Lukas Alfons Huber (* 4. Juli1961 in Wien) ist ein österreichischer Arzt, Zellbiologe und Universitätsprofessor an der Medizinischen Universität Innsbruck.[1] Er ist wissenschaftlicher Leiter des Austrian Drug Screening Institutes (ADSI)[2] und des Zentrums für personalisierte Krebsmedizin Oncotyrol[3] in Innsbruck.
Huber entstammt einer Ärztefamilie aus Schwaz in Tirol[4] und nach dem Besuch des humanistisch bischöflichen Gymnasiums Paulinum studierte er Medizin in Innsbruck. Sein erster und bedeutsamer Lehrer war Georg Wick, bei dem er 1990 über die „Immunregulatorische Rolle von Lipoproteinen“ promovierte. Danach ging er als PostDoc nach Heidelberg zu Kai Simons an das Europäische Laboratorium für Molekularbiologie (EMBL), wo er die Rolle von kleinen GTP-bindenden Proteinen (Rab-Proteine) im polarisierten Proteintransport in Epithelien und Neuronen untersuchte. Drei Jahre später nahm er eine Stelle als Maître-Assistant an der Universität Genf an und arbeitete im Labor von Jean Gruenberg[5] an der Rolle von Motorproteinen in der Endozytose. Nach Österreich kehrte er 1996 zurück. Zunächst leitete er am Forschungsinstitut für Molekulare Pathologie in Wien seine eigene Arbeitsgruppe[6] mit dem Schwerpunkt der Signaltransduktion am Endosom, dann folgte er dem Ruf an die Medizinische Universität Innsbruck, wo er seit 2002 ordentlicher Professor und Direktor der Abteilung für Zellbiologie ist.[7]
An der Medizinischen Universität Innsbruck war und ist er in zahlreichen Ämtern und Funktionen tätig, unter anderem als Gründungsdirektor des Biozentrums[8], als Mitglied des Senats, Mitglied der Ehrungskommission, Leiter der Forschungsinfrastruktur-Kommission[9], im Vorstand des Integrated Research and Therapy Centers (ITFZ)[10] und als Vorsitzender der Ilse und Helmut Wachter Stiftung.[11]
Seine thematischen Schwerpunkte in nationalen und internationalen Groß- und Verbundprojekten liegen in der Proteomik[12], der molekularen und zellbiologischen Krebsforschung sowie in der translationalenOnkologie[13] und dem Drug Screening[14]. Er leitete die österreichische Proteomik-Plattform (Austrian Proteomics Platform APP)[15] als Teil des nationalen Genom-Forschungsprogramms GEN-AU sowie den Sonderforschungsbereich 021 „Cell proliferation and Cell death in Tumours“[16] des Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung FWF. Er initiierte und koordinierte das internationale Krebsforschungsprojekt Growthstop[17] zum programmierten Zelltod in Tumoren, das im 6. Forschungsrahmenprogramm der Europäischen Kommission stattfand und war Projektleiter im internationalen Myelom-Forschungsprojekt OPTATIO[18] des 7. Europäischen Forschungsrahmenprogramms. Seit 2009 ist er wissenschaftlicher Leiter des Zentrums für personalisierte Krebsforschung Oncotyrol, einem COMET-Zentrum (K1) der österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG).[19] Für den wissenschaftlichen Nachwuchs engagiert sich Huber im FWF Doktoratskolleg Molecular Cell Biology and Oncology MCBO.[20]
Nachdem er einen Ruf an die Universität Dublin abgelehnt hatte, gründete Huber 2012 gemeinsam mit Günther Bonn das Austrian Drug Screening Institute (ADSI) in Innsbruck[21], das die beiden Forscher gemeinsam leiten.[22] Das ADSI durchforstet insbesondere Pflanzenextrakte auf ihre Medikamentenwirkung[23] und setzt dafür Massenspektrometrie sowie automatisiertes Drug Screening an lebenden Zellkulturen ein.[24]
Lukas Hubers Forschungsresultate wurden in mehr als 150 wissenschaftlichen Fachartikeln veröffentlicht[33], die mehr als zehntausendmal zitiert wurden.[34]
