Lutterhausen liegt am Südrand der Weper auf einer Höhe von 200 bis 230 m ü. NN sowie an der B241, unweit der Sollingbahn-Gleise. Der nächstgelegene Nachbarort ist Thüdinghausen.
Geschichte
Schon zwischen 780 und 802 war der Ort in den Traditiones et antiquitates Fuldenses schriftlich bezeugt, als Nithart und seine Gattin Eggihilt dem Kloster Fulda ihre Güter in mehreren Orten, darunter auch Luthereshusen, vermachten.[1][2][3]
Unweit von Lutterhausen befand sich das heute wüst liegende Dorf Heddiehausen. Der genaue Zeitpunkt seiner Auflassung ist unbekannt, jedoch dürfte es vor 1479 seinen Untergang gefunden haben, da in diesem Jahr über die niedergebrannten Nachbarorte Behrensen, Thüdinghausen, Lütgenrode und Hevensen berichtet wird – Heddiehausen jedoch keine Erwähnung findet. Möglicherweise ging der Ort 1466, als Hardegsen belagert wurde und das Heer nach Moringen zog, in Flammen auf.[4]
Das Dorf wurde am 1. Juni 1970 in die Stadt Hardegsen eingegliedert.[6]
Politik
Lutterhausen hat einen fünfköpfigen Ortsrat, der seit der Kommunalwahl 2021 ausschließlich von Mitgliedern der „Bürgergemeinschaft Lutterhausen“ besetzt ist. Die Wahlbeteiligung lag bei 65,15 Prozent.[7]
Wirtschaft
Die Ortschaft hat drei Hofläden für Wurst, Fleisch, Kartoffeln, Eier, Honig und selbst produzierte Produkte, einen Malermeister sowie ein landwirtschaftliches Lohnunternehmen.
Die evangelisch-lutherische Kirche wurde 1852–55 nach Entwürfen des Architekten und Konsistorialbaumeisters Ludwig Hellner (1791–1862) in dezent klassizistischen Formen erbaut, die Einweihung erfolgte allerdings erst nach der fertigen Ausgestaltung des Innenraums 1859. Der steinsichtige Bau besitzt durch seine Lage am Hang oberhalb der Bundesstraße eine markante Wirkung, die durch die zweigeschossige Ostfassade mit mittig leicht vorspringendem Turm unterstrichen wird. Durch die breite dreiseitige Empore und die Deckengliederung mit Flachdecke über den seitlichen Emporen und flacher Tonne über der Mitte entsteht der Eindruck eines dreischiffigen Kirchensaals. Das Mittelschiff ist nach Westen verlängert, dort befindet sich die vom Landesbauconducteur Bode aus Northeim entworfene Kanzelaltarwand.[8]
↑Ursprünglich leere Reserveschleife, Pfeifenbestand größtenteils von Giesecke (ca. 1850).
Kultur
Im Dorf gibt es eine Freiwillige Feuerwehr mit einem angeschlossenen Musikzug, der auch überregional bekannt ist.[10]
1871 – nach dem Deutsch-Französischen Krieg – baute der Tischler Adolf Hilke in Lutterhausen in der Werkstatt seines Vaters ein Hümmelke (eine Art von Griffbrettzither). Im Solling gab es schon eine ältere – aber vereinzelte – Tradition des Spiels auf der Hummel, so z. B. in Eschershausen seit ca. 1815. Die Hümmelkes aus dem Solling haben das besondere Charakteristikum, dass viele Schalllöcher auf der zum Auditorium gerichteten Instrumentenseite angeordnet sind.[11] Das originale Instrument Hilkes befindet sich seit 1920 im Heimatmuseum von Northeim. 2003 wurde es von Wilfried Ulrich restauriert, auch wurden Tonaufnahmen davon gemacht.[12]
Literatur
Festschrift zum 75-jährigen Bestehen der Freiwilligen Feuerwehr Lutterhausen (1983)
↑Kirstin Casemir, Franziska Menzel, Uwe Ohainski: Die Ortsnamen des Landkreises Northeim (= Jürgen Udolph [Hrsg.]: Niedersächsisches Ortsnamenbuch (NOB). Teil V). Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 2005, ISBN 3-89534-607-1, S.252.
↑Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. 5. 1970 bis 31. 12. 1982. W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart und Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S.213.
↑Christian Kämmerer, Peter Ferdinand Lufen: Landkreis Northeim, Teil 1. Südlicher Teil mit den Städten Hardegsen, Moringen, Northeim und Uslar, den Flecken Bodenfelde und Nörten-Hardenberg, der Gemeinde Katlenburg-Lindau und dem Gemeindefreien Gebiet Solling. In: Christiane Segers-Glocke (Hrsg.): Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Baudenkmale in Niedersachsen, Band 7.1. Niemeyer, Hameln 2002, ISBN 3-8271-8261-1, S.122–123.
↑Hans-Ulrich Funk: Die Carl-Giesecke-Orgel der evang.-luth. Kirche zu Lutterhausen. In: Ars Organi 70 (2022), Heft 1, ISSN 0004-2919, S. 9–16.
↑Wilfried Ulrich: Die Hummel. Geschichte eines Volksmusik-Instrumentes. In: Materialien & Studien zur Alltagsgeschichte und Volkskultur Niedersachsens. Heft 42. Museumsdorf Cloppenburg, Cloppenburg 2011, ISBN 978-3-938061-23-7, S.33–44.