Liste der Stolpersteine im Landkreis Dahme-Spreewald
In der Liste der Stolpersteine im Landkreis Dahme-Spreewald enthält die Stolpersteine, die vom Kölner Künstler Gunter Demnig im brandenburgischenLandkreis Dahme-Spreewald verlegt wurden. Stolpersteine erinnern an das Schicksal der Menschen, die von den Nationalsozialisten ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden. Sie liegen im Regelfall vor dem letzten selbst gewählten Wohnsitz des Opfers.
HIER WOHNTE GEORG CZAPSKI JG. 1893 VERHAFTET 1938 SACHSENHAUSEN DEPORTIERT 1942 AUSCHWITZ BEFREIT / ÜBERLEBT
Bahnhofstraße 23
Georg Czapski
HIER WOHNTE JOHANNA CZAPSKI JG. 1900 DEPORTIERT 1942 AUSCHWITZ BEFREIT / ÜBERLEBT
Bahnhofstraße 23
Johanna Czapski
HIER WOHNTE ERNA LINA THERESE DÖRRE GEB. MARCUS JG. 1900 GEDEMÜTIGT / ENTRECHTET VOR DEPORTATION FLUCHT IN DEN TOD 1944
Bahnhofstraße 23
Erna Lina Therese Dörre
HIER WOHNTE MAX JACOBSOHN JG. 1879 VERHAFTET 1938 KZ SACHSENHAUSEN DEPORTIERT 1942 NACH OSTEN ? ? ?
Bahnhofstraße 6
Max Jacobsohn
HIER WOHNTE PAULA JACOBSOHN GEB. OCHSMANN JG. 1882 DEPORTIERT 1942 NACH OSTEN ? ? ?
Bahnhofstraße 6
Paula Jacobsohn
HIER WOHNTE GUSTAV JONAS JG. 1868 ZWANGSVERKAUF DES GRUNDSTÜCKS MÄRZ 1939 HEIMATORT VERLASSEN POTSDAM 1939 JÜD. ALTERSHEIM DEPORTIERT 1942 TOT IN THERESIENSTADT
Birkenallee 7
Gustav Jonas
HIER WOHNTE LUISE-LOTTE JONAS JG. 1862 ZWANGSVERKAUF DES GRUNDSTÜCKS MÄRZ 1939 HEIMATORT VERLASSEN POTSDAM 1939 JÜD. ALTERSHEIM DEPORTIERT 1942 TOT IN THERESIENSTADT
Birkenallee 7
Luise-Lotte Jonas
HIER WOHNTE DR. VIKTOR KARFUNKEL JG. 1906 FLUCHT 1936 CHINA ÜBERLEBT
Zernsdorf, Karl-Marx-Straße 25
Viktor Karfunkel
HIER WOHNTE EUGEN LONDON JG. 1884 DEPORTIERT 1943 ERMORDET IN AUSCHWITZ
HIER WOHNTE SOPHIE CHARLOTTE ASTRICH JG. 1893 GEDEMÜTIGT/ENTRECHTET FLUCHT IN DEN TOD 23.9.1941
Brunnenstraße 8
Sophie-Charlotte Astrich war 1925 Mathe- und Naturwissenschaftslehrerin an der Lübbener Mädchenmittelschule, 1933 wurde die 40-jährige ohne Gehalt zwangsbeurlaubt, 21. Juli 1941 Beschlagnahmung des gesamten Eigentums und Vermögens, 23. September 1941 Selbstmord, 2. Oktober 1941 offiziell enteignet[1][2][3]
HIER WOHNTE ALBERT BOCK JG. 1870 DEPORTIERT 1942 THERESIENSTADT ERMORDET 28.2.1943
Logenstraße 12 / Ecke Puschkinstraße
Albert Bock war Kaufmann, geboren 13. Oktober 1870 in Luckau, Kaufmann in Berlin, Stadtverordneter, Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr, des Deutschen Roten Kreuzes und der Synagogengemeinde, Besitzer von Konfektionshäusern in der Logenstraße 13 und in der Hauptstraße 46, nach dem Judenboykott musste er sein Warenlager und die Einrichtung zu Schleuderpreisen verkaufen, seine Ehefrau Elise Bock starb 1935, Oktober 1942 enteignet, 15. Dezember 1942 ins Ghetto Theresienstadt deportiert, gestorben am 28. Februar 1943 im Ghetto Theresienstadt[1][2][4][5][6]
