Das Ma'assebuch, eigentlich Ajn schojn masse buch (jiddisch מעשׂה־בוך von hebr.ma'asse = Erzählung) ist eine Sammlung von mündlich überlieferten jiddischen Erzählungen, Sagen, Legenden und Gleichniserzählungen.
Sie basieren vor allem auf Geschichten aus den Midraschim und dem Talmud und stehen in der Tradition der askenasischen Juden in Westeuropa.
Dabei werden wunderbare Taten von biblischen Gestalten, Rabbinen und Zaddikim geschildert, sowie märchenhafte Geschichten aus dem Morgen- und Abendland erzählt.
Es wurde 1602 das erste Mal in Basel von Konrad Waldkirch gedruckt. Es folgten zahlreiche Nachdrucke, die auf breites Interesse stießen. In Gießen erschien 1612 eine Ausgabe in deutscher Sprache. Die Amsterdamer Ausgabe (1701) systematisierte die Erzählungen und fügte neue ein. Die Frankfurter (1703) und Rödelheimer Ausgabe (1753) zeichnen sich durch Hinzufügung kabbalistischer Episoden aus. Bis zum Jahr 1870 waren über 20 Auflagen erschienen.[1] Die erste englischsprachige, aus dem Jiddischen übersetzte Ausgabe des Linguisten und ehemaligen sephardischen Oberrabbiners von England Moses Gaster erschien 1934.
Zielgruppe des Buches waren sowohl Gelehrte als auch Frauen.
Das Buch leistete einen wichtigen Beitrag dafür, dass sich Jiddisch als Literatursprache etablierte.
Christoph Helwig (Hrsg.): Jüdische Historien/ Oder/ Thalmudische/ Rabbinische/ wunderbarliche Legenden/ so von den Jüden als warhafftige und heylige Geschicht/ an ihren Sabbathen und Feyertagen gelesen werden: Darauß dieses verstockten Volcks Aberglauben und Fabelwerck zu ersehen / Auß ihren eigenen Büchern in Truck Teutsch verfertiget, Caspar Chemlein, Giessen 1611, Digitalisat der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel
Isaak Jüdels: Ayn shin Ma'ase-Bukh, Jüdels, Wilhermsdorf s. a., ca. 1673 (Freimann: 1673–1677, Steinschneider 1670–1680) Digitalisat der Universitäts-Bibliothek Erlangen-Nürnberg (unterscheidet sich lt. Meitlis 1933 in nichts von Prag 1665; Isaak Jüdels entstammt der Prager Druckerfamilie der Gersoniden. )
Isak Gersoni: Mayse-bukh Wilhermsdorf s. a. (bei Steinschneider 1848 erwähnt als unterschiedliche Ausgabe zu 1703, da anderer Herausgeber wohl auch unterschiedliche Ausgabe zu ca. 1673 ; Verwandtschaft siehe Wilhermsdorf ca. 1673)
1703 Wilhermsdorf (bei Steinschneider 1848 und Meitlis 1933 erwähnt)
1703 Frankfurt am Main (bei Steinschneider 1848 erwähnt, lt. Meitlis 1933 erweiterte Ausgabe)
Ma'assebuch (hebräischer Titel siehe Abb.). 354 Sagen und Legenden aus Talm. und Midr. u. s. w. gesammelt von Ascher Anschel b. Leiser, Sabbatai Bass, Dyhernfurth 1706[6]
Ma'assebuch (hebräischer Titel siehe Abb.).Sabbatai Bass, Dyhernfurth 1709[8]
Ayn shen mayśe-bukh: kȯmt her liben manen un' frouen un' tut das schėn maeśe̲-buch an schauen mit dreiʼ hundert un' etlichė maʻeśim bei anander gebracht ...Gerson Wiener, Berlin 1709. Nach Meitlis 1933 ein Nachdruck der Ausgaben Amsterdam 1701 und Frankfurt/Oder 1708/09 mit gleichem Titel.[9] Gerson Wiener war Drucker in Frankfurt/Oder und Berlin.[10]
