Maria Theresia Paradis, trotz ihrer bürgerlichen Herkunft oft von Paradis genannt[1] (* 15. Mai1759 in Wien; † 1. Februar1824 in Wien), war eine österreichische Pianistin, Sängerin (Sopran), Komponistin und Musikpädagogin. Sie war seit ihrer frühen Kindheit blind. Im Wiener Musikleben war sie sehr prominent und mit vielen bedeutenden Vertretern der Wiener Klassik wie Joseph Haydn und Wolfgang Amadeus Mozart bekannt. Auf einer Europatournee von 1783 bis 1786 spielte sie vor zahlreichen hochgestellten Persönlichkeiten, darunter dem französischen Königspaar Ludwig XVI. und Marie-Antoinette sowie dem englischen König Georg III. und seiner Gemahlin Charlotte. Valentin Haüy wurde bei einem Konzert 1784 von ihr derart fasziniert, dass er sich für die Ausbildung von Blinden einzusetzen begann.
Maria Theresia Paradis war eine der Töchter des Wiener Hofbeamten Joseph Anton Paradis und seiner Gattin Maria Rosalia. Benannt wurde sie nach ihrer vor ihrer Geburt verstorbenen Schwester Maria Theresia Clotildis (3. Juni 1758 – 17. März 1759). Neben den Zwillingsschwestern Josepha und Elisabeth hatte sie noch einige weitere Schwestern und Brüder. Ihr Großvater Claudius war Kammerdiener und dann „Gräflich Esterházy’scher Regent“, ihr Onkel Leopold war Tänzer, der „1753 nach Paris ging, um ‚dort besser tanzen zu lernen‘ und 1776 die Ballettschule des Moskauer Waisenhauses übernahm“.[2] Als Maria Theresia Paradis ungefähr drei Jahre alt war, erblindete sie. Sie erhielt neben einer guten Allgemeinbildung Musikunterricht durch Wiener Musikgrößen wie Leopold Koželuh (Klavier), Vincenzo Righini, Abbé Georg Joseph Vogler (Gesang) und Antonio Salieri (Harmonielehre), der auch für längere Zeit zum Freundeskreis der Familie zählte.
Entgegen verbreiteten, auf Franz Gräffer zurückgehenden Behauptungen war „die Paradis“ kein Patenkind der Kaiserin Maria Theresia, erhielt jedoch finanzielle Unterstützung, eine sogenannte Gnadenpension, aus der persönlichen Börse der Kaiserin, die von Joseph II. später gestrichen wurde. Sie war seit 1775 als Pianistin in Wien sehr prominent und gab zahlreiche Konzerte.
In Wien wie auch auf ihrer großen Europatournee brachte sie neben vielen Werken ihres hauptsächlichen Lehrers Koželuh auch Klavierkonzerte von Joseph Haydn (nachweislich Konzert G-Dur Hob XVIII:4) und seltener von Wolfgang Amadeus Mozart zu Gehör. In einem Brief vom 16. Februar 1785 schreibt Leopold Mozart seiner Tochter Maria Anna von einem neuen Klavierkonzert, das sein Sohn „für die Paradis nach Paris gemacht“ habe. Dabei handelt es sich nach neueren Forschungen wohl um KV 456.[3] Salieri widmete ihr sein 1773 entstandenes Orgelkonzert, das sie höchstwahrscheinlich ebenfalls öffentlich aufführte. Sie spielte nachweislich auf der Orgel der Augustinerkirche in Wien.
