Achillina Bo studierte ab 1934 Architektur in Rom.[3] Nach dem Examen 1939 zog sie nach Mailand, wo sie mit Carlo Pagani ein Architekturbüro gründete, dann bei Gio Ponti arbeitete und 1944 stellvertretende Schriftleiterin der Zeitschrift Domus wurde.[4] 1946 heiratete sie den Galeristen, Kunstkritiker und Journalisten Pietro Maria Bardi. Noch im selben Jahr wanderte das Paar nach Brasilien aus. In Rio de Janeiro und in São Paulo begegneten sie Lúcio Costa, Oscar Niemeyer und Roberto Burle Marx. Lina Bò Bardi und ihr Mann waren mit Ausstellungen europäischer Kunst erfolgreich, so dass sie sich ein großes Grundstück im Stadtteil Morumbi von São Paulo kaufen und 1950–1952 ein Haus bauen konnten.[3] Diese von Lina Bo Bardi entworfene Casa de Vidro (Gläsernes Haus) erregte Aufsehen und Bewunderung; zahlreiche Aufträge für öffentliche und private Bauten folgen, darunter – um nur einige Werke in São Paulo zu nennen – das Museu de Arte de São Paulo (1957), bekannt als „schwebendes Museum“, die Kirche Espirito Santo do Cerrado (1977–1982) oder das Kultur- und Sportzentrum Fábrica da Pompéia (1977–1986). Ein Entwurf (1990–1992) für das neue Rathaus von São Paulo, der Prefeitura Municipal, blieb unvollendet.[3] Der zweite Hauptort ihres Wirkens war Salvador da Bahia, wo Lina Bo Bardi u. a. das Museum für moderne und volkstümliche Kunst (1959–1963) und die Villa Chame-Chame (1964) baute.[5]
Lina Bò Bardi war auch als Designerin tätig. Für einige ihrer Bauten, z. B. die Fábrica da Pompeia, entwarf sie Teile der Inneneinrichtung. Von ihr stammen u. a. ein bekannter zusammenklappbarer Holzstuhl, der „Frei Egidio“-Stuhl, benannt nach einem franziskanischen Vorbild des 15. Jahrhunderts.
Sonia Ricon Baldessani: Wie Frauen bauen. Architektinnen. Von Julia Morgan bis Zaha Hadid. AvivA Verlag, Berlin 2001, ISBN 3-932338-12-X; S. 120–136.
Florian Heilmeyer: Lina Bo Bardi. In: Baunetzwoche. Das Querformat für Architekten, Nr. 229 vom 8. Juli 2011, S. 4–25 (mit zahlreichen Abbildungen).
Laurel Frances Rogers: Lina Bo Bardi. In: Jan Cigliano Hartman (Hrsg.): The Women Who Changed Architecture. Beverly Willis Architecture Foundation / Princeton Architectural Press, New York 2022, ISBN 978-1-61689-871-7, S. 76–79.
Richard Zemp: Bauen als freie Arbeit. Lina Bo Bardi und die Grupo Arquitetura Nova. Tendenzen der brasilianischen Architektur 1961–1982. Berlin 2020, ISBN 978-3-86922-639-2.
↑Sol Camacho: Lina Bo Bardi: Ein zeitgenössisches Vermächtnis. In: Ursula Schwitalla (Hrsg.): Frauen in der Architektur: Rückblicke, Positionen, Ausblicke. Hatje Cantz, Berlin 2021, S.43–47.
↑Roman Hollenstein: Sie baute für die Menschen. Das Münchner Architekturmuseum feiert die vor 100 Jahren geborene brasilianische Architektin Lina Bo Bardi. In: Neue Zürcher Zeitung vom 5. Dezember 2014, internationale Ausgabe, S. 45.