Linda Ronstadt wurde 1946 in Tucson als Tochter von Gilbert Ronstadt (1911–1995) und Ruth Mary Copeman (1914–1982) geboren. Ihr Großvater Federico Ronstadt war 1868 im mexikanischenSonora als Sohn eines deutschen Einwanderers aus Hannover geboren worden, der mit 14 Jahren nach Tucson gekommen war, um das Handwerk des Wagenbaues zu erlernen. Er selbst und seine Kinder spielten in verschiedenen Bands und schrieben Songs.[1]
In den 1970er-Jahren hatte Ronstadt ihre größten Erfolge mit Coverversionen und erhielt eine Reihe von Platinauszeichnungen. Ihre Alben Heart Like a Wheel (1974), ursprünglich ein Hit von Kate McGarrigle, Hasten Down the Wind, Simple Dreams und Living in the USA erzielten in den amerikanischen Billboard-Album- und Country-Album-Charts sechsmal Nummer-eins-Notierungen, darunter war der Nummer-eins-HitYou’re No Good, ein Stück von Dee Dee Warwick. Heart Like a Wheel von 1974 gilt als ihr wichtigstes Album.
In den späten 1970er-Jahren hatte sie ein Verhältnis mit Jerry Brown, dem damaligen Gouverneur von Kalifornien. Mit einem Cover des Rolling-Stones-SongsTumbling Dice gelang ihr 1978 ein Top-40-Hit. Ihr Album Canciones de mi padre entstammt einer Liedersammlung ihrer Tante Luise, die 1930 ein gleichnamiges Buch herausgebracht hatte.[1] Dem deutschen Publikum wurde sie im November 1976 durch einen Auftritt beim WDR-Rockpalast bekannt.
Ronstadt machte neben zahlreichen Poprock-Hits, wie z. B. einer Coverversion von Roy OrbisonsBlue Bayou und Duetten mit Aaron Neville, im Laufe ihrer Karriere Aufnahmen vieler musikalischen Stilrichtungen, angefangen vom Big-Band-Sound über mexikanische Volksmusik bis hin zu einem Album mit Rock-Klassikern in Form von Wiegenliedern mit dem Titel Dedicated to the One I Love, das u. a. eine Version des Queen-Klassikers We Will Rock You enthält. Sie ist auch als Backgroundsängerin auf diversen Neil-Young-Alben zu hören und war häufig Gastsängerin bei anderen Bands und Interpreten, beispielsweise bei den Eagles, den Chieftains und Nicolette Larson.
In Zusammenarbeit mit Emmylou Harris und Dolly Parton entstand 1987 das Country-Album Trio, dem 1999 das Album Trio II folgte. Für den Film Mambo Kings sang sie zwei Titel im Arrangement von Ray Santos, der dann auch ihr Album Frenesi mit lateinamerikanischen Standards arrangierte, das 1992 mit dem Grammy für das Best Tropical Latin Album ausgezeichnet wurde.
Politisches Engagement
Als sie 2004 dem Filmemacher und Bush-Kritiker Michael Moore bei einem Konzert in Las Vegas ihre Unterstützung bekundete, wurde sie dafür ausgebuht. Vor der geplanten Zugabe hatte sie Moore als einen „großen amerikanischen Patrioten“ und jemanden, „der die Wahrheit verbreitet“, bezeichnet. Sie rief das Publikum im Hotel-Casino Aladdin auf, sich Moores Dokumentarfilm über Präsident George W. Bush, Fahrenheit 9/11, anzusehen. Einige der 4500 Zuschauer stürmten daraufhin aus dem Saal, andere rissen Konzertplakate ab. Das Konzert wurde abgebrochen und das Aladdin erteilte Ronstadt Hausverbot; trotz der Fürsprache von Prominenten wie Elton John wurde an der Entscheidung festgehalten.
Ronstadt äußerte sich auch in anderen Fällen politisch. So sprach sie sich gegen die Abschiebung illegaler Migranten zurück nach Mexiko aus. 2010 beteiligte sie sich an einer Klage gegen die damals in Arizona geplanten schärferen Abschieberegeln.[4]
Krankheit und Karriereende
Im August 2013 gab Ronstadt bekannt, dass sie seit einigen Jahren an der Parkinson-Krankheit leide und nicht mehr singen könne.[5] Sie erklärte ihre musikalische Karriere für beendet.[6][7] Dennoch hat sich Ronstadt noch nicht komplett aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Ihre Autobiographie Simple Dreams: A Musical Memoir wurde im September 2013 veröffentlicht.[8] Im September 2019 folgte eine Dokumentation über ihr Leben mit dem Titel Linda Ronstadt: The Sound of My Voice, die beim Provincetown International Film Festival als beste Dokumentation ausgezeichnet wurde.[9]
Auszeichnungen
Linda Ronstadt wurde mit insgesamt zehn Grammy Awards ausgezeichnet.
Für ihre Rolle im Musical The Pirates of Penzance wurde sie als Schauspielerin für den Golden Globe nominiert. Mit diesem Musical gastierte sie auch am Broadway.
↑Linda Ronstadt joins group filing suit against Arizona law. In: Christian Science Monitor. 30. April 2010, ISSN0882-7729 (csmonitor.com [abgerufen am 20. Februar 2019]).
↑Rob Epstein, Jeffrey Friedman: Linda Ronstadt: The Sound of My Voice. CNN Films, PCH Films, Telling Pictures, 6. September 2019, abgerufen am 28. Januar 2023.
↑David Kent: Australian Chart Book 1970–1992. Illustriert. Hrsg.: Australian Chart Book. Nr.341. St Ives, New South Wales, Australien 1993, ISBN 0-646-11917-6 (englisch, Memento vom 6. Februar 2021 im Internet Archive [abgerufen am 12. Juni 2021]).
↑ abDean Scapolo: The Complete New Zealand Music Charts: 1966 – 2006. Maurienne House, 2007, ISBN 978-1-877443-00-8 (englisch).