Nach einem Martyrium durch eine Vielzahl damals moderner Behandlungen, die ihre Blindheit kurieren sollten, galt sie den am Wiener Hof anerkannten Medizinern als unheilbar. Danach war sie einige Monate lang Patientin des zwar in Wien berühmten, aber von Kollegen angefeindeten Arztes Franz Anton Mesmer, wonach sich ihr Zustand zeitweise merklich besserte.[4]
Nachdem ihre Eltern sie im Juni 1777 Mesmers Behandlung entzogen hatten, fiel sie wieder in vollkommene Blindheit zurück. Inwiefern diese Blindheit entstand oder was diese auslöste, wird bislang nur vermutet.[5]
Zeitgenössische Berichte zeichnen ein anderes Bild ihrer Erkrankung und deren Heilungsversuchen. Am 15. Juni 1779 hatte sie an Mesmer als „Ihre glücklichste und dankbarste Tochter“ einen Dankesbrief gerichtet:
„Wohlgeborner, hochzuehrender Herr! Hier sehen Sie die Erstlinge der vortreflichen Erfindung, wodurch Sie ihre blinde Schülerinn bis zum möglichsten Grade beseeliget, und, beynahe möchte ich sagen, mit einem neuen Sinne bereichert haben: Ich fühle, wie ich soll, die Wichtigkeit Ihrer ausnehmenden Wohlthat. Es sind aber Empfindungen, die in der Tiefe meines Herzens liegen, und durch das Gewühl von Freude und überströmender Dankbarkeit sich nicht im Munde empor arbeiten können. […] Erlauben Sie mir überdieß, Sie ewig als meinen zweyten Vater zu verehren.“
Nur zehn Tage später berichtete über das „seit ihrem 4ten Jahre am schwarzen Staare blinde Fräulein von Paradis“ die Brünner Reichs-Zeitung: „jetzt ist dies Fräulein wieder blind“.[6]
Am 20. September 181З ließ sie notariell beurkunden, sich getäuscht zu fühlen, und es sei keine Besserung ihres Sehvermögens durch Mesmers Behandlung eingetreten, was Johann Riedinger (s. u.) und Anton Peck bezeugten:
„Endesgefertigte bezeuge hiemit ungezwungen, der Wahrheit zur Steuer, dass ich während der magnetischen Cur des Hrn. D. Messmer niemahls gesehen habe, sondern da ich das Gefühl des Sehens nicht kannte, durch besagten Dr. Messmer, nur getäuscht wurde, als ob ich wirklich sähe. Zur Urkund dessen meine nachstehende Fertigung. Wien den 20. September 181З.“
– Abschrift im Intelligenzblatt zur Wiener allgemeinen Literaturzeitung Nr. 35 vom November 1813[7]
Europatournee
Eine große Tournee führte die Pianistin von 1783 bis 1786 unter anderem nach Hamburg, wo sie mit Carl Philipp Emanuel Bach zusammentraf, Berlin, in die Schweiz, nach Frankreich, England, in die Österreichischen Niederlande und nach Böhmen. Begleitet wurde sie von ihrer Mutter Maria Rosalia und von Sigmund Falgara (1752–1790, Musiker, mindestens bis Februar 1784) und ihrem Librettisten, Violinisten und späteren Lebensgefährten Johann Riedinger (vermutlich ab Herbst 1785), der ihretwegen eine Blindennotenschrift erfand. Nahezu alle Konzertbeschreibungen dieser Zeit lauten ähnlich:
„Das Concert Spirituel vom 1. Ostern gewährte unsern Parisern eine seltene Erscheinung. Mlle Paradis von Wien, seit dem zweiten Jahre ihres Alters des Augenlichtes gänzlich beraubet, spielte auf dem Klavecin, und sezte uns alle in Erstaunen. Diese blinde Virtuosin war die erste, welche uns aus dem irrigen Wahne riß, dass das Klavecin in einem großen und weitläufigen Sale keine sonderliche Wirkung machen könne: sie bewies das Gegenteil mit der Stärke ihres Spieles, zu allgemeinem Beifalle. Die junge durch sich selbst so sehr als durch ihre Talente interessante Person ist eine Lehrschülerin des berühmten Kozeluch.“[8]
Durch diese Konzertreise wurde Maria Theresia Paradis über die Grenzen Österreichs hinaus bekannt und beeindruckte und beeinflusste insbesondere Valentin Haüy und Johann Wilhelm Klein, die Begründer der ersten Blindeninstitute in Paris, Wien und Berlin. Für ihre Korrespondenz verwendete sie einen von Wolfgang von Kempelen, ihrem früheren Hauslehrer, entwickelten Setzkasten, eine Vorform der Blindenschreibmaschine. Damit war mit der Grundstein gelegt zur heutigen Blindenschrift von Louis Braille. Ihre Reisestationen lassen sich auch anhand ihres Stammbuchs, das sie auf der Reise mit sich führte, belegen – und dadurch auch etliche Persönlichkeiten, die sich darin eingetragen haben.[9] Zwar reisten viele Musiker und Komponisten in dieser Zeit durch Europa, meist aber nur, um von ihrem Arbeitgeber z. B. zur Fortbildung nach Italien und zurück zu gelangen. Maria Theresia Paradis’ Reise ist – ähnlich wie die Wunderkinder-Reise der Mozarts von 1763 – etwas Außergewöhnliches. Eine weitere blinde Zeitgenossin von Maria Theresia Paradis, Marianne Kirchgeßner, war nahezu zeit ihres ganzen Lebens auf Tournee. Eine besondere Herausforderung stellten die Logistik, das teils noch schlecht ausgebaute Straßensystem und vor allem die teils üblen Unterkünfte in jener Zeit dar.[10][11][12][13][14]
Kraft Ernst von Oettingen-Wallerstein, Wilhelmine Friederike (1764–1817) von Oettingen-Wallerstein, Anton Janitsch (Hofviolinist), Paul Winneberger (Hofkomponist, Cellist), Johann Georg Feldmayr (Hofflötist, Tenor)
div. Klav.-konz. von Leopold Koželuh, KV 456 (Wolfgang Amadeus Mozart, wohl für sie komponiert und extra nach London geschickt) und Georg Friedrich Händel
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Ihr Reiseweg von Bern nach Paris ist ebenfalls noch unsicher: möglicherweise fuhr sie über Fribourg, Lausanne, Genf und Lyon.
