Das argentinische Fernstraßennetz geht in seiner Grundstruktur auf das Wegenetz in der Kolonialzeit sowie im 19. Jahrhundert gebauten und sternförmig auf die Hauptstadt Buenos Aires ausgerichtete Straßen zurück. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden vermehrt Querverbindungen eingerichtet, die jedoch zum Teil bis heute schwer passierbare Erdstraßen geblieben sind.
Im Jahr 1936 wurde das heutige Nummerierungsschema entworfen. Das Straßennetz gliedert sich demnach in Nationalstraßen (rutas nacionales) und Provinzstraßen (rutas provinciales). Es gibt auch einige Autobahnen, die aber meist als National- oder auch Provinzstraßen geführt werden, einige davon mit einem A vor der Nummerierung. Ausnahme von dieser Regel sind Stadtautobahnen, die denselben Status wie normale Stadtstraßen innehaben.
Viele Fernstraßen wurden seit den 1990er Jahren privatisiert, darunter der Großteil der wichtigsten Nationalstraßen. Dabei verkauft der Staat jedoch nicht die Straßen an sich, sondern gibt mehrere Jahrzehnte dauernde Konzessionen für die Instandhaltung gegen die Erlaubnis, Maut zu verlangen, aus.
Insbesondere einige Routen, die durch verschiedene attraktive Landschaften führen oder historische Stätten verbinden, sind bei Touristen und Abenteurern der ganzen Welt bekannt.
Berühmt ist die Ruta Nacional 9, die bereits in der Kolonialzeit wichtige Verbindung zwischen Buenos Aires und Lima bzw. Potosí, die durch die historisch bedeutenden Städte Rosario, Córdoba, Santiago del Estero, Tucumán, Salta, Jujuy und Humahuaca führt und die wichtigste Entwicklungsachse Argentiniens überhaupt darstellt: etwa 20 Millionen Menschen – 60 % der Einwohner des Landes – wohnen in ihrem Einzugsraum.
Bei Abenteuertouristen sind die beliebtesten Straßen die längste Straße Argentiniens überhaupt, die Ruta Nacional 40, die den ganzen Westen Argentiniens von Nord nach Süd durchzieht, und die Ruta Nacional 3, die von Buenos Aires bis nach Ushuaia in Feuerland, ans "Ende der Welt" – wie die Gegend oft genannt wird – führt.
Autobahnen
Bestehende Autobahnen gibt es derzeit in Argentinien vor allem im Pampa-Raum sowie um die größten Städte. Es ist geplant, in den nächsten zehn Jahren das Autobahnnetz stark auszubauen. Dies sollte schon in den 1980er Jahren geschehen, Wirtschaftskrisen und andere Probleme verzögerten die Pläne jedoch.
Vierspurige National- und Provinzstraßen
Folgende Strecken sind autobahnähnlich ausgebaut (Stand Mitte 2012):
A024: Zubringer von Campana zur Ruta Nacional 9 (keine Autobahn)
A025: Zubringer von San Antonio Este zur Ruta Nacional 3 (keine Autobahn)
A026: Zubringer von San Antonio Oeste zur Ruta Nacional 3 (keine Autobahn)
ex A029: Rosario – Santa Fe. Die Autobahn untersteht heute der Provinz Santa Fe.
Rutas Nacionales
Das Nationalstraßennetz umfasste 2006 118 Straßen. 33.235 km des Netzes waren asphaltiert, 3.577 km befestigte Schotterstraßen und 1.500 unbefestigte Erdpisten.[1]
Die Nummerierung der Nationalstraßen 1-9 richtete sich ursprünglich danach, in welche Richtung im Uhrzeigersinn von Buenos Aires aus gesehen die Straße verlief. Da Buenos Aires wegen seiner Lage am Río de la Plata nur Zufahrten von Südost bis Nord erlaubt, ist die Ruta Nacional 1 die südöstlichste Zufahrt zur Stadt, während die Ruta Nacional 9 die nördlichste Zufahrt bildet.
Erweitert wird dieser "Stern" durch die Rutas 11-14, die von der Ruta 9 in nordöstlicher Richtung abzweigen und die Logik weiterführen: die Ruta 14 verläuft parallel zur Ostgrenze Argentiniens.
Einige Nummern blieben unbelegt: 4, 6, 10 und 13. Die Ruta Nacional 1 ist nur eine relativ kurze Zubringerstraße, die Ruta Nacional 2 wurde nach ihrem Ausbau in den 90er Jahren zur Provinzstraße umgestuft.
Die Nummern 15 bis 50 sind für überregionale Nationalstraßen reserviert, die nicht direkt mit dem Stern um Buenos Aires verbunden sind. Dabei bezeichnen die Nummern 15 bis 30 Ost-West-Verbindungen, die zwischen 31 und 40 Nord-Süd-Verbindungen und die zwischen 41 und 50 sonstige Straßen, die nicht in das Schema passen. Ab der Ruta Nacional 51 handelt es sich um regionale Nationalstraßen, deren Nummern nach Regionen (Region I bis VIII) eingeteilt sind.
Fettgedruckte Straßen bezeichnen wichtige Fernverbindungen. Wenn nicht anders genannt, wird die Straße in Ost-West-Richtung angegeben.
Die Rutas 18, 168, 19 und 20 bilden eine Querverbindung zwischen der Grenze zu Uruguay bei Concordia und San Juan im Westen des Landes. Es ist geplant, sie in eine Autobahn auszubauen.
Ruta Nacional 18: Concordia (Grenzübergang zu Uruguay) – Paraná
Ruta Nacional 168: Paraná – Santa Fe (kurzes Zwischenstück)
Ruta Nacional 288: Comandante Luis Piedra Buena – Tres Lagos (Prov. Santa Cruz)
Ruta Nacional 293: Rospentek Aike – Paso Laurita/Casas Viejas (Grenze nach Chile, Prov. Santa Cruz)
Straßen auf Feuerland (A-J)
Die Straßen auf Feuerland sind mit Buchstaben durchnummeriert und gelten als Nationalstraßen, obwohl sie teilweise nur kurz sind. Dieser Brauch stammt aus der Zeit, als die Provinz Nationalterritorium war und sich daher der Nationalstaat um die Straßen kümmerte.
Ruta Nacional A: Viamonte – Estancia María Luisa
Ruta Nacional B: Río Grande – Comisaría Radman (Grenze zu Chile, aber kein offizieller Grenzübergang!)
Ruta Nacional C: Río Grande – Estancia El Salvador (Grenze zu Chile)
Ruta Nacional D: Río Grande – Estancia Marina
Ruta Nacional E: Río Grande – Estancia Río Apen
Ruta Nacional F: Río Grande – Estancia Carmen (Lago Yehuin)
Ruta Nacional H: Estancia María (RN3) – Estancia Carmen (Lago Yehuin)
Ruta Nacional J: Ushuaia – Estancia Moat (südlichste Straße Argentiniens, auch bekannt als Ruta Nacional 0)
Wichtige Provinzstraßen
Buenos Aires
Ruta Provincial 2 (ex. Nacional 2): Buenos Aires – Mar del Plata
Ruta Provincial 4: San Isidro – Quilmes (innere Ringstraße um Buenos Aires)
Ruta Provincial 6: Campana – La Plata (mittlere Ringstraße um Buenos Aires)