Seine Grundlagenforschung hat auf dem Gebiet der Signaltransduktion[35] wichtige Erkenntnisse geliefert. Lukas Huber verwendet zellbiologische und proteomische Methoden wie die mit der Massenspektrometrie gekoppelte Tandem Affinity Purification.[36] Von klinischer Bedeutung sind insbesondere seine Beiträge zur Erforschung der Mikrovillus-Einschlusserkrankung[37], einer angeborenen lebensbedrohlichen Durchfallerkrankung von Babys und Kleinkindern. Hubers Forschung trägt aber auch zum grundlegenden Verständnis der Immunologie bei, insbesondere in der Zusammenarbeit mit dem Innsbrucker Immundermatologen Nikolaus Romani[38], zur Krebsentstehung (Karzinogenese)[39], zu Zellwachstum[40] und -wanderung (Zellmigration)[41] und bietet Ansatzpunkte für die Arzneimittelentwicklung.[42]
Hubers besonderes Interesse gilt endosomalen Signalproteinkomplexen.[43] Um richtig auf ihre Umgebung reagieren zu können, müssen Zellen externe Informationen in den Zellkern weiterleiten. Da dafür nur eine begrenzte Anzahl von Signalübertragungswegen zur Verfügung steht, muss die interne Kommunikation örtlich und zeitlich genau gesteuert werden. Endosomen sind kleine membranumhüllteZellorganellen, die Signalproteine in den richtigen Kombinationen zusammenbringen und die Dauer der Signalübertragung überwachen. Die endosomale Signalübertragung ist mitentscheidend dafür, dass die Kommunikationsprozesse in der Zelle geordnet ablaufen und Zellwachstum und Zelltod genau reguliert werden. Huber erforscht die Aufgaben von Gerüst- und Adaptorproteinen, insbesondere den LAMTOR-Komplex, einen Verband aus sieben derzeit bekannten Regulatorproteinen. Dieser Komplex koordiniert Zellteilung, Zellwachstum, Zelltod und Zellwanderung, indem er die Signalwege MAPK und mTorC bindet und steuert.
↑Zeitschrift Spektrum Onkologie Sonderausgabe personalisierte Medizin, Artikel von Lukas Huber „Translationale Forschung für personalisierte Medizin“ S. 32–34, Medmedia Verlag ISSN2223-0645. Abgerufen am 4. Januar 2016. (online (Memento des Originals vom 28. Dezember 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.oncotyrol.at)
↑Zeitschrift Spektrum Onkologie, Artikel Hubers: „Early Drug Screening“, vom 16. Oktober 2014, S. 97–99, Medmedia Verlag. Abgerufen am 4. Januar 2016. (online)
↑„Der Standard“ vom 14. März 2003, „Proteomik-Plattform gegründet“(online). Abgerufen am 4. Januar 2016.
↑„Der Standard“ zum EU FP6 Projekt Growthstop "Therapie jenseits des Schlüssel-Schloss-Prinzips" von Andreas Feiertag 26. Mai 2010 S. 22 (online). Abgerufen am 4. Januar 2016.
↑Chemiereport, Verlag Josef Brodacz, „Mehr als Hits und Leads“ zum Start des Austrian Drug Screening Institutes von Georg Sachs, 28. Dezember 2012 S. 44f (online)
↑Der Standard zum Start vom Austrian Drug Screening Institute vom 28. November 2012. „Das Wertvolle aus der Pflanze holen“ von Jutta Berger (online)
↑Die Presse: „Was Pflanzen für die Pharmazie leisten“ zum Austrian Drug Screening Institute vom 17. Oktober 2015 von Veronika Schmidt (online)
↑Die Presse: „Das Plattenhotel im Zauberkasten“ vom 17. Oktober 2015 zum automatischen Screening von menschlichen Zellkulturen im Austrian Drug Screening Institute von Veronika Schmidt (online)
↑Die Presse: „Krebstherapie: Signale blockieren“ von Jürgen Langenbach, 27. Juli 2004 (online)
↑Beispielhafter Übersichtsartikel D. Teis, Huber L.A. „The odd couple: signal transduction and endocytosis“ (2003) Cell and Molecular Life Sciences 60 (2020–2033), für weitere Originalliteratur siehe Abschnitt „Literatur“
↑Webseite der Universität Innsbruck zum CAST Technology Award [1]