Lunenburg (Nova Scotia)
Lunenburg ist eine kleine Hafenstadt in Lunenburg County, Nova Scotia. Es ist Kanadas älteste deutsche Siedlung mit einer langen Fischerei- und Schiffbautradition. Der Stadtkern mit seiner markanten Holzarchitektur – bunten idyllischen Häusern sowie alten Kapitänsvillen – gehört seit 1995 zum UNESCO-Weltkulturerbe.[2] Lage und GeografieLunenburg liegt am Eingang einer Halbinsel westlich der Mahone Bay. Es liegt an der Lunenburg Bay. Die Höhe variiert von 0 bis 12 Metern über dem Meeresspiegel. Halifax liegt 90 km entfernt. GeschichteUm das in Nova Scotia herrschende Ungleichgewicht zwischen Protestanten und den dort hauptsächlich ansässigen akadisch-französischen Katholiken auszugleichen, warb die britische Krone in Europa um protestantische Emigranten. Britische Protestanten ließen sich jedoch nur schwer dazu bewegen, in dieses eher unwirtliche Gebiet auszuwandern. Die Gründung Lunenburgs erfolgte 1753, als der Ort bereits zum British Empire gehörte. Anfangs wurde er von „ausländischen“ Protestanten, sogenannten Foreign Protestants bewohnt, die größtenteils aus der Pfalz und aus Württemberg in Deutschland, der Schweiz und dem protestantischen Fürstentum Montbéliard in Frankreich kamen. Sie wurden von Lord Cornwallis in das noch junge Kanada geholt, indem er ihnen freie Religionsausübung und kostenlosen Landbesitz versprach und zudem die Überfahrt finanzierte. Als später fast ausschließlich Deutsche nach Lunenburg kamen,[3] wurde der ursprüngliche Name der Mic-Mac Indianer Mirliguèche in den heutigen Namen geändert. Heute gibt es immer noch Straßennamen in Lunenburg, die an diese deutsche Bevölkerungsmehrheit erinnern. Beispiele sind die Kaulbach Street, die Kempt Street, die Schwartz Street, die Archibald Street, die Hirtle und die Tanner Road sowie die Linden Avenue. Wer den heutigen Stadtnamen vergeben hat, ist bis heute nicht geklärt; einige sagen, es sei König Georg II. von Großbritannien gewesen, der zugleich Kurfürst von Braunschweig-Lüneburg (genannt Hannover) und nominell Herzog von Braunschweig und Lüneburg war. Lunenburg ist berühmt für seine Schiffswerften und als Heimathafen der Segelschiffe Bluenose und Bluenose II, die deshalb landesweit bekannter sind, da sie die kanadische 10-Cent-Münze zieren. Zudem erfolgte in Lunenburger Werften der Bau der Surprise, des größten Holzschiffes der Welt, das noch in Betrieb ist, sowie des Drei-Masters Bounty, der für den Film Meuterei auf der Bounty originalgetreu nachgebaut wurde.
PanoramaKultur und SehenswürdigkeitenLunenburgs Altstadt ist geprägt von historischen Holzbauten, die zum großen Teil in bunten und kräftigen Farben gehalten sind. Das Lunenburg Opera House wurde in den Jahren 1907/1908 nach dem Vorbild europäischer Opernhäuser errichtet. In den 1940er Jahren wurde es in ein Kino umgewandelt und in Capitol Theatre umbenannt. In den 1990er und 2000er Jahren stand das Haus zumeist leer. Es wurde 2006 vollständig restauriert. Am Hafen von Lunenburg mit seinen auffälligen roten Holzhäusern befindet sich das Schifffahrtsmuseum Fisheries Museum of the Atlantic. Im Hafen liegt der Schoner Bluenose II, der als Touristenattraktion für Schiffsfahrten in den Atlantik dient. Die Zion Evangelical Lutheran Church ist eine im viktorianisch-gotischen Stil gehaltene Kirche, deren Grundstein 1890 gelegt und die im Juli 1891 geweiht wurde. Die erste Kirche der Lutheraner wurde bereits 1772 erbaut. Von dieser Kirche sind nur ein Schlüssel und eine Glocke erhalten geblieben. Diesem Bau folgte an einem neuen Ort 1841 ein Bau im gotischen Stil. Die heutige Kirche ist damit der dritte Kirchenbau.[4] Die St. Andrew’s Presbyterian Church in der 111 Townsend Street geht auf die erste Presbyterianische Kirche Kanadas zurück. Die erste Kirche stammt aus dem Jahr 1770. 1879 wurde sie auf eine Länge von 25,3 Meter und eine Breite von 12,2 Meter vergrößert. Die neue Kirchturmspitze wurde auf 36 Meter erhöht. Die früheren quadratischen Fenster sowie weitere Bestandteile der Kirche wurden durch neue im neugotischen Stil ersetzt. Im Jahr 1909 wurden die Innenausstattung und die Ostseite der Kirche renoviert.[5] Die erste Schule im Ort aus dem Jahr 1864 stand an der Stelle des heutigen alten Feuerwehrhauses. Am 23. September 1893 wurde das erste Schulhaus durch einen Brand zerstört. Die zweite Schule, Lunenburg Academy genannt, wurde in den Jahren 1894–1895 auf dem Gallows–Hügel erbaut und ist weithin sichtbar. Die Eröffnung fand am 7. November 1895 statt.[6] Das auffällige dreistöckige rot-weiße Schulgebäude aus Holz gilt als architektonische Meisterleistung.[7] Die einstige Bildungsanstalt des County dient heute als städtische Schule. 1995 würdigte die kanadische Post das Gebäude mit der Ausgabe einer Briefmarke. Die anglikanische Kirche St. John war ein bedeutendes Symbol der britischen Herrschaft und der anglikanischen Kirche in Kanada. 1754 im klassizistischen Stil erbaut, wurde die Kirche durch viele Anbauten verändert und im gotischen Stil erneuert. Heute gilt die Kirche als bemerkenswertes Beispiel des „gotischen Zimmermann-Stils“, der traditionell in Stein, hier aber in Holz interpretiert wurde. Die St. John’s Church brannte am 1. November 2001 ab und wurde mit Hilfe weltweiter Spenden wieder aufgebaut. Die Einweihung fand am 12. Juni 2005 statt. Wirtschaft und InfrastrukturWirtschaftBis ins späte 18. Jahrhundert belieferte Lunenburg die Stadt Halifax mit landwirtschaftlichen Produkten. Früher war Lunenburg auch ein Zentrum der Nordatlantikfischerei. Da die Fischvorkommen durch die Einführung effizienterer Fangmethoden rapide gesunken sind, ist die hauptsächliche Einkommensquelle neben dem Schiffbau heute der Tourismus. In Lunenburg befindet sich Kanadas größtes Fischverarbeitungswerk, das von der Firma High Liner Foods Inc. betrieben wird. VerkehrDie Ortschaft liegt rund zehn Kilometer südöstlich des Highway 103, der Halifax mit Bridgewater und dem südlichen Teil von Nova Scotia verbindet. Vom Highway aus führen die Landstraßen 324 und 3 nach Lunenburg. Persönlichkeiten
LiteraturSachliteratur
Romane
WeblinksCommons: Lunenburg – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
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