Allerlei Geschichten. Maasse-Buch, Buch der Sagen und Legenden aus Talmud und Midrasch nebst Volkserzählungen in jüdisch-deutscher Sprache. Amsterdam 1723 (deutscher Titel nach der Übersetzung von Pappenheim 1929) (enthält lt. Steinschneider 1848 eine „Reisebeschr. des Gerson“, verm. ist damit der Hrsg. Iask Gersoni der Ausgabe Wilhermsdorf s. a. gemeint)
Maase-Buch, worinnen viele wunderlich-schöne Masim (d. i. Geschichte)..., Simson Hanau, Homburg 1727 (Titel nach Gosche 1861)
NN. (Name in hebräischen Buchstaben siehe Abb.): Nürnberg, 1763 (lt. Meitlis 1933 erweiterte Ausgabe und Nachdruck von Frankfurt 1703 oder Rödelheim 1753)
Bertha Pappenheim (Hrsg.): Allerlei Geschichten. Maasse-Buch. Buch der Sagen und Legenden aus Talmud und Midrasch nebst Volkserzählungen in jüdisch-deutscher Sprache. Nach der Ausgabe des Ma’ase-Buches Amsterdam 1723 bearbeitet von Bertha Pappenheim. Mit einem Geleitwort von Ismar Elbogen. J. Kauffmann, Frankfurt a. M. 1929 (unveränderter Nachdruck: Hofenberg, 2014 ISBN 3843032602) Volltext online bei Zeno.org
Gerimte Geschichte. (hebräischer Titel siehe Abb.) Lemberg 1851 (Meitlis 1933: vermutlich ein Nachdruck von Zolkiew 1802 ; es handelt sich hier um einen ersten Teilband – der zweite wird im Buch angekündigt ist aber wohl nicht erschienen ; der Herausgeber beruft sich im Vorwort auf eine nicht bekannte Ausgabe von 1705.)
Moses Gaster (Hrsg.): Ma'aseh book : book of Jewish tales and legends. The Jewish publication Society of America, Philadelphia, 1934. (Faksimile-Neuauflage 1981 ISBN 0827601891), nach der Ausgabe Amsterdam 1723
Ludwig Strauß (Hrsg.): Geschichtenbuch aus dem jüdisch-deutschen Maaßebuch / ausgew. u. übertr. von Ludwig Strauß. Schocken, Berlin 1934, (Bd. 18 der Bücherei des Schocken Verlags)
Ulf Diederichs (Hrsg.): Das Ma'assebuch: Altjiddische Erzählkunst. ins Hochdt. übertr., kommentiert und hrsg. von Ulf Diederichs. Dt. Taschenbuch-Verl., München 2003, ISBN 3-423-13143-8 (2., verbesserte Aufl. 2004 ISBN 3-423-13143-8), nach der Ausgabe Amsterdam 1723
Literatur
Christian Schöttgen: Etwas aus dem Jüdischen Meise-Buch. In: Der Rabbiner Nr. 28 vom 14. Juli 1742 S. 221f, Harpeter, Göttingen 1742 und Fortsetzung:
Isaac Ben Jacob: Oṣar has-sefarîm ; sefer erek̮ le-teqûnot sifrē Yiśra'ēl nidpasîm ew-kitbē yad ... Selbstverlag Jacob Ben Jacob, Vilnius 1880 (unveränderter Nachdruck mit zusätzlicher deutscher Titelübersetzung: Ozar ha-sepharim : Bücherschatz; Bibliographie der gesamten hebräischen Literatur mit Einschluss der Handschriften <bis 1863>. Sändig, Vaduz 1986)
Moritz Steinschneider: Jüdisch-deutsche Literatur : nach einem handschriftlichen Katalog der Oppenheim'schen Bibliothek (in Oxford), mit Zusätzen und Berichtigungen. (Fortsetzung). Katalognummern 156 und 157. In: Serapeum. Zeitschrift für Bibliothekwissenschaft, Handschriftenkunde und ältere Litteratur Nr. 24 von 1848, S. 379f. Volltext online bei Digizeitschriften
Allerlei Geschichten. Maasse-Buch. Buch der Sagen und Legenden aus Talmud und Midrasch nebst Volkserzählungen in jüdisch-deutscher Sprache. Nach der Ausgabe des Ma’ase-Buches Amsterdam 1723 bearbeitet von Bertha Pappenheim. Mit einem Geleitwort von Ismar Elbogen. J. Kauffmann, Frankfurt a. M. 1929.
