LernraumDer Begriff Lernraum bezieht sich in der Hochschuldidaktik auf physische, psychische und virtuelle Räume, die speziell dafür geschaffen wurden, um das Lernen bzw. allgemein die Wissenserzeugung in akademischen Bildungseinrichtung zu ermöglichen. Lernräume können in der Erwachsenenbildung traditionelle Veranstaltungsräume, Labore, Bibliotheken, Lernmanagementsysteme (LMS) oder andere innovative Lernumgebungen, wie z. B. Massive Open Online Courses (MOOCs) umfassen.[1] Die Gestaltung und Nutzung von Lernräumen in der Hochschuldidaktik wird aus Perspektive der Bildungstechnologien, Bildungsforschung, Erziehungswissenschaften, Pädagogik, Umweltpsychologie und Architektur näher untersucht. Definition und TypenEin Lernraum ist definiert als eine Umgebung, in der Lernen stattfindet. Während ein Lernraum die Aneignung eines Ortes im Vollzug des Lernen beinhaltet, ist demgegenüber ein „Lernort [...] ein lokalisierbarer und entsprechend bezeichneter Ort, an dem Lernen stattfinden soll (Lernort als intentionales Konzept) oder tatsächlich stattfindet (de facto Lernort).“[1] Dementsprechend schließt der Raumbegriff nicht nur den intentionalen und materiellen Ort des Lernens, sondern auch die soziale Konstruktion und Bedingtheit des Lernens mit ein.[2] Lernräume können nach ihren Eigenschaften, ihrer Funktion und ihrem Design wie folgt kategorisiert werden:[1]
Gestaltung von LernräumenDie Gestaltung von Lernräumen in der Hochschuldidaktik beinhaltet nicht nur physische und psychologische, sondern auch didaktische Aspekte. Physische Aspekte umfassen die Platzierung von Gegenständen und Möbeln