Lothar Quinkenstein lebte 1994–2011 in Polen, seit 2011 lebt er in Berlin.
In seinen Texten beschäftigt sich Quinkenstein vor allem mit deutsch-polnischen Themen, mit Perspektiven der Wahrnehmung Polens und Mitteleuropas, mit den west-östlichen Asymmetrien des Gedächtnisses im Hinblick auf den „zerbrechlichsten Teil des Westens“ (Milan Kundera) und mit Fragen der Erinnerung im deutsch-polnisch-jüdischen Kontext. Sein poetologisches Konzept kreist um das Bild des „Gegenortes“: in der Sprache des Bergbaus ein zweiter Stollenzugang, der von der „Gegenseite“ her ans Flöz getrieben wird. Die Erschließung der memorialen „Gegenorte“ führt vor Augen, was aus den westlich dominierten Narrativen ausgeschlossen wurde. „wer aber schrieb das flipper-lied?“ – heißt es in dem Gedicht „black box neunundachtzig“ (> Henryk Warszawski). Die Antwort auf diese Frage öffnet den breiten Horizont der zerstörten und (mehrfach) vergessenen Welten, die in den heutigen Landschaften nicht mehr zu finden sind.
Einzeltitel
Die Brücke aus Papier. Sprachen der Bukowina (Lyrik), danube books, Ulm 2020.
Erinnerung an Klara Blum. Essays und Kritiken aus der Mitte Europas. Röhrig Universitätsverlag, St. Ingbert 2015, ISBN 978-3-86110-587-9. Rezension von Jaleh Ojan: [1]
gegenort. Gedichte. Lyrikedition 2000, München 2013.
Einige Momente Karls. LiteraturQuickie, Hamburg 2010.
Beim Stimmen der Saiten. Gedichte aus zwölf Jahren in drei Zyklen, mit Papierarbeiten von Krzysztof P. Tomczak, Vorwort von Tanja Dückers. Geistkirch Verlag, Saarbrücken 2007.
Hofkonzert. Gedichte für Kinder. Selbstverlag, 2005.
Schnaps. Ein Zyklus in zwölf Sätzen. SuKuLTuR, Berlin 2005.
Henryk Grynberg: Der Sieg. Drei Erzählungen (enthält die Erzählungen „Der jüdische Krieg“ (aus dem Polnischen von Vera Cerny), „Der Sieg“ und „Vaterland“ (aus dem Polnischen von Lothar Quinkenstein)). Hentrich & Hentrich, Berlin 2016.
Fremde der Heimat – Heimat der Fremde. Gedanken zum polnischen Meridian Berlins. In: Dialog. Deutsch-Polnisches Magazin, 110, 2014/2015, S. 92–97.
Jerusalem als intrigante Gurke. Eine Relektüre von Christine Nöstlingers Kinderbuchklassiker „Wir pfeifen auf den Gurkenkönig“. interjuli, 02, 2013, S. 77–91.
Wer ist aus wessen Vaterland? Polnischer Patriotismus – jüdischer Messianismus. Überlegungen zu einer schwierigen Beziehung. Convivium, Germanistisches Jahrbuch Polen. DAAD, Bonn 2011 ISSN2196-8403 S. 201–236 Volltext.
Holocaust im Abendlicht. Zur Problematik von Erinnerung und Verdrängung in Hermann Lenz' erzählerischem Triptychon „Das doppelte Gesicht“. Convivium. DAAD, Bonn 2008, S. 221–239 Volltext.
Die Freiheit zu blühen. Überlegungen zu Paul Celans Gedicht „Psalm“. Convivium. DAAD, Bonn 2003, S. 177–189 (nicht online).
Entsiegelte Geschichte. Zur Bildfunktion der Stadt Danzig in der polnischen Gegenwartsliteratur unter Berücksichtigung der Wirkungsgeschichte von Günter Grass. Convivium, DAAD, Bonn 1998, S. 209–221 (nicht online).
In Anthologien (Auswahl)
Axel Kutsch (Hrsg.): Versnetze_zwei. Deutschsprachige Lyrik der Gegenwart. 2009.
Axel Kutsch (Hrsg.): An Deutschland gedacht. Lyrik zur Lage des Landes. Deutschsprachige Lyrik der Gegenwart. 2009.
Lisa Palmes[3], Marcin Piekoszewski, Lothar Quinkenstein (Hrsg.): PeriGraphien. Europas Ränder – Europas Mitte. Debora Vogel, Itzik Manger, Arnold Słucki[3] Gespräche im buch|bund. Konzeption: Lothar Quinkenstein. Buchbund, Berlin 2016.
Herausgeberschaft
Lothar Quinkenstein ist Initiator und – zusammen mit Prof. Dr. Sascha Feuchert und Ewa Czerwiakowski – Mitherausgeber der im Wallstein Verlag erscheinenden Reihe Bibliothek der polnischen Holocaustliteratur.
Bisher erschienen:
Bd. 2: Bogdan Wojdowski: Ein kleines Menschlein, ein stummes Vögelchen, ein Käfig und die Welt. Erzählungen. Aus dem Polnischen von Karin Wolff und Lothar Quinkenstein. Wallstein Verlag, Göttingen 2021. Mit einem Nachwort von Lothar Quinkenstein. ISBN 978-3-8353-5056-4.
Publikationen in Zeitschriften
Sinn und Form, Aurora, Krautgarten, Ort der Augen, Ostragehege, Palmbaum; AKANT, Borussia, Czas Kultury, Gazeta Malarzy i Poetów, Miasteczko Poznań, Prowincja, radar.
↑Stefan Schmitzer: Berlin-Warschau und Retour. In: Fixpoetry. 9. Mai 2016, archiviert vom Original am 5. März 2021; abgerufen am 18. März 2020 (Rezension zu „Souterrain. Skizze für einen Roman“).