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Der Rückweg von Calais nach Brüssel ist ebenso noch unklar. Etliche Haltestellen und Reisestationen unterwegs sind bislang noch unbekannt oder noch nicht weiter erforscht.
Komponistin
Bereits vor ihrer dreijährigen Konzertreise, die hauptsächlich ihren Ruf als Pianistin in die Welt trug, hatte Maria Theresia Paradis begonnen, Klaviermusik und Lieder zu komponieren. Während ihrer Reise dann entstanden ihre Zwölf Lieder, deren Druckkosten von Luise Eleonore von Sachsen-Meiningen, einer Förderin aus Begeisterung, erstattet wurden. Nach ihrer Rückkehr widmete sich Maria Theresia Paradis in Wien intensiver der Komposition. Eine weitere bedeutende Förderin für ihr Vorankommen wurde ihre Brieffreundin Sophie von La Roche. Spätere vorgesehene Konzertreisen nach Italien und Russland kamen nicht zustande.
Paradis komponierte neben Liedern ein Melodram, Kantaten, Kammermusik, Klavierkonzerte, Singspiele und Opern. Erst wenig davon konnte bisher erforscht werden, da diese Kompositionen zum großen Teil nur durch Aufführungsdaten und zeitgenössische Besprechungen bekannt sind.[17] Ihre Singspiele und Opern, die sie in den 1790er-Jahren schrieb und die im Theater am Kärntnertor uraufgeführt wurden, fanden Anklang.
Musikpädagogin
Bei der von Valentin Haüy 1784 in Paris gegründeten Institution royale des jeunes aveugles („Königliche Anstalt für junge Blinde“), gehörte sie zu den Mitinitiatoren.[18]
1808 gründete sie in ihrer Wohnung zum „Schab den Rüssel“ in der Rothenturmstraße CN. 482 in Wien ein Institut für musikalische Erziehung, an dem sie blinde und sehende Mädchen und junge Frauen in Klavier, Gesang und Musiktheorie unterrichtete. Dies war möglich durch einen eigens für sie angefertigten Notensetzkasten, mit dem Musik begreifbar gemacht werden konnte:
„Sie hat kleine Karten, auf welche ausgeschnittene Noten in ihrer wahren Gestalt aufgeklebt sind. (...) Nun gibt sie den Kindern diese Noten zu erkennen (da sie erhaben auf den Karten liegen, so sind sie ihr so geläufig wie die geschriebenen) und um ihnen den Wert derselben recht begreiflich zu machen, handelt sie spielend mit derselben; sie gibt z. B. eine ganze Note hin, und lässt sich den Werth derselben nach und nach in Halben, Vierteln u.s.w. dafür geben, auf andern Blättern hat sie die ganze Scala der Violin und des Basses; (...) Um Geläufigkeit im Spiele, und den Fingersatz bald zu lernen, gibt sie ihnen Läufe und gewisse Passagen durch alle Tonarten, (...) um überhaupt sicher zu seyn, das sie überall die rechten Finger nehmen, auch die Hände schön halten, schwebt immer ganz leicht ihre Hand darüber her. Da nun ihr Eifer, ihr Fleiss und Unverdrossenheit unermüdet sind, so erreicht sie den schönen Zweck eine Schule zu bilden, die einstens von der Zeit ihren Ruf bekommen und gewürdigt werden wird.“[19] „Wirklich sind sie [die Schülerinnen] sich auch alle mit schwesterlicher Liebe zugethan, und alle hängen mit ganzer Seele an ihrer Meisterinn, von der sie nie ein böses Wort, sondern nur Liebe empfangen.“[20]
Mit „Schule“ ist hier – abgesehen von ihrer Wohnung als Unterrichtsort für ihre Schülerinnen – ihr eigenes System gemeint, ähnlich Leopold MozartsVersuch einer gründlichen Violinschule (1756), das noch heute als Standardwerk im Violinunterricht genutzt wird. Ihre Schule bzw. ihr Musikinstitut war auch Vorbild für weitere Institute dieser Art, so z. B. für den blinden Pianisten und Komponisten Josef Proksch.
