Matějková hat ihre Kindheit und die Kriegsjahre in Heřmanův Městec, Tschechoslowakei erlebt. Ihr Vater, František Matějka, war Sägewerkbesitzer, die Mutter Ludmila hat sich um Familie, Haushalt und Garten gekümmert – daneben hatten für sie Musik, Malerei und Literatur einen hohen Stellenwert.
Nach dem Februar 1948 wurde die Familie enteignet, und der Vater 250 km entfernt von der Familie zwangsverlegt. Die Mutter mit zwei Töchtern war den Schikanen der neuen Machthaber ausgesetzt. Traumata aus dieser Zeit der Kindheit haben Matějková für Unrecht sensibilisiert. 1951 erfolgte ein zwangsweiser Umzug nach Marienbad.
1953 bis 1956 belegte sie ein Studium am Musischen Gymnasium in Prag bei M. Uchytilová-Kučová, in der Bildhauerklasse mit einem Abschluss mit dem Abitur. Mehrere Versuche, ein Hochschulstudium aufzunehmen, wurden aus politischen Gründen abgelehnt. Zwischen den Prüfungen belegte sie ein Steinmetzpraktikum und erhielt Arbeit in einer Porzellanfabrik in Dux. Nach einem letzten vergeblichen Versuch in Bratislava kehrte sie nach Marienbad zurück. Ab 1959 war sie drei Jahre als Kunsterzieherin ohne pädagogische Ausbildung in Marienbad und Eger tätig. Danach war Matějková Grafikerin am Marienbader Kulturhaus „KaSS“. Sie erhielt Anschluss an das Kleinform-Theater „Kruh / Kreis“ des Kulturhauses; spielte Theater, sang, schrieb Texte, porträtierte Freunde.
1964 bemühte sie sich um Aufnahme in den „Tschechischen Künstlerverband“ (CSVU) und wurde aufgenommen. 1965 wurde die Tochter Markéta geboren. Die Ehe wurde geschieden. In der Zeit des „Prager Frühlings“ bot sich die Möglichkeit eines Auslandsstudiums mit Stipendium im Mitteilungsblatt des „ČSVU“.
1967 kam es zur Aufnahme an die Hochschule für Bildende Künste (HfBK) Berlin, in die Bildhauerklasse Joe Henry Lonas. 1973 beendete sie das Studium als Meisterschülerin. Seitdem arbeitet sie als freie Bildhauerin in Berlin. Dort hat sie auch ihren Lebenspartner, Rainer-Maria Seefried, gefunden, geheiratet, die Staatsangehörigkeit bekommen und sich entschlossen, in Deutschland zu leben.
Seit Ende des Studiums hatte Seefried-Matějková Ausstellungen in Deutschland und dem europäischen Ausland. In der Tschechoslowakei gab es eine erste Wanderausstellung 1992 in Brünn, Prag, Marienbad. Ludmila Seefried Matějková hat bis 2015 in Berlin gelebt. Jetzt lebt sie in Marienbad, Tschechische Republik.
1990 war Seefried-Matějková Gründungsmitglied des „Künstlersonderbundes – Realismus in Deutschland“, Berlin. 1994 wurde sie in die „Darmstädter Sezession“ aufgenommen. 1998 war sie Gründungsmitglied des internationalen Kunstvereins „Pro arte vivendi“ in Berlin und Marienbad; die Projekte wurden von der Botschaft der Tschechischen Republik in Berlin und dem „Deutsch-Tschechischen Zukunfts-Fonds“ unterstützt.
Werk
Ludmila Seefried-Matějková hat die figürliche Bildhauerei bei Marie Uchytilová-Kučová in Prag studiert. Bei Joe Henry Lonas an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin konnte sie sich mit der abstrakten Form auseinandersetzen.[1] Ihre Skulpturen aus dieser Zeit sind stilisierte anthropomorphe oder bioforme Kompositionen in Gips. Bald jedoch wird ihr bewusst, dass die Abstraktion für sie ein Limit ihrer Mitteilungs-Möglichkeiten bedeutet und kehrt zur Figur zurück.
Die hyperrealistische, lebensgroße Polyester-Figur „Hanna“ (Abschlussarbeit für die Meisterklasse an der HfBK 1973) zeichnet das weitere bildhauerische Schaffen von Ludmila Seefried-Matějková vor. Die Wirkung der Figuren wurde durch Invironment-Installationen verstärkt: „Schrei“ 1976, „Am Rand“ 1977, „Vor der Tür“ 1980. Danach musste sie sich aus gesundheitlichen Gründen von dem Material Polyester trennen und arbeitet seitdem mit den klassischen Materialien Ton, Stein und Holz. Motive liefert ihr das Leben um sie herum, die Stadt mit ihrer Vielfalt an menschlichen Typen und deren Schicksalen, den sozialen Gegensätzen bis „am Rand der Gesellschaft“. Aus zufälligen Begegnungen ist eine Reihe von Köpfen/Büsten unterschiedlicher Charaktere entstanden, vorwiegend in Terrakotta: „Türkische Frau“ 1983, „Obdachlos“ 1990, „Börsenfuchs“ und „Mädchen aus der Ausstellung“ 1996.
Ihre Skulpturen gehen von der Realität aus, sind transformierte Porträts, oft von konkreten Personen aus dem Alltag, die die Künstlerin mit ihrer eigenen, bildhauerischen Sprache interpretiert: „Bettlerin“ 1997, „U-Bahn“ 2001/2. In der Skulptur „Vaters Hut“ 1995 porträtiert sie sich selbst.
