Da viele Chroniken sich auf frühere Naturkatastrophen beziehen, wurden einige Sturmfluten mehrfach in die Literatur aufgenommen, so dass sich die Anzahl der vermeintlichen Sturmfluten vervielfacht hat. Selbst ein beträchtlicher Teil der neueren Chronistik stützt sich auf frühneuzeitliche Quellen, die teils fiktiver Art sind.
Die Opferzahlen vor dem 16. Jahrhundert beruhen weitestgehend auf groben Schätzungen oder sogar Phantasie. Daher sind diese Angaben mit Skepsis zu betrachten. Die Auswirkungen unterschiedlicher Sturmfluten sind bis ins 14. oder 15. Jahrhundert nur schwer festzustellen und oft kaum an bestimmten Ereignissen festzumachen.
viele Menschen und Tiere umgekommen. Es bestehen aber große Zweifel, dass Kimbern, Ambronen und Teutonen deshalb ihre Heimat in Richtung Süden verließen[4]
schwere Verwüstungen; die Entstehung der Inseln Texel und Wieringen sowie die Erweiterung der Zuiderzee und den Durchbruch der Hunze in der Richtung der Lauwerszee vermutet
vermeintlich 36.000 oder 100.000 Tote; versehentlich wohl auf 1218, 1222 oder 1228 gestellt; große Überflutungen auch im Elbegebiet; erster überlieferter Augenzeugenbericht aus dem Groningerland; vermeintlicher Einbruch des Jadebusens laut späterer Überlieferung
Sehr schwere Sturmflut, die Deiche wurden teilweise vernichtet; angeblich bis zu 50.000 Tote; vermuteter Einbruch des Dollarts sowie Erweiterung der Zuiderzee und der Lauwerszee versehentlich wohl auf 1277, 1280, 1282 oder 1288 gestellt
Untergang der nordfriesischenUthlande Entstehung der Insel Strand und der Halligen Rungholt versinkt, 30 bis 40 Dörfer werden aufgegeben; angeblich 100.000 Tote. Westermarsch bei Norden überschwemmt; am Jadebusen lediglich entwurzelte Bäume.
Krempermarsch überschwemmt, das Dorf Zesterfleth an der Estemündung wird vernichtet, die Elbinsel Hahnöfersand vom Festland abgetrennt; angeblich 30.000 Tote
1413 oder 1414
Dollart
Einbruch des Dollart aufgrund zeitgenössischer Quellen
28 Dörfer im Bereich des Grooten Waard werden aufgegeben; die Überlieferung spricht von 70 Dörfern und 10.000 Toten; Dordrecht wird vom Festland abgetrennt
zahlreiche Menschen ums Leben gekommen; gleichzeitig ‚Erdbeben‘ mit Feuersbrünsten. Zwischen Hamburg und Glückstadt viele Gebäude verwüstet, 11 Kirchtürme umgeweht bzw. eingestürzt, Hungersnot.
15.000 Tote (?); Zertrennung der Insel Juist in zwei Teile im Bereich des heutigen Hammersees sowie der Insel Langeoog, Zerstörung von Dornumersiel, Deichbrüche am Festland
11.150 Tote größte bis dahin bekannte Sturmflut mit Überflutungen und Verwüstungen ungeheuren Ausmaßes 90.000 Stück Rindvieh ertrinken 8.000 Häuser werden zerstört
höher als die Weihnachtsflut 1717; Zerstörung der nach 1717 notdürftig reparierten Deiche, Untergang der Dörfer Bettewehr II und Itzendorf, Abtrennung der Düne von Helgoland
800 Tote; viele Deichbrüche und schwere Dünenverluste auf den Inseln; Untergang vieler Halligen; höchste Sturmflut an der Elbe bis 1962. St. Pauli: NN + 5,24 m; Stadersand: NN + 5,14 m
höchste bis dahin festgestellte Sturmflut an der ostfriesischen Küste, aber keine Deichbrüche; Dangast: NN + 5,35 m; Cuxhaven: NN + 4,37 m (Windstau: 2,56 m)