Salonnière
Mehrmals jährlich führte Maria Theresia Paradis in ihrem Haus erfolgreiche und beliebte Konzerte, Bälle und Festlichkeiten durch, die einheimischen als auch durchreisenden bekannten Musikern eine Plattform boten und so viel Wertschätzung in der Öffentlichkeit hatten, dass die örtlichen Zeitungen regelmäßig davon berichteten. Mit diesen Konzerten war sie auf der Höhe der Zeit, die Konzertprogramme haben sich erhalten.[21]
Politisch sah sich Maria Theresia Paradis auf der Seite der Monarchie. In Paris hatte sie auch die königliche Familie kennengelernt und musizierte mit Marie-Antoinette persönlich in Versailles, die selbst ausgezeichnete Pianistin war und komponierte. Maria Theresia Paradis’ Patriotismus drückt sich in ihrer Komposition Auf die Damen, welche statt Gold nun Leinwand für die verwundeten Krieger zupfen (1794) aus. Sie vertrat aufgeklärte Ansichten und hatte freundschaftliche Beziehungen zu anderen Salonnièren Wiens wie Caroline Pichler und zur Schriftstellerin Gabriele von Baumberg.[22] 1797 reiste Paradis ein letztes Mal nach Prag, um dort die Uraufführung ihrer Zauberoper Rinaldo und Alcina im Ständetheater zu verfolgen, der der Erfolg aber versagt blieb. Körperlich und seelisch erschöpft versuchte sie, sich im nahen Karlsbad zu erholen und tätigte Erholungsspaziergänge in der näheren Umgebung.
Lebensabend
Wohl im Oktober 1797 kehrte sie nach Wien zurück, brachte ihren Musiksalon wieder in Schwung und konnte dort auch u. a. Joseph Haydn als Gast begrüßen, der mit Ignaz Franz von Mosel und mit ihr am Klavier sein großes Werk Die Schöpfung einstudierte:
„Die blinde Meisterin lernte das 1. Pianoforte in unglaublich kurzer Zeit auswendig, das 2. spielte der berühmte Abt Vogler, Solo- und Chor-Stimmen wurden von Dilettanten ausgeführt. So ward es vor einem zahlreichen Auditorium und in Gegenwart Haydn’s gegeben, der mich am Schluße mit der Versicherung umarmte, sein Werk noch nie so vollkommen, als in dieser Gestalt genossen zu haben.“[23]
Laut amtlicher Bekanntmachung des Todes in der Wiener Zeitung starb Maria Theresia von Paradis unverheiratet am 1. Februar 1824 „in der rothen Thurmstraße Nr. 482, an der Lungensucht und am Nervenfieber“.[24] Mehr Schulden als Vermögen vermachte sie Johann Riedinger – dem Armeninstitut Wien und einigen Angehörigen und Freunden blieb etwas Geld. Riedinger, dessen Erfolg immer mehr nachließ, war dadurch gezwungen, Paradis’ Nachlass zu veräußern. Ihr Flügel von Joseph Brodmann gilt als verschollen. Sie wurde auf dem Sankt Marxer Friedhof beigesetzt, das Grab ist verschollen.
Werke (Auswahl)
Viele der zahlreichen Werke von Maria Theresia Paradis sind verlorengegangen. In ihren Bühnenwerken zeigt sich besonders in den dramatischen Szenen der Einfluss ihres Lehrers Salieri, ansonsten herrscht der typische „Wiener Singspielton“ vor. Ihre Klavierwerke sind stark vom Stil ihres Lehrers Koželuh beeinflusst.