Johannes Bolte, Jiří Polívka, Georg Polívka (Neubearb.): Anmerkungen zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm Band 5. Dieterich, Leipzig 1932 S. 22, (Nachdr. Olms-Weidmann, Hildesheim 1963)
Jakob Meitlis: Das Ma'assebuch. Seine Entstehung und Quellengeschichte. Zugleich eine Einführung in die altjiddische Agada. Mit einem Geleitwort von Moses Gaster, PH. D., London, Buchhandlung Rubin Mass, Berlin 1933. (Nachdruck Georg Olms Verlag, Hildesheim u. a. 1987, ISBN 3-487-07833-3) Leseprobe bei Google Books
Lazar Gulkowitsch: Der Begriff Hasid in der Gattung der Maasijjot. In: Die Bildung des Begriffes ḥāsīd, Krüger, Tartu 1935
Ulf Diederichs: Das Ma'assebuch. Altjiddische Erzählkunst. Vollständige Ausgabe (Hochdeutsch). Dt. Taschenbuch-Verl., München 2003., ISBN 3-423-13143-8.
Astrid Starck: Un beau livre d'histoires. Eyn shön Mayse bukh. Fac-simile l'editio princeps de Bâle (1602). Schwabe, Basel 2004, ISBN 3-7965-1091-4
Nathanael Riemer: Unbekannte Bearbeitungen des Ma`assebuches. In: Jiddistik-Mitteilungen. Jiddistik in deutschsprachigen Ländern. (Nov. 2007) Nr. 38, S. 1–23.
Nathanael Riemer: Stories of the Ma’aseh Book (Maysebook) in the Scriptures of Christian Hebraists. Onlineressource, http://opus.kobv.de/ubp/volltexte/2007/1549/ ,17. November 2008.
↑Elisabeth Singer-Brehm: Das Prager Maiśebuch von 1665. In: Jiddistik-Mitteilungen. Jiddistik in deutschsprachigen Ländern. Heft 55/56 (2016), S. 1–12.
↑Elisabeth Singer-Brehm: Nachtrag zum Artikel „Das Prager Maiśebuch von 1665“ (JM 55/56). In: Jiddistik-Mitteilungen. Jiddistik in deutschsprachigen Ländern. Heft 57/58 (2017), S. 27–29.
↑Jakob Meitlis: Das Ma'assebuch. Seine Entstehung und Quellengeschichte. Zugleich eine Einführung in die altjiddische Agada. Mit einem Geleitwort von Moses Gaster, PH. D., London, Buchhandlung Rubin Mass, Berlin 1933. (Nachdruck Georg Olms Verlag, Hildesheim u. a. 1987, ISBN 3-487-07833-3) S. 36
↑ Jakob Meitlis: Das Ma'assebuch. Seine Entstehung und Quellengeschichte. Zugleich eine Einführung in die altjiddische Agada. Mit einem Geleitwort von Moses Gaster, PH. D., London, Buchhandlung Rubin Mass, Berlin 1933. (Nachdruck Georg Olms Verlag, Hildesheim u. a. 1987, ISBN 3-487-07833-3) S. 37
↑Jacob Jacobson: Jüdische Trauungen in Berlin 1759 bis 1813. Mit Ergänzungen für die Jahre 1723-1759, Walter de Gruyter, Berlin 1968 S. 528 f. Volltext bei Google Books