Am 23. Dezember höchste Sturmflut seit 1906. An den Deichen zum Teil schwere Schäden und einige Deichbrüche und schwere Schäden. Der Orkan fordert an Land und auf See mindestens 70 Todesopfer. Cuxhaven: NN + 3,16 m (Windstau: 3,71 m während vorheriger Ebbe)
340 Tote; vor allem im Elbegebiet mit Nebenflüssen; bis dahin höchste Sturmflut östlich der Jade insgesamt mehr als 400 km Deich geschädigt; St. Pauli: NN + 5,70 m; Grauerort: NN + 5,70 m; Cuxhaven: NN + 4,95 m (Windstau: 3,87 m)
Bis heute der schwerste Orkan im Bereich der Deutschen Bucht, mittlere Windgeschwindigkeit auf Helgoland: 149,5 km/h konstant über mehrere Stunden. Böenspitzen überstiegen den Messbereich der Anemometer. Vermutlich deutlich über 200 km/h Cuxhaven: NN + 3,99 m (Windstau: 4,44 m während vorheriger Ebbe)
13., 16., 19./20. November; 6. und 14. Dezember 1973
sechs schwere Sturmfluten innerhalb von fünf Wochen beschädigen zahlreiche Deiche an der Nordseeküste; längste Sturmflut-Kette seit Menschengedenken Cuxhaven (6. Dezember): NN + 4,39 m (Windstau: 3,28 m)
die bis heute höchste Sturmflut an nahezu allen Pegeln der deutschen Nordseeküste; zahlreiche Deichbrüche in Kehdingen und der Haseldorfer Marsch. St. Pauli: NN + 6,45 m; Grauerort: NN + 6,02 m; Bremerhaven: NN + 5,18 m; Cuxhaven: NN + 5,11 m (Windstau: 4,23 m); Wilstermarsch: NN + 6,16 m (Pfahl, Foto 2006)
data-sort-value="1990-02-26" | 26. bis 28. Februar 1990
Deutsche Bucht
einige Tote; bisher intensivste bekannte unmittelbare Serie schwerer Fluten: in den drei Tagen zwei Orkan-, zwei Sturm- und eine Windflut Cuxhaven: NN + 4,44 m (Windstau: 3,93 m); Wilstermarsch: NN + 5,33 m (Pfahl, 27.2.)
sehr schwere Sturmflut mit den höchsten je gemessenen Pegelwerten im Bereich der Ems, Dünenabbrüche auf den Ostfriesischen Inseln; EmdenNN + 5,19 m; GandersumNN + 5,50 m
sehr schwere Sturmflut, schwerste Überschwemmungen in Hamburg seit 1990, riesige Dünenabbrüche auf Helgoland, in Rotterdam das Maeslant-Sturmflutwehr erstmals geschlossen. St. PauliNN + 5,42 m; Cuxhaven NN + 4,44 m (Windstau: 2,79 m)
Curt Weikinn: Quellentexte zur Witterungsgeschichte Europas von der Zeitwende bis zum Jahre 1850. 6 Bände. Berlin 1958–2002 (unter Gebrauch von vielen häufig nicht zeitgenössischen Quellensammlungen).
↑Cristian Kuß: Jahrbuch denkwürdiger Naturereignisse in den Herzogthümern Schleswig und Holstein vom elften bis zum siebzehnten Jahrhundert. Altona 1825, S. 10–11.
↑„1625, 21. Januar, 10. und 16. Februar, Hohe Sturmfluten, die auf der Insel gewaltige Schäden anrichten. Der Vogt Peter Tesdorp hierbei zugefügte Verlust wird auf 1000 Thaler geschätzt.“ In: Ferdinand Dannmeyer, Erich von Lehe, Heinrich Rüther (Hrsg.): Ein Turm und seine Insel. Monographie der Nordseeinsel Neuwerk. Verlag der Buchhandlung Rauschenplat, Cuxhaven 1982, S.166 (Erstausgabe: 1952).
↑Die große Sturmflut am 23. Dezember 1894 in Helgoland. In: European Journal of Forest Research. Band17, Nr.7, Juli 1895, ISSN1612-4669, S.404–404, doi:10.1007/BF01782970 (springer.com [abgerufen am 30. November 2023]).
↑Ferdinand Dannmeyer, Erich von Lehe, Heinrich Rüther (Hrsg.): Ein Turm und seine Insel. Monographie der Nordseeinsel Neuwerk. Verlag der Buchhandlung Rauschenplat, Cuxhaven 1982, S.164 (Erstausgabe: 1952).
↑Weser-Kurier. 7. Dezember 2013, Beilage „Die Norddeutsche“.