Mühlstetten (fränkisch: Mühlschdien[2]) ist ein Gemeindeteil der Gemeinde Röttenbach im Landkreis Roth (Mittelfranken, Bayern).[3] Die Gemarkung Mühlstetten hat eine Fläche von 7,722 km². Sie ist in 1566 Flurstücke aufgeteilt, die eine durchschnittliche Flurstücksfläche von 4931,09 m² haben.[4] In ihr liegen neben dem namensgebenden Ort die Gemeindeteile Oberbreitenlohe und Unterbreitenlohe.[5]
Lage
Das Kirchdorf Mühlstetten liegt im Fränkischen Seenland im Dreieck Georgensgmünd, Pleinfeld und Röttenbach an der östlich angrenzenden Schwäbischen Rezat, neben dem Schwarzenberg. Geografisch ist es aufgeteilt in den Altort im Rezattal, ein westlich der Rezat am Südhang des Schwarzenbergs liegendes Siedlungsgebiet und ein kleineres, auf einem niedrigen Höhenpodest östlich der Rezat stehendes, dass mit Siedlungsteilen von Röttenbach zusammengewachsen ist.[6]
Geschichte
Der Ort wurde 1214 als „Mulsteten“ erstmals urkundlich erwähnt. Der Ortsname bedeutet Zu den Wohnstätten am Mühlbach. Die Schwäbischen Rezat wurde damals Mühlbach genannt.[7]
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts gab es in Mühlstetten 11 Anwesen (3 Ganzhöfe, 1 Halbhof, 2 Gütlein, 2 Häuser, 1 Schmiede, 1 Wirtshaus, 1 Gemeindehirtenhaus). Das Hochgericht übte das eichstättische Pflegamt Sand aus. Dieses war zugleich Gemeindeherr sowie Grundherr sämtlicher Anwesen.[8]
1802 kam Mühlstetten an das Herzogtum Bayern. Im Rahmen des Gemeindeedikts wurde 1809 der Steuerdistrikt Mühlstetten gebildet, zu dem Oberbreitenlohe und Unterbreitenlohe gehörten. 1818 entstand die Ruralgemeinde Mühlstetten, die deckungsgleich mit dem Steuerdistrikt war. Sie war in Verwaltung und Gerichtsbarkeit dem Landgericht Pleinfeld zugeordnet und in der Finanzverwaltung dem Rentamt Spalt. 1857 wurde die Gemeinde an das Landgericht Ellingen und Rentamt Weißenburg überwiesen. Ab 1862 gehörte Mühlstetten zum Bezirksamt Weißenburg in Bayern (1939 in Landkreis Weißenburg in Bayern umbenannt). Die Gerichtsbarkeit blieb beim Landgericht Ellingen (1879 in Amtsgericht Ellingen umbenannt), ab 1932 war das Amtsgericht Weißenburg in Bayern zuständig.[9] Die Gemeinde hatte eine Gebietsfläche von 7,732 km².[10]
Am 1. Juli 1972 kam die Gemeinde im Zuge der Gebietsreform in Bayern zum neu gebildeten Landkreis Roth. Zugleich waren nun das Amtsgericht Schwabach und das Finanzamt Schwabach zuständig. Am 1. Januar 1975 wurde die Gemeinde Mühlstetten nach Röttenbach eingemeindet.[11]
Einwohnerentwicklung
Gemeinde Mühlstetten
Ort Mühlstetten
Religion
Mühlstetten gehörte früher zur katholischen Pfarrei Stirn[30] und wurde erst 1. Januar 2003 zu einer Filiale der Pfarrei Röttenbach.[31][32] Die Einwohner evangelisch-lutherischer Konfession gehören zur Pfarrei St. Georg (Georgensgmünd).[10]
Das kleine Marienkirchlein und die im Jahr 1990 eingeweihte Dreifaltigkeitskirche in Mühlstetten bilden die geistige Mitte der Kirchengemeinde. Die Kirchen werden von beiden großen Konfessionen genutzt.
Infrastruktur
Mühlstetten ist stärker fremdenverkehrsorientiert als die anderen Gemeindeteile von Röttenbach. Durch die Nähe zum Brombachsee (4 km Luftlinie) sind hier die meisten Gästezimmer und Ferienwohnungen der Gemeinde Röttenbach angesiedelt.
Auch die Landwirtschaft spielt noch eine größere Rolle – es existieren drei Vollerwerbsbetriebe. Baulich ist Mühlstetten mittlerweile fast mit Röttenbach verschmolzen.
Verkehr
Die Staatsstraße 2224 verläuft durch den Altort. Von dieser zweigen die Staatsstraße 2923 nach Röttenbach und die Kreisstraße RH 19/WUG 19 nach Stirn ab. Auch die Bahnstrecke Treuchtlingen–Nürnberg mit eigenem Haltepunkt führt durch den Ort.[6]
Literatur
- Johann Kaspar Bundschuh: Mühlstetten. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 3: I–Ne. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1801, DNB 790364301, OCLC 833753092, Sp. 673–674 (Digitalisat).
- Hanns Hubert Hofmann: Gunzenhausen-Weißenburg. In: Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. Reihe I, Heft 8. Komm. für Bayerische Landesgeschichte, München 1960, DNB 452071089 (Digitalisat).
- Georg Paul Hönn: Mühlstetten. In: Lexicon Topographicum des Fränkischen Craises. Johann Georg Lochner, Frankfurt und Leipzig 1747, OCLC 257558613, S. 212 (Digitalisat).
