1951 wurde Beschorner als eine der ersten Frauen Mitglied der Wiener Secession, mit der sie mehrfach ausstellte. 1954 fand dort ihre erste Einzelausstellung statt. Bis Mitte der 1970er Jahre beschickte sie regelmäßig Ausstellungen, danach trat sie für einige Zeit kaum noch in Erscheinung, war aber weiterhin künstlerisch tätig.[4] Über 30 Jahre unterrichtete sie als Lehrerin für Fachzeichnen, Auslagengestaltung und Maskenbildnerei an der Berufsschule für Friseure und Perückenmacher.[5]
Beschorner wohnte seit ihrer Jugend in einem Haus mit Atelier in Wien-Gersthof, früher zusammen mit ihrer Mutter. Die Innenwände des Gebäudes sind mit dicht gehängten Werkgruppen ausgestaltet. Beschorners dort aufbewahrter künstlerischer Nachlass (2.300 inventarisierte Objekte, Stand 2021) wird nach ihrem Tod in die MUSA-Sammlung aufgenommen werden.[5]
Lieselott Beschorner starb 2024 im Alter von 96 Jahren in Wien.[1] Sie wurde auf dem Wiener Zentralfriedhof bestattet.[9]
Werk
Zu dem heterogenen Gesamtwerk von Lieselott Beschorner gehören unter anderem abstrakte figürliche Kompositionen und Landschaften in Tempera-Kreide und Acryl, welche sie ab 1957 malte. In den 1960er Jahren entstanden „Schichtenbilder“, eine zwischen Collage und Malerei liegende Technik, bei der gemalte und dann gerissene Papierfelder ineinander übergehend abstrakte Collagen bilden, die imaginären Landschaftsimpressionen ähneln.[2] Seit Anfang der 1970er nimmt das Groteske und Kuriose eine zunehmende Bedeutung in ihrem Werk ein. So schuf sie kleinformatige Filzstiftzeichnungen mit skurrilen, oft auf Augen und Lippen reduzierten Gesichter („Groteskerien“), karikatureske „Keramikköpfe“ und an das Grotesken- und Fratzenhafte grenzende Puppen („Puppas“) aus Wolle, Stoffresten und Perlen.[10] Sie gestaltete auch Mosaiken und Keramikskulpturen. In den letzten Jahren konzentrierte sich ihre Arbeit, auch bedingt durch zunehmenden Verlust der Sehkraft, auf Sekunden- bzw. Impulszeichnungen, bei denen Beschorner aus spontanen Eingebungen heraus Linien mit schwarzer Kohle auf weißem Papier zog. Während der COVID-19-Pandemie zeichnete sie eine Reihe von Darstellungen des Virus mit Wachsölkreide.[5]
Werke (Auswahl)
Farbkomposition, 1958/1959, Tempera auf Holzfaserplatte, gefirnisst, Bienenwachs, 29,7 × 42 cm, Sammlung Belvedere
Wandmosaik Überschwemmung der Liesing, 1959, Oktaviangasse 20, Wien-Liesing
Blatt Nr. 7 (Abstraktion), 1961, Tempera, Passepartout: 282 × 405 mm, Albertina, Dauerleihgabe der Artothek des Bundes
Aufstrebende Form, 1963, Collage mit eingefärbten Zeichenpapier, Albertina, Dauerleihgabe der Artothek des Bundes
Blatt aus der Serie der „Schichtenbilder“, 1963, Collage, Aquarell, unterschiedlich eingefärbtes Fließpapier, 44,5 × 57,6 cm, signiert und datiert links unten: „Lieselott Beschorner 1963“, Wien Museum
Komposition helle Form auf Blau und Orange, 1965, Collage, Gouache, 507 × 574 mm, Artothek des Bundes
16 Sgraffito-Wandfelder an den Treppenhausachsen (Hauszeichen), 1966/1967, Simmeringer Hauptstraße 190–192 (Salvador Allende-Hof), Stiege 9–12, Wien-Simmering[11]
Rumpfpuppe, 1972–1980, Wolle, gehäkelt, Füllmaterial, Kordelfransen, 54 × 19 × 15 cm, Artothek des Bundes
Oger, 1974–1978, Mischtechnik, 218 × 389 mm, Albertina, Dauerleihgabe der Artothek des Bundes[12]
Beinlust, Strumpfobjekt, Gruppensex, um 1980, Wolle, Schuhe, Füllmaterial Nylonstrümpfe, ca. 100 × 100 × 100 cm, Wien Museum
Braut aus der Serie „Puppas“, um 1980, Wolle, Strümpfe, 54 × 17,5 × 18 cm, Wien Museum
Behutete Kopffiguren, 2014, Skulpturen
Weinende Omnichronisten, 2022, Zyklus mit Zeichnungen zu COVID-19
2009: Die fünfziger Jahre. Kunst und Kunstverständnis in Wien, MUSA, Wien
2012: Beauty Contest, MUSA, Austrian Cultural Forum, Wien
2018: Subversive Imagination, MUSA, Wien
2020: The Beginning. Kunst in Wien 1945 bis 1980, Albertina modern, Wien (mit Katalog)
2021: Avantgarde und Gegenwart. Die Sammlung Belvedere von Lassnig bis Knebl, Belvedere 21, Wien
Literatur
Im Atem der Zeit = In the breath of time. Secession. Revolver Publishing, Berlin 2022, ISBN 978-3-95763-522-8.
Lieselott Beschorner – Kunstbedürfnisanstalt. Landesgalerie Niederösterreich, Krems 2020, ISBN 978-3-901261-85-5.
Berthold Ecker (Hrsg.), Peter Baum (Texte): Lieselott Beschorner: Zwischen Abstraktion und Groteske. Ausstellungskatalog. MUSA. Hrsg. für die Kulturabteilung der Stadt Wien. Verlag für Moderne Kunst, Nürnberg 2011, ISBN 978-3-86984-199-1.
Jürgen Tiede: Beschorner, Lieselott (verh. Toman). In: Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker (AKL). Band 10, Saur, München u. a. 1994, ISBN 3-598-22750-7, S. 181.
Beschorner, verehel. Toman, Lieselott. In: Rudolf Schmidt: Österreichisches Künstlerlexikon : von den Anfängen bis zur Gegenwart. Band 1. Tusch, Wien 1980.
Beschorner, verehel. Toman, Lieselott. In: Heinrich Fuchs: Die österreichischen Maler des 19. Jahrhunderts. Band 1. Wien 1976, S. 78.
↑ abBeschorner, verehel. Toman, Lieselott. In: Rudolf Schmidt: Österreichisches Künstlerlexikon : von den Anfängen bis zur Gegenwart. Band 1. Tusch, Wien 1980.
↑Jürgen Tiede: Beschorner, Lieselott (verh. Toman). In: Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker (AKL). Band 10, Saur, München u. a. 1994, ISBN 3-598-22750-7, S. 181.