Bühnenwerke
Ariadne und Bacchus (1791)
Der Schulkandidat (1792)
Rinaldo und Alcina (1797)
Vokalwerke
Zwölf Lieder auf ihrer Reise in Musik gesetzt (1786)
Deutsches Monument Ludwigs des Unglücklichen (1793; gewidmet Kaiserin Maria Theresia)[25]
Kantate auf die Wiedergenesung meines Vaters
Instrumentalwerke
2 Klavierkonzerte in g-Moll und C-Dur
12 Klaviersonaten (1792)
Klaviertrio (1800)
2 Fantasien für Klavier in G-Dur (1807) und C-Dur (1811)
Sicilienne für Violine und Klavier (gilt als ihr populärstes Werk; die Autorenschaft ist aber umstritten)
Rezeption
Jakob Glatz widmete ihr im Jahre 1809 das Gedicht „An das blinde Fräulein Therese Paradis“:
Welch Leben um uns her! welch' freudiges Gewimmel,
Das deinen Blick, o Freundinn, nicht entzückt!
Doch wer, wie du, den stillen, heitern Himmel
Im Herzen trägt, der siehet hell, der ist beglückt.
(Neue Familien-Gemählde und Erzählungen für die Jugend, zur Bildung des Sinnes für häusliche Tugend und häusliches Glück, Gedicht Nr. XII, S. 230.[26])
In Anerkennung ihres Wirkens wurde 1999 in Wien das „Von Parádis Trio“ durch die Musikerinnen Ursula Bosch, Ildikó Tarmann und Karin Hopferwieser gegründet.[27] Das Von und der Akzent im Namen dieses Trios sind allerdings irrige Kuriositäten, da Paradis nicht adelig war, ihr Großvater Claude Paradis aus Savoyen stammte und ihr Name somit auf der letzten Silbe betont wird.
Alissa Walsers 2010 erschienener Roman Am Anfang war die Nacht Musik[28][29] dreht sich um die Heilungsbemühungen Franz Anton Mesmers an Maria Theresia Paradis. Basierend auf diesem Roman entstand 2017 der Film Licht (auch Mademoiselle Paradis) von Barbara Albert mit Maria Dragus in der Rolle der Maria Theresia Paradis und Devid Striesow als Franz Anton Mesmer.
Sophie Reyers Theaterstück Paradis entwickelt aus der Biographie Paradis´ eine szenische Abhandlung über den Begriff des Sehens. Das Stück wurde 2023 im Grazer Theater im Keller uraufgeführt.[30][31]
Im Magazin des Wien Museum (Biografische Sammlungen) in Wien befindet sich eine Wachsbüste mit Echthaar, Glasaugen und einem berüschten Gewand, die laut Originalplakette im Sockel Maria Theresia Paradis darstellt. Diese Büste ist seit der Neugestaltung 2023 im Präsenzbestand zu sehen, die originale Glasabdeckung fehlt zwar, wurde aber durch einen Glaskasten ersetzt. Sie befand sich ursprünglich in einer Wiener Blindenschule, möglicherweise als Memorandum und aus Verehrung ihrer Persönlichkeit als (blinde) Musiklehrerin und Vorbild. Diese Büste ist die einzige lebensgroße, erhalten gebliebene und bislang bekannte Wachsbüste einer Künstlerin aus dieser Zeit.
Alexander Mell: Encyklopädisches Handbuch des Blindenwesens. Verlag von A. Pichlers Witwe und Sohn, Wien/Leipzig, 1900, S. 576–578.
Hermann Ullrich: Maria Theresia Paradis und Dr. Franz Anton Mesmer. In: Jahrbuch des Vereines für Geschichte der Stadt Wien. XVII–XVIII. 1961–1962. S. 149–188.
Rudolph Angermüller, Hidemi Matsushita, Ron Rabin: Paradis, Maria Theresia. In: Stanley Sadie (Hrsg.): The New Grove Dictionary of Music and Musicians. (2. Auflage) Grove Dictionaries, New York 2000.
Rudolph Angermüller: Antonio Salieri. Dokumente seines Lebens. 3 Bde. Bock, Bad Honnef 2002.
BBI (Hrsg.): 200 Jahre Blindenbildung im deutschen Sprachraum. Wien 2004, S. 56.
Ingeborg Harer: Paradis, Maria Theresia. In: Ludwig Finscher (Hrsg.): Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Zweite Ausgabe, Personenteil, Band 13 (Paladilhe – Ribera). Bärenreiter/Metzler, Kassel u. a. 2005, ISBN 3-7618-1133-0, Sp. 104–106 (Online-Ausgabe, für Vollzugriff Abonnement erforderlich) (Erweiterte Fassung in der Online-Ausgabe Oktober 2020 (major update))
Marion Fürst: Artikel „Maria Theresia (von) Paradis“. In: MUGI. Musikvermittlung und Genderforschung: Lexikon und multimediale Präsentationen, hg. von Beatrix Borchard und Nina Noeske, Hochschule für Musik und Theater Hamburg, 2003ff. Stand vom 6. Juli 2007.