HIER WOHNTE JULIUS BURCHARDI JG. 1878 DEPORTIERT 1942 GHETTO WARSCHAU ERMORDET
Am Schutzgraben 11
Julius Burchardi war Glasermeister mit eigener Glaserei und Lehrlingsausbildung, Moderator bei Aufmärschen der Schützengilde und wahlberechtigtes Mitglied der Synagogengemeinde, deportiert ins Warschauer Ghetto, letzter Brief vom 21. Juli 1942 aus Warschau[1][2][7][8]
HIER WOHNTE MINNA BURCHARDI GEB. GERSTEN JG. 1878 DEPORTIERT 1942 GHETTO WARSCHAU ERMORDET
Am Schutzgraben 11
Minna Burchardi geb. Gersten wurde ins Warschauer Ghetto deportiert, letzter Brief vom 21. Juli 1942 aus Warschau[1][2][7][8]
HIER LEBTE WERNER D. JG. 1921 ’VERLEGT 6.6.1940 IN EINE ANDERE HEILANSTALT’
Bahnhofstraße Institutsambulanz der Landesklinik (Luckauer Straße 17)
Werner Dielmann, geboren 1921, kam 1937 in die Korrigendenanstalt nach Lübben, wurde als erbkrank und schwachsinnig eingestuft, 1940 „In eine andere Anstalt verlegt“ (wegen seiner geistigen Behinderung getötet)[9][10]
HIER LEBTE ERWIN F. JG. 1928 ’VERLEGT 11.6.1940 IN EINE ANDERE HEILANSTALT’
Bahnhofstraße Institutsambulanz der Landesklinik (Luckauer Straße 17)
Erwin F. wurde 1928 in Berlin als uneheliches Kind geboren, litt an einer Lähmung seiner Beine, sprach nicht, 1931–1936 in Lübben, dann nach Potsdam und schließlich nach Brandenburg-Görden verlegt, 1940 „In eine andere Anstalt verlegt“ (wegen seiner geistigen Behinderung getötet)[9][10]
HIER LEBTE BRUNO K. JG. 1920 ’VERLEGT 6.6.1940 IN EINE ANDERE HEILANSTALT’
Bahnhofstraße Institutsambulanz der Landesklinik (Luckauer Straße 17)
Bruno Klingbein, geboren 1920, rechtsseitig gelähmt, kam 1934 nach Lübben, 1940 erkrankte er schwer an einem „fieberhaften Lungenleiden“, 1940 „In eine andere Anstalt verlegt“ (wegen seiner geistigen Behinderung getötet)[9][10]
HIER WOHNTE JULIUS MOSES JG. 1883 'SCHUTZHAFT' 1938 SACHSENHAUSEN DEPORTIERT 17.3.1943 THERESIENSTADT 1944 AUSCHWITZ ERMORDET
Kirchstraße 29
Julius Moses, geboren am 21. Januar 1883 in Lübben, Kaufmann, Soldat im Ersten Weltkrieg, Eisernes Kreuz, 1925 Vorstandsmitglied der Synagogengemeinde, 1937 dessen Leiter, am 9. November 1938 kurzzeitig nach Sachsenhausen deportiert, Rückkehr nach Lübben, 1939 untergetaucht in Berlin, 1943 Deportation, zunächst nach Theresienstadt, ermordet in Auschwitz, Ehe mit Frieda Moses, Tochter Hildegard starb im Kindesalter, Sohn Heinz Siegbert Moses reiste 1939 nach Palästina aus[11][12]
HIER WOHNTE FRIEDA MOSES GEB. HIRSCH JG. 1893 DEPORTIERT 3.3.1943 ERMORDET IN AUSCHWITZ
Kirchstraße 29
Frieda Moses, geboren 1893 in Groß Leine als Frieda Hirsch, 1939 untergetaucht in Berlin, 1943 Deportation, in Auschwitz ermordet, Ehefrau von Julius Moses, Tochter Hildegard starb im Kindesalter, Sohn Heinz Siegbert Moses reiste 1939 nach Palästina aus[13][14]