Mitbedingt durch ihre Erfahrungen in der Kindheit und frühen Jugend sind Schmerz, Gewalt und Aggression Themen für sie. Sie arbeitet mit expressiven Symbolen: „Schrei“ 1976, „Würgen“ 1985, „Homo homini lupus“ 1992/3, „Samen des Hasses“ 1993. Aber auch die Welt der menschlichen Seele mit ihren stilleren Dramen wie Selbstquälerei, Angst und Einsamkeit („Solitudine“ 2004) sowie innere Erlebnisse, Selbsterfahrungen wie Kontemplation und Meditation bezieht sie in ihr Werk ein: „Katharsis“ 1979, „Meditation“ 1980 und 2002.
2002 erhielt Seefried-Matějková den Auftrag von der Botschaft der Tschechischen Republik in Berlin zur Gestaltung eines tschechischen United Buddy Bear, der seitdem auf Ausstellungen auf allen fünf Erdteilen zu sehen war[2]. Ein Bär, auf dem sich die tschechische Fahne unter dem blauen Keil in zwei Bahnen aufteilt und auf dem Rücken verknotet. Die weiße Taube im blauen Feld auf der Rückseite soll die Sehnsucht und Hoffnung auf Frieden symbolisieren.
Im Sommer hält sich die Bildhauerin meist in ihrem italienischen Atelier auf, wo sie – im Freien – in Stein und Holz arbeitet. Die Themen sind teilweise biblisch und literarisch beeinflusst: „Hiob“ 2003, „Auferstehung“ 2008, „Ophelia“ 1997, „Kafka / Verwandlung“ 2000, „Somnambul“ 2013.
Ein selbstständiger Teil des Werks von Ludmila Seefried-Matějková sind ihre Zeichnungen – von Skizzen in der Kneipe, der U-Bahn oder am Strand bis zu Porträts und ausgearbeiteten Studien von Menschen, meist in Bleistift, Kohle, Pastell oder Tusche.
Als Vertreterin des Realismus war Ludmila Seefried-Matějková auch in mehreren Kunst-am-Bau-Wettbewerben erfolgreich: „Justitia“ 1984, „Doppelgänger-Admiral“ 1985, „Tanz auf dem Vulkan“ 1988; daneben existiert eine Vielzahl von skulpturalen Objekten im Berliner Stadtbild (siehe Verzeichnis).
Vertreten in Sammlungen
Berlinische Galerie, Berlin
Kommunale Galerie, Berlin
Nicholas Treadwell Gallery, London
Museum Kampa, Praha, Tschechische Republik
Východočeská galerie Pardubice, Tschechische Republik
Dauerausstellung Klášter Chotěšov[5] Tschechische Republik
Wettbewerbe und Realisationen
1964 „Mundharmonikaspieler“ Mariánské Lázně/Marienbad, Tschechische Republik
2010 20 Jahre Künstlersonderbund in Deutschland, Berlin-Wedding
2011–2014 Nord Art, Kunstwerk Carlshütte, Büdelsdorf
2014 WOW! Linz, Österreich
2014 Municipal Waste, Vilma Gold Gallery, Londýn
2018 Neue Akquisition - Východočeská galerie Pardubice, Tschechische Republik
Ernst Heilmann Gedenktafel, Berlin-Kreuzberg, Brachvogelstraße 5 (1985)
Carl von Ossietzky Gedenktafel, Berlin-Kreuzberg, Blücherstraße 45 (1988)
Vaters Hut (1995)
Memento mori (1995)
Solitudine (2004)
Auferstehung (2008)
Somnambul (2013)
Literatur
art Nr. 7/Juli 1981, Gruner und Jahr, Hamburg
Künstlergespräche, Galerie Apex, Göttingen 1983
Sex Female, the art of contemporary occupation artist, Denne Hill, Womensworld Kent, Nicholas Treadwell publications, 1984
art Nr. 4, April 1985, Gruner und Jahr, Hamburg
Tod und Leben, Obere Galerie, Haus am Lützowplatz, Kunstamt Tiergarten, herausgegeben von Paul Corazolla, Berlin 1986
Das Verborgene Museum 1, Berlin, Edition Hentrich, 1987
Kunst und Künstler, Kommunale Galerie und Museen, Kunstamt Wilmersdorf, Kupijai Prochnow, Berlin 1989
Gedenken und Lernen an historischen Orten, ein Wegweiser zu Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus in Berlin, Stefanie Endlich, 1998
Ludmila Seefried-Matejkova, Zwischen zwei Welten, Kunstamt Wilmersdorf, herausgegeben von Udo Christoffel, Berlin 1998
Ilona Víchová: „Ludmila Seefried-Matějková. Na pokraji“, in: Ludmila Seefried-Matějková. životopis k výstavě. Na pokraji, Topičův salon, Praha 2013
Karina Türr: Realismus. 45 Jahre Deutsche Bildhauerei, Michael Imhof Verlag, Petersberg 2014
Jenny Schon, Die Punkerinnen vom Hohenzollerndamm - Die Bildhauerin Ludmila Seefried Matejkova, in: Berlin dabei Schmargendorf, Halensee, Ku-damm und Umgebung, 7/2014/15
Einzelnachweise
↑Ludmila Seefried-Matejkova, Zwischen zwei Welten, Herausgeber Udo Christoffel, Kunstamt Wilmersdorf, Berlin 1998