Marion Fürst: Artikel „Paradis, Paradies, (Maria) Theresia“. In: Europäische Instrumentalistinnen des 18. und 19. Jahrhunderts. 2012. Online-Lexikon des Sophie Drinker Instituts, hrsg. von Freia Hoffmann.
↑Hermann Josef Ullrich wies in einem Aufsatz im Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien (Bd. 17/18, 1961/1962) nach, dass sie nicht von Adel war. Gleiches geht hervor aus Karl Friedrich von Frank: Standeserhebungen und Gnadenakte für das Deutsche Reich und die Österreichischen Erblande bis 1806, sowie kaiserlich österreichische bis 1823 mit einigen Nachträgen zum „Alt-Österreichischen Adels-Lexikon 1823–1918“. Selbstverlag, Senftenegg. (Dazu auch: Michael Lorenz: Rezension von Marion Fürsts Monographie. In: Mozart-Jahrbuch 2007/08, Bärenreiter, Kassel etc. 2011, S. 189–193; online auf der Website des Autors (Memento vom 15. Juni 2021 im Internet Archive))
↑Vgl. Marion Fürst: Maria Theresia Paradis – Mozarts berühmte Zeitgenossin. Böhlau, Köln 2005, ISBN 3-412-19505-7, S. 114.
↑Allerdings kam sie mit ihrem eigenen Spiegelbild und ihrem Klavierspiel nicht zurecht und verfehlte sehenden Auges die Tasten. Menschennasen fand sie lächerlich. Die Sterne betrachtete sie aber stets mit großer Bewunderung. Vgl. Marion Fürst, S. 45.
↑Laut den Aussagen ihrer Eltern soll sie „plötzlich“ über Nacht, „durch eine zurückgeschlagene Feuchtigkeit oder Verkältung“ entstanden sein. Eine andere Geschichte erzählt von einem „entsetzlichen Geschrei“ im Hause Paradis, worauf das Kind aus Schreck sofort erblindet sei. Keine der beiden Versionen ist glaubwürdig, und Letztere gar nicht nachweisbar (Vgl. Marion Fürst, S. 23).
↑Siehe ausführliches Quellen- und Werkverzeichnis bei: Marion Fürst: Artikel „Maria Theresia (von) Paradis“. In: MUGI. Musikvermittlung und Genderforschung: Lexikon und multimediale Präsentationen, hg. von Beatrix Borchard und Nina Noeske, Hochschule für Musik und Theater Hamburg, 2003ff. Stand vom 6. Juli 2007.
↑Marion Fürst: Maria Theresia Paradis. Mozarts berühmte blinde Zeitgenossin. 2005, ISBN 3-412-19505-7.
↑Die vorzüglichsten gesichtslosen Musik-Virtuosen neuerer Zeit. Ein Ehrendenkmahl. In: Allgemeine musikalische Zeitung mit besonderer Rücksicht auf den österreichischen Kaiserstaat / Wiener allgemeine musikalische Zeitung mit besonderer Rücksicht auf den österreichischen Kaiserstaat, Heft 30/1817, S. 249–251; Nr. 32, Sp. 265–267; Nr. 34, Sp. 288–290; Nr. 37, Sp. 314–317; Nr. 38, Sp. 321–324 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/amz; Marion Fürst, S. 178f.
↑Helga Peham: Die Salonièren und die Salons in Wien. 200 Jahre Geschichte einer besonderen Institution. styria premium, 2013, ISBN 978-3-222-13402-9.
↑Ignaz von Mosel: Notizen über mich selbst. (Hgg. von Theophil Antonicek). In: Elisabeth Theresia Hilscher (Hrsg.): 200 Jahre Musikleben in Erinnerungen: Ignaz von Mosel (1772–1844), Johann Nepomuk Freiherr von Haßlinger (1822–1898), Joseph Mantuani (1860–1933), Ján Albrecht (1919–1996) (= Wiener Veröffentlichungen zur Musikwissenschaft, Bd. 35). Tutzing 1998, S. 11–66.
↑Jakob Glatz: Neue Familien-Gemählde und Erzählungen für die Jugend, zur Bildung des Sinnes für häusliche Tugend und häusliches Glück. Band1. Degensche Buchhandlung, Wien 1809, S.230 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 15. Mai 2024]).