- Erich Straßner: Land- und Stadtkreis Weißenburg i.Bay. (= Historisches Ortsnamenbuch von Bayern, Mittelfranken. Band 2). Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1966, DNB 457000910, S. 40.
Weblinks
Fußnoten
- ↑ Nahverkehrsplan Landkreis Roth. (PDF; 9,8 MB) Verkehrsverbund Großraum Nürnberg GmbH, S. 67, abgerufen am 26. September 2024.
- ↑ E. Straßner: Land- und Stadtkreis Weißenburg i.Bay., S. 40. Dort nach den Regeln des HONB folgendermaßen transkribiert: „mǖlšdīn“.
- ↑ Gemeinde Röttenbach, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 23. August 2023.
- ↑ Gemarkung Mühlstetten (093869). In: geoindex.io. Geoindex Aktiengesellschaft, abgerufen am 10. Oktober 2024.
- ↑ Webkarte. ALKIS®-Verwaltungsgrenzen – Gemarkungen. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 10. Oktober 2024.
- ↑ a b Ortskarte 1:10.000. Darstellung mit Schummerung. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 3. August 2023 (Entfernungsangaben entsprechen Luftlinie).
- ↑ E. Straßner: Land- und Stadtkreis Weißenburg i.Bay., S. 40.
- ↑ H. H. Hofmann: Gunzenhausen-Weißenburg, S. 143. Hier werden abweichend 12 Anwesen als Gesamtzahl angegeben.
- ↑ H. H. Hofmann: Gunzenhausen-Weißenburg, S. 251.
- ↑ a b c d Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, OCLC 230947413, Abschnitt II, Sp. 835 (Digitalisat).
- ↑ Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 732 (Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
- ↑ a b Es sind nur bewohnte Häuser angegeben. Im Jahr 1818 wurden diese als Feuerstellen bezeichnet, 1840 als Häuser und 1871 bis 1987 als Wohngebäude.
- ↑ a b Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise nach seiner durch die neueste Organisation erfolgten Constituirung enthaltenen Ortschaften: mit Angabe a. der Steuer-Distrikte, b. Gerichts-Bezirke, c. Rentämter, in welchen sie liegen, dann mehrerer anderer statistischen Notizen. Ansbach 1818, OCLC 1071656043, S. 61 (Digitalisat). Für die Gemeinde Weingarten zuzüglich der Einwohner und Gebäude von Oberbreitenlohe (S. 65) und Unterbreitenlohe (S. 93)
- ↑ a b Eduard Vetter (Hrsg.): Statistisches Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern. Selbstverlag, Ansbach 1846, OCLC 635011891, S. 217 (Digitalisat). Laut Historischem Gemeindeverzeichnis hatte die Gemeinde 260 Einwohner.
- ↑ a b c d e f g h i Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis : Die Einwohnerzahlen der Gemeinden Bayerns in der Zeit von 1840 bis 1952 (= Beiträge zur Statistik Bayerns. Heft 192). München 1954, DNB 451478568, OCLC 311071516, S. 187, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00066439-3 (Digitalisat).
- ↑ a b Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, OCLC 457951812, Sp. 1102, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
- ↑
Kgl. statistisches Bureau (Hrsg.): Verzeichniß der Gemeinden des Königreichs Bayern nach dem Stande der Bevölkerung im Dezember 1867. XXI. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. Ackermann, München 1869, S. 177 (Digitalisat).
- ↑ a b Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1268, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
- ↑ K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichniss für das Königreich Bayern. Hergestellt auf Grund der neuen Organisation der Regierungsbezirke, Bezirksämter und Gerichtsbezirke. Nachtrag zum Heft 36 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1879, OCLC 992516308, S. 70 (Digitalisat).
- ↑ K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichniss für das Königreich Bayern. Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1880. Heft 35 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1882, OCLC 460588127, S. 202 (Digitalisat).
- ↑ a b K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, OCLC 1367926131, Abschnitt III, Sp. 1203 (Digitalisat).
- ↑ K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichniss für das Königreich Bayern : Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dez. 1890. Heft 58 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1892, OCLC 162230561, S. 205 (Digitalisat).
- ↑ a b K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, DNB 361988931, OCLC 556534974, Abschnitt II, Sp. 1276 (Digitalisat).
- ↑ K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichnis für das Königreich Bayern Nach der Volkszählung vom 1. Dezember 1910 und dem Gebietsstand vom 1. Juli 1911. Heft 84 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1911, OCLC 162230664, S. 205 (Digitalisat).
- ↑ a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, DNB 361988923, OCLC 215857246, Abschnitt II, Sp. 1314 (Digitalisat).
- ↑ a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, OCLC 183218794, Abschnitt II, Sp. 1140 (Digitalisat).
- ↑ a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, OCLC 220710116, S. 180 (Digitalisat).
- ↑ Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364, S. 348 (Digitalisat).
- ↑ Gemeinde Röttenbach / Mühlstetten. 19. Juli 2024, abgerufen am 25. September 2024.
- ↑ H. H. Hofmann: Gunzenhausen-Weißenburg, S. 143.
- ↑ Sorgen wegen akuten Priestermangels überschatten Pfarrfest. In: donaukurier.de. (donaukurier.de [abgerufen am 10. Januar 2018]).
- ↑ Pfarrverband Georgensgmünd-Röttenbach. In: bistum-eichstaett.de. Abgerufen am 30. Mai 2023.
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