HIER WOHNTE JOHANNA WOLFF GEB. PINNER JG. 1859 DEPORTIERT 1942 THERESIENSTADT ERMORDET 31.8.1942
Hauptstraße 16
Johanna Wolff, geboren 1859, Frau des Kaufmanns und Synagogenvorstehers Wilhelm Wolff (gestorben 1937), zog nach Berlin, im August 1942 von Berlin nach Theresienstadt deportiert, gestorben am 31. August 1942 in Theresienstadt[1][2][15][16]
Luckau
Demnig verlegt für jedes Opfer einen eigenen Stein, im Regelfall vor dem letzten selbst gewählten Wohnsitz. Erforscht wurden die Schicksale der Luckauer Juden von der Langengrassauer Heimatforscherin Sylvia Kolley. Sie regte auch die Verlegungen der Stolpersteine an. Der örtliche Heimatverein griff die Idee auf, initiierte eine Spendensammlung und beauftragte den Künstler mit der Erstellung der Stolpersteine. Die Verlegungen in Luckau fanden am 10. September 2008 statt. Anlässlich der Zeremonie erklärte Bürgermeister Harry Müller:
„Die Steine rücken ins Gedächtnis, dass es die braune Brut nicht nur in Berlin gab, sondern auch in unserem Städtchen.“
Stolperstein
Inschrift
Standort
Name, Leben
HIER WOHNTE ARTHUR SIMON JG. 1887 DEPORTIERT 1943 ERMORDET IN AUSCHWITZ
Lange Straße 52
Arthur Simon
HIER WOHNTE BETTY SIMON GEB. OBERSCHÜTZKY JG. 1885 DEPORTIERT 1942 RIGA ERMORDET 29.10.1942
Typische Verlegesituationen im Landkreis Dahme-Spreewald:
Königs Wusterhausen
Lübben
Luckau
Mittenwalde
Zeuthen
Die Stolpersteine wurden von Gunter Demnig an folgenden Tagen verlegt:
11. März 2004: Lübben (Bahnhofstraße)
Oktober 2004: Teupitz
13. Mai 2006: Königs Wusterhausen, Mittenwalde
8. Dezember 2007: Königs Wusterhausen
10. September 2008: Luckau, Lübben (Spreewald)
6. Juni 2009: Königs Wusterhausen
28. März 2010: Mittenwalde (Töpchiner Straße 1: Walter Frick)
11. Oktober 2011: Königs Wusterhausen
12. Oktober 2011: Lieberose
23. April 2012: Mittenwalde (Töpchiner Straße 1: Luise Walzer), verlegt in Eigenregie (ohne G. Demnig)[18]
22. Oktober 2012: Mittenwalde (Gartenstraße 27)
3. Dezember 2013: Mittenwalde (Berliner Vorstadt 22a)
28. September 2015: Zeuthen (Fontaneallee 12, Friesenstraße 12, Niederlausitzstraße 12)
5. September 2017: Zeuthen (Schulstraße 4)
9. November 2021: Lübben (Kirchstraße 29)
19. Mai 2022: Mittenwalde (Freiherr-von-Loeben-Straße 9)
Im September 2015 wurde vor dem Haus Niederlausitzstraße 12, wo der Zeuthener Yachtclub e. V. beheimatet ist, ein Stolperstein für Käthe Brasch verlegt. Es stellte sich heraus, dass Käthe Brasch an dieser Stelle nie gewohnt hatte, sondern nur eine Hypothek für das Grundstück des Yachtclubs aufgenommen haben soll. Der Stolperstein wurde daraufhin entfernt.[19][20][21]