Die Lidblasenfrösche (Physalaemus, von griech. physa = Blasebalg, Blase und griech. laima = Schlund)[1] sind eine Gattung der Froschlurche aus der Familie der Pfeiffrösche.
Die Lidblasenfrösche[2] sind kleine bis mittelgroße Frösche mit einer Kopf-Rumpf-Länge von 2 bis 5 Zentimetern. Wegen ihres spitzen Mauls erinnern sie an Engmaulfrösche, mit denen sie jedoch nicht nahe verwandt sind. Ihr Körperbau wirkt gedrungen. Sie können lebhaft gefärbt sein, und einige Arten besitzen auf dem hinteren Körperende große Augenflecken, die zusammen mit einer entsprechenden Marmorierung und Hautfärbung das Aussehen einer Schlange oder eines anderen Reptils vortäuschen. Besonders ausgeprägt ist diese Zeichnung bei Physalaemus nattereri. Ein ähnliches Muster zeigt Physalaemus marmoratus.
Sie besiedeln die Laubstreu von Primär- und Sekundärwäldern oder sind Bodenbewohner in offenem Gelände. Meist genügen zur Eiablage sehr kleine Wasseransammlungen, z. B. Phytotelmata in Pflanzen[4] oder temporäre Gewässer wie Pfützen. Die Eier werden während der Umklammerung des Weibchens durch das Männchen in Schaumnestern abgelegt, wobei das Männchen ein vom Weibchen abgegebenes Sekret mit den Hinterbeinen zu Schaum schlägt. Die Eier werden vom Männchen befruchtet und in den Schaum eingeschlagen, wo sie vor kurzfristiger Austrocknung und Fressfeinden im Wasser geschützt sind. Die Schaumnester können auf dem Wasser schwimmen oder an Pflanzen festhängen. Die geschlüpften Froschlarven verlassen nach rund drei Tagen das Schaumnest und werden während der Regenzeit in Teiche geschwemmt, wo sie mehr Nahrung finden.[5]
Systematik
Äußere Systematik
Die Gattung Physalaemus wurde im Jahr 2006 nach einer Revision unter molekularbiologischen Gesichtspunkten durch Grant et al. zusammen mit anderen Gattungen aus der Familie der Pfeiffrösche ausgegliedert und als eigenständige Familie Leiuperidae anerkannt.[6]
2011 nahmen Pyron und Wiens in ihrer phylogenetischen Untersuchung von 2800 Amphibienarten die Monophylie der Leiuperidae in ihrer damaligen Zusammensetzung als gegeben an, stellten sie jedoch wieder als Unterfamilie Leiuperinae zu den Pfeiffröschen.[7] neben Physalaemus befinden sich in dieser Gruppe die Gattungen Edalorhina, Engystomops, Pleurodema und Pseudopaludicola.
Die Art Eupemphix nattereri Steindachner, 1863 wurde als Physalaemus nattereri von Faivovich et al. in die Gattung Physalaemus eingeordnet, und die Gattung Eupemphix Steindachner, 1863 aufgelöst.[12] Bei Amphibia Web wird sie noch beibehalten.[13]
↑Physalaemus. In: Lexikon der Biologie, Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 1999, abgerufen am 15. Dezember 2017
↑Lidblasenfrosch. In: Lexikon der Biologie, Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 1999, abgerufen am 15. Dezember 2017
↑ abDarrel R. Frost: Physalaemus Fitzinger, 1826, Amphibian Species of the World: an Online Reference. Version 6.2. American Museum of Natural History, New York 1998–2023, abgerufen am 28. Dezember 2023
↑Célio F. B. Haddad & José P. Pombal, Jr.: Redescription of Physalaemus spiniger (Anura: Leptodactylidae) and Description of Two New Reproductive Modes. Journal of Herpetology, 32, 4, S. 557–565, Dezember 1998 doi:10.2307/1565210
↑Walter Hödl: Amazonien aus der Froschperspektive. Zur Biologie der Frösche und Kröten des Amazonastieflandes. Kataloge des OÖ Landesmuseums, neue Folge, 61, S. 499–546, 1993 (PDF)
↑Taran Grant, Marco Rada, Marvin Anganoy-Criollo, Abel Batista, Pedro Henrique Dias, Adriana Moriguchi Jeckel, Denis Jacob Machado und José Vicente Rueda-Almonacid: Phylogenetic Systematics of Dart-Poison Frogs and Their Relatives Revisited (Anura: Dendrobatoidea). South American Journal of Herpetology, 12 (s1), S. 1–90, 2006 doi:10.2994/SAJH-D-17-00017.1
↑R. A. Pyron & J. J. Wiens: A large-scale phylogeny of Amphibia including over 2800 species, and a revised classification of extant frogs, salamanders, and caecilians. Molecular Phylogenetics and Evolution, 61, S. 543–583, 2011
↑F. Leal, C. Zornosa-Torres, G. Augusto-Alves, S. Dena, T. L. Pezzuti, F. S. F. Leite, L. B. Lourenço, P. C. de A. Garcia & L. F. Toledo: Head in the clouds: A new dwarf frog species of the Physalaemus signifer clade (Leptodactylidae, Leiuperinae) from the top of the Brazilian Atlantic Forest. European Journal of Taxonomy, 764, 2021, S. 119–151, doi:10.5852/ejt.2021.764.1475.
↑C. A. Brasileiro & C. F. B. Haddad: A new species of Physalaemus from central Brazil (Anura: Leptodactylidae). Herpetologica, 71, S. 280–288, 2015
↑F. Leal, F. S. F. Leite, W. P. Da Costa, L. B. Nascimento, L. B. Lourenço & P. C. A. Garcia: Amphibians from Serra do Cipó, Minas Gerais, Brasil. VI: A new species of the Physalemus deimaticus group (Anura, Leptodactylidae). Zootaxa 4766, 2, 3, S. 306–330. doi:10.11646/zootaxa.4766.2.3
↑ abD. E. Cardozo, C. Tomatis, A. S. Duport-Bru, F. Kolenc, C. Borteiro, A. Pansonato, V. Confalonieri, L. B. Lourenço, C. F. B. Haddad, and D. Baldo: The taxonomic status of Physalaemus cuqui Lobo, 1993, with the description of a new species of Physalaemus (Anura: Leptodactylidae) from Argentina and Paraguay. Herpetological Monographs, 37, 2023, S. 95–128.
↑Faivovich, J., N. G. Basso, C. F. B. Haddad, M. T. Rodrigues, W. C. Wheeler, E. O. Lavilla & D. P. Ferraro: A phylogenetic analysis of Pleurodema (Anura: Leptodactylidae: Leiuperinae) based on mitochondrial and nuclear gene sequences, with comments on the evolution of anuran foam nests. Cladistics, 28, S. 460–482, 2012
Walter Hödl: Amazonien aus der Froschperspektive. Zur Biologie der Frösche und Kröten des Amazonastieflandes. Kataloge des OÖ Landesmuseums, neue Folge, 61, S. 499–546, 1993 (PDF)
Darrel R. Frost: Physalaemus Fitzinger, 1826, Amphibian Species of the World: an Online Reference. Version 6.2. American Museum of Natural History, New York 1998–2023, abgerufen am 28. Dezember 2023<