Literaturjahr 1772◄◄ | ◄ | 1768 | 1769 | 1770 | 1771 | Literaturjahr 1772 | 1773 | 1774 | 1776 | ►► Dieser Artikel behandelt das Literaturjahr 1772.
EreignisseDer Göttinger Hainbund, eine zum Sturm und Drang tendierende literarische Gruppe, wird am 12. September von Johann Heinrich Voß, Ludwig Christoph Heinrich Hölty, Johann Martin Miller, Gottlieb Dieterich von Miller, Johann Friedrich Hahn und Johann Thomas Ludwig Wehrs auf dem Kerstlingeröder Feld nahe der Universitätsstadt Göttingen gegründet. Die Gründungsmitglieder haben sich teils durch ihre Beiträge zur 1770 von Heinrich Christian Boie begründeten literarischen Zeitschrift Göttinger Musenalmanach, teils durch ihr gemeinsames Studium kennengelernt. Spätestens ab 1772 ist der Göttinger Musenalmanach das Sprachrohr des Hainbundes. Ende des Jahres entschließt sich Denis Diderot, eine Einladung Katharinas II. anzunehmen und bricht im folgenden Jahr zu einer Reise nach Russland auf. ProsaAb Februar erscheinen Diderots Pensées détachées sur la peinture, la sculpture, l’architecture et la poésie, in denen er aphorismenartig Grundsätzliches über die bildende Kunst formuliert, in Grimms Correspondance. Diderots Essay Gründe, meinem alten Hausrock nachzutrauern, oder: Eine Warnung an alle, die mehr Geschmack als Geld haben, den er 1768 geschrieben hat und der im folgenden Jahr in Grimms Correspondance littéraire verbreitet wurde, wird als Broschüre und ohne Zustimmung Diderots durch den Schriftsteller und Karlsruher Prinzenerzieher Friedrich Dominicus Ring gedruckt. Der französische Schriftsteller Jacques Cazotte veröffentlicht seinen phantastischen Roman Le Diable Amoureux. Der Roman gilt als Vorläufer der modernen Fantasy-Literatur. Der goldne Spiegel oder die Könige von Scheschian, eine wahre Geschichte, ein Roman von Christoph Martin Wieland, erscheint bei Weidmann in Leipzig. Der Roman besitzt mehrere Handlungsebenen und eine dementsprechend große Anzahl auftretender Figuren und Themen. Die verbindenden Elemente sind die Betrachtung von Monarchie als Regierungsform und ein Bezug zur Aufklärung. LyrikSalomon Gessner lässt seinen 1756 publizierten Idyllen, die in Deutschland außerordentlich populär sind und sich zu einem Bestseller entwickelt haben, einen zweiten Band nachfolgen. Johann Wolfgang Goethe verfasst 1772/73 das Sturm-und-Drang-Gedicht Mahomets Gesang. Drama
Periodika
Wissenschaftliche WerkeHerder gewinnt mit seiner Abhandlung über den Ursprung der Sprache den von der Berliner Akademie der Wissenschaften 1769 ausgerufenen Wettbewerb um die Beantwortung der Frage „Sind Menschen, ihren natürlichen Fähigkeiten überlassen, imstande, Sprache zu erfinden und wenn ja, mit welchen Mitteln sind sie dazu gekommen?“ Der letzte Band der Encyclopédie ou Dictionnaire raisonné des sciences, des arts et des métiers erscheint in Paris. Der erste Band des von Diderot zusammen mit d’Alembert herausgegebenen Werks kam 1751 heraus. William Hamilton, seit 1764 britischer Botschafter in Neapel, veröffentlicht bei Cadell in London seine Observations on Mount Vesuvius, Mount Etna, and Other Volcano’s: in a series of letters addressed to the Royal Society from the Honorable Sir William Hamilton. Die deutsche Übersetzung kam bereits ein Jahr später im Berliner Verlag Haude und Spener unter dem Titel Beobachtungen über den Vesuv, den Aetna und andere Vulkane. In einer Reihe von Briefen an die Königlich Großbritannische Gesellschaft der Wissenschaften. Nebst neuen, erläuternden Anmerkungen des Herrn Verfassers heraus. Die Beschreibung von Arabien. Aus eigenen Beobachtungen und im Lande selbst gesammleten Nachrichten abgefasset von Carsten Niebuhr, in denen er von seiner zwischen 1761 und 1767 unternommenen Expedition in die Länder des arabischen und vorderasiatischen Raums berichtet, wird in Kopenhagen gedruckt. Das Werk ist dem dänischen König gewidmet. ÜbersetzungenDie deutsche Koranübersetzung Die türkische Bibel, oder des Korans allererste teutsche Übersetzung aus der Arabischen Urschrift von M. David Friederich Megerlin erscheint im Verlag Gottlieb Garbe in Frankfurt am Main. Im Vorwort rechtfertigt Megerlin seine Übersetzung gegen die Vorbehalte der katholischen Kirche, dass man so den Koran als „Fabelbuch“ kennenlernen und sich von seiner Falschheit überzeugen könne. Dieses Feindbild wirkt sich auf die „Übersetzung“ aus. Im gleichen Jahr wird die Ausgabe in den Frankfurter Gelehrte Anzeigen, die ab 1772 unter anderem von Goethe redigiert werden, kritisch besprochen. Geboren
Gestorben
WeblinksCommons: 1772 books – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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