Malermuschel

Malermuschel

Malermuschel (Unio pictorum)

Systematik
Überordnung: Palaeoheterodonta
Ordnung: Unionida
Überfamilie: Flussmuschelähnliche (Unionoidea)
Familie: Fluss- und Teichmuscheln (Unionidae)
Gattung: Flussmuscheln (Unio)
Art: Malermuschel
Wissenschaftlicher Name
Unio pictorum
(Linnaeus, 1758)

Die Malermuschel (Unio pictorum) ist eine Muschelart aus der Familie der Fluss- und Teichmuscheln. Ihre Muschelschalen wurden früher als Behältnis zum Anmischen von Farben in der Malerei verwendet, daher der Name.[1]

Merkmale

Die Schale erreicht eine Länge von 72 bis 90 Millimeter, eine Höhe von 23 bis 31 Millimeter und eine Dicke von 23 bis 31 Millimeter. Sie ist sehr langgestreckt und mehr als zweimal so lang wie hoch. Der obere und der untere Rand sind beinahe parallel zueinander. Der untere Rand ist meistens etwas nach innen gebogen. Das Hinterende der Schale ist keilförmig verschmälert. Die Wirbel ragen mäßig hervor. Die Wand der Schale ist dick und gelblichgrün bis bräunlich.

Vorkommen

Lebensraum der Malermuschel sind langsam fließende und stehende Gewässer. Sie kommt in Europa vor, ausgenommen der äußerste Süden und Norden. In Deutschland ist die Malermuschel als eine nationale Verantwortungsart innerhalb der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt der Bundesregierung eingestuft.[2]

Lebensweise

Die Malermuschel ist in der Regel getrenntgeschlechtlich. Im Kiemenraum weiblicher Tiere entwickeln sich in besonderen Fächern ungefähr 300.000 bis 400.000 Eier. Ungefähr vier bis sechs Wochen dauert die im Sommer liegende Brutzeit. Die Larven sind zirka 0,25 Millimeter groß. Sie werden mit dem Atemwasser aus den Muscheln ausgestoßen und sinken auf den Gewässergrund ab. Versucht ein Fisch sie zu fressen, hängen sie sich mittels ihrer mit Haken ausgestatteten Schalenklappen in seinen Kiemen fest. Sie werden von den Kiemenblättern umwachsen. Hier leben sie über einen Zeitraum von drei bis elf Wochen als Parasiten, anschließend lösen sie sich als fertige kleine Muscheln wieder. Die Geschlechtsreife wird mit drei bis vier Jahren erreicht. Als Höchstalter erreichen Malermuscheln sieben bis zehn Jahre. Malermuscheln sind Wirte für den Bitterling, der seine Eier in sie ablegt.

Gefährdung

In vielen oberbayrischen Seen traten Malermuscheln bis ins 20. Jahrhundert sehr häufig auf. Seit Anfang der 1980er Jahre ist ein dramatischer Rückgang der Bestände im Tegernsee zu verzeichnen. Die Gründe dafür werden in der durch Ringkanalisation „verbesserten“ Gewässergüte gesehen.[3] Andernorts ist der Rückgang dagegen auf das Gegenteil, auf Eutrophierung der Gewässer zurückzuführen, neben vielfältigen meist baulichen Einflussnahmen durch den Menschen wie Uferverbauungen oder Dämme.[4][5] Eine weitere Gefährdung stellt die Einleitung von mit Mikroplastik kontaminiertem Wasser aus Kläranlagen dar.[6]

Literatur

  • Herbert W. Ludwig: Tiere und Pflanzen unserer Gewässer. BLV, München 2003, ISBN 3-405-16487-7.

Einzelnachweise

  1. Merkblatt zur Malermuschel. (PDF; 0,8 MB) Bayerisches Landesamt für Umwelt.
  2. Arten in besonderer Verantwortung Deutschlands auf der Homepage des Bundesamtes für Naturschutz, abgerufen am 3. Juni 2016
  3. Ulrich Mößlang: Muschelkartierung im Tegernsee – Den stummen Bewohnern des Tegernsees auf der Spur. Manuskript, 10. Mai 2003.
  4. Gemeine Flussmuschel (Unio crassus agg.). Bayerisches Landesamt für Umwelt, 2022; abgerufen am 17. November 2022 (die Aussagen zu Unio crassus können hinsichtlich der Gewässer auch für Unio pictorium gelten).
  5. Katharina Stoeckl, Marco Denic, Juergen Geist: Conservation status of two endangered freshwater mussel species in Bavaria, Germany: Habitat quality, threats, and implications for conservation management. In: Aquatic Conservation: Marine and Freshwater Ecosystems, Band 30, Nr. 4, 2020, S. 647–661; doi:10.1002/aqc.3310, wiley.com (PDF)
  6. Janina Domogalla-Urbansky, Philipp M. Anger, Hermann Ferling, Florian Rager, Alexandra C. Wiesheu, Reinhard Niessner, Natalia P. Ivleva, Julia Schwaiger: Raman microspectroscopic identification of microplastic particles in freshwater bivalves (Unio pictorum) exposed to sewage treatment plant effluents under different exposure scenarios. In: Environmental Science and Pollution Research, Band 26, Nr. 2, 2019, S. 2007–2012.
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