teil.[5]
Sie liegt auf dem Friedhof im Freitaler Stadtteil Deuben begraben.
In Dresden und in Freital erinnern eine Marianne-Bruns-Straße an sie.[13] Zudem ist sie Ehrenbürgerin Freitals.[14] Auf Beschluss des Leipziger Stadtrates[15] erhielt 2011 eine neue Straße im Ortsteil Probstheida den Namen Brunsweg.
Künstlerische Einordnung
Werner Neubert beschrieb im Neuen Deutschland, was die Leser an Bruns’ Werken fasziniert: „Es ist die literarische Intonation der menschlichen Würde, der klaren Konsequenz in den Dingen des Lebens, die Unwandelbarkeit des kämpferischen humanistischen Standpunkts.“ Ihre „thematischen Vorlieben“ seien „Wirklichkeitsstoffe, in denen es um das Zu-sich-Kommen der Frau“ als Teil der sozialistischen Gesellschaft gehe.[16]
Werke
Seliger Kreislauf. G. D. W. Calwey, München 1925, DNB578976811 (Gedichte).
Jean Paul. Ausgewählte Werke (als Herausgeberin, 1925)
Und dennoch leben wir … (Hörspiel, Uraufführung 1925)
Luz, du hast die Gans gestohlen (Hörspiel, Uraufführung 1932)
Jau und Trine laden ein. Williams, Berlin-Grunewald 1933, DNB572551886 (Kinderbuch).
Die Schwedin und die drei Indianer. Ein Roman für Kinder. Williams, Berlin 1934, DNB572551959 (Kinderbuch, 1934).
Willi und Kamilla. Zwei Kinder wachsen heran. Williams, Berlin 1935, DNB572552084 (Kinderbuch).
Die Dioskuren in Olympia (Roman, 1936). Neu unter dem Titel Die Auserwählten. Roman aus Alt-Griechenland. Verlag Gerh. Stalling, Oldenburg/Berlin 1937, DNB572551819.
Das rechtschaffene Herz. Williams, Potsdam 1939, DNB572551851 (Roman).
Über meinen grünen Garten fliegen die Schwalben. Williams, Potsdam 1940, DNB572552033 (Roman).
Flugsamen. Dressler, Berlin 1948, DNB450658260 (Roman).
Wiegand der Feuerträger. Mitteldeutsche Druckerei u. Verlags Anstalt, Halle an der Saale 1949, DNB572552076 (Novelle).
Tobbys Buch. Eine Theatergeschichte. Mitteldeutsche Druckerei u. Verlags Anstalt, Halle an der Saale 1949, DNB572551827 (Erzählung für Kinder).
Das verschwundene Messer (Laienspiel für Kinder, 1949)
Fahrrad und Stiefmutter (Hörspiel, 1950)
Geht Christel Peters zur Bühne? Mitteldeutscher Verlag, Halle an der Saale 1950, DNB450658279 (Jugendroman).
Uns hebt die Flut. Mitteldeutscher Verlag, Halle an der Saale 1952, DNB450658422 (Roman über den Beginn der Frauenbewegung).
Glück fällt nicht vom Himmel. Mitteldeutscher Verlag, Halle an der Saale 1954/1961, DNB450658287 (Roman).
Darüber wächst kein Gras. Mitteldeutscher Verlag, Halle an der Saale 1956/1962, DNB450658147 (Roman).
Bauer und Richter (Roman, 1956)
(als Hrsg.): Deutsche Stimmen 1956. Neue Prosa und Lyrik aus Ost und West. Kreuz-Verlag, Stuttgart / Mitteldeutscher Verlag, Halle an der Saale 1956, DNB454893272.
Frau Doktor privat. Mitteldeutscher Verlag, Halle an der Saale 1957, DNB450658236 (Roman).
Der Junge mit den beiden Namen. Kinderbuchverlag, Berlin 1958, DNB450658341 (Jugendroman).
Die Silbergrube. Kinderbuchverlag, Berlin 1959, Neuauflage 1971, DNB450658414 (Jugendroman).
Das ist Diebstahl. Mitteldeutscher Verlag, Halle an der Saale 1960, DNB450658198 (Novelle).
Briefe aus Zittau. Verlag Tribüne, Berlin 1960, DNB450658139.
Bruns, Marianne. In: Kurt Böttcher (Gesamtredaktion): Lexikon deutschsprachiger Schriftsteller von den Anfängen bis zur Gegenwart. VEB Bibliographisches Institut Leipzig, 1974; Band 1, S. 119/120
↑Horst W. Lukas: Zu Gast bei Marianne Bruns. In: Wochenpost. Zeitung für Politik, Kultur, Wirtschaft, Unterhaltung. 10. September 1961.
↑ abDr. K.: Marianne Bruns wurde … Eine Schriftstellerin unserer Tage. Herzlicher Gruß zum 65. Geburtstag. In: Sächsische Neueste Nachrichten. Dresden 30. August 1962.
↑ abcdek.: Hauptanliegen: Frauenschicksale. In: Tribüne. Organ des Bundesvorstandes des FDGB. 8. März 1963.
↑ abIhre Bücher schreibt das Leben. Zum 65. Geburtstag der Schriftstellerin Marianne Bruns. In: Volksstimme. Karl-Marx-Stadt 31. August 1962.
↑ ab-gn-: Alte Pläne haben noch Zeit. Marianne Bruns 65 Jahre. In: Freiheit. Halle (Saale) 1. September 1962.
↑E. Kunath: Marianne Bruns zum 70. In: Sächsische Neueste Nachrichten. 3. September 1967.
↑Dr. M.: O du ungeheuer reiches Leben! Vom Schaffen der 65jährigen Schriftstellerin Marianne Bruns. In: Thüringische Landeszeitung. Weimar 4. September 1962.
↑Marianne Bruns 70 Jahre. In: Bauernecho. Organ der demokratischen Bauernpartei Deutschlands. 31. August 1967.
↑Gisela Brinker-Gabler, Karola Ludwig, Angela Wöffen: Lexikon deutschsprachiger Schriftstellerinnen 1800–1945. dtv München, 1986. ISBN 3-423-03282-0. S. 46.
↑Große Kreisstadt Freital: Marianne Bruns. Abgerufen am 22. Oktober 2023.
↑Ratsversammlung vom 18. Mai 2011 (Beschluss-Nr. RBV-822/11), amtliche Bekanntmachung: Leipziger Amtsblatt Nr. 11 vom 4. Juni 2011, bestandskräftig seit dem 5. Juli 2011 bzw. 5. August 2011. Vgl. Leipziger Amtsblatt Nr. 16 vom 10. September 2011.
↑Werner Neubert: Schicksale im Strom der Geschichte gestaltet. Marianne Bruns zum 80. Geburtstag. In: Neues Deutschland. 31. August 1977.