Manfred Zoller wuchs in Zeitz auf. Ab 1963 besuchte er in Zeitz einen Zeichenzirkel bei dem Maler und Bildhauer Joachim Hering. Von 1969 bis 1979 studierte er Medizin an der Universität Rostock[1] und arbeitete anschließend im Anatomischen Institut Rostock. Zoller wurde 1977 promoviert, wurde 1978 Facharzt und 1991 habilitiert.
Nach dem Physikum begann Zoller wieder intensiv zu zeichnen und zu malen. 1971 begann eine jahrelange gemeinsame künstlerische Zusammenarbeit mit Hanns Schimansky. Ab 1972 arbeitete er im Zeichenzirkel der Universität Rostock bei Johannes Müller. In den nächsten Jahren holte sich Zoller wichtige Anregungen durch Johannes Müller (1935–2012), die später zu einer andauernden Freundschaft wurde: Neben dem künstlerischen Austausch auch Betrachtungen über die Lehre Zollers im Lehrfach Morphologie und Anatomie.
1985 begann seine Lehrtätigkeit an der Hochschule für Bildende Künste Dresden als Leiter der Abteilung für Künstleranatomie. 1989 zog er mit seinem Atelier in die Parkstraße 31 nach Berlin-Pankow. 1990 wechselte Zoller an die Kunsthochschule Berlin-Weißensee und nahm am ersten gemeinsamen Symposium aller Kunsthochschulen Deutschlands in Hamburg teil. Von 1990 bis 1992 hielt er Vorträge zu anthropologischen Themen unter der Überschrift „Aus den Dingen schwindet die Wärme“ (Walter Benjamin) an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee und der Hochschule für Bildende Künste Dresden. 1993 wurde er zum Professor für das Fach Morphologie/Anatomie an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee berufen.
2008/2009 hatte Zoller zwei Gastprofessuren an der Deutschen Universität Kairo (GUC) inne. 2009 war er Gastprofessor an der Universität der Künste Tokio (Geijutsu Daigaku).
2010 fand die Gründung der Gesellschaft für Anatomie und Bildende Kunst mit Künstlern und Medizinern statt. Zollers Werke wurden in zahlreichen Galerien und Ausstellungen gezeigt. Skulpturen des Künstlers befinden sich unter anderen auch im Lehmbruck-Museum in Duisburg.
Zoller ist mit der Illustratorin und Kinderbuchautorin Elinor Weise verheiratet[2] und lebt mit seiner Familie im Hohen Neuendorfer Ortsteil Bergfelde bei Berlin.[3]
Werke
Anatomiesaal, 1982/83, Öl auf Hartfaser, 90 × 135 cm
Roter Vorhang, 2014, 80 × 100 cm, Öl auf Leinwand
Porträt Hanns Schimansky, 1974, Bleistift auf Papier, Kupferstichkabinett Berlin
Am Margaretenplatz, 1982/83, Öl auf Hartfaser, 65,5 × 94 cm, Kunsthalle Rostock
„In den Jahren, als Manfred Zoller als Autodidakt in Rostock malte und zeichnete, hat er sich als Künstler ein Fundament erarbeitet, das sich – bei allen Wandlungen – bis in die Gegenwart als stabil und tragfähig erwies.“[4] Insbesondere sein Gefühl für Farbe hat seine künstlerische Entwicklung befördert. Seine Bilder – früher gegenständlich in Stadtansichten, Stillleben und Porträts sichtbar – seit Ende der 1980er Jahre in freien abstrakteren Bildfindungen – sind der klassischen Moderne verpflichtet.
Ausgehend von Collagen begann er in den frühen 1980er Jahren mit unterschiedlichen Materialien auch räumliche Arbeiten als Objekte und Skulpturen zu realisieren. Diese eigenen Untersuchungen kamen ihm später in der Lehre zugute. An der Kunsthochschule bezog sich Zoller immer wieder auf anregende ganzheitliche Zusammenhänge des absolvierten Medizinstudiums. Die Unabhängigkeit der Studenten durch eigene erworbene Bildung und entwickeltes Empfinden waren ihm wichtig.
als (Hrsg.): Der Blick auf Anatomie, Gestalt und Körper durch die Kunst. Symposium an der Kunsthochschule Weißensee und der Gesellschaft für Anatomie und Bildende Kunst 2012.
Gestalt und Anatomie – Ein Leitfaden für den bildnerischen Weg. 2. erweit. Aufl. Dietrich Reimer Verlag, 2012.
Klaus Tiedemann: Text im Faltblatt der Ausstellung der Kunsthalle Rostock, 1983.
Inga Kerkin: Text im Katalog Joachim Böttcher, Hanns Schimansky, Manfred Zoller, Galerie am Boulevard, Rostock 1984.
Wulff Sailer: Text im Katalog zur Ausstellung Manfred Zoller – Malerei und Grafik, Samuelis Baumgarte Galerie, Bielefeld
Matthias Flügge: Eine Rede für Manfred Zoller, Katalog zur Ausstellung „Manfred Zoller“, Galerie Refugium, Neustrelitz 1993.
Michael Freitag: Text in: Wochenmarkt und Knochengeld, Lukas Verlag, 2006.
Ingeborg Ruthe: Eine poetisch geordnete Welt, Berliner Zeitung, 4. Dezember 2007.
Manfred Zoller. Kehrwieder 4. Künstlerbriefe nach Rostock, Dresden, Berlin und Bergfelde. Mitteldeutscher Verlag, Halle/Saale, 2023; ISBN 3-96311-790-7,ISBN 978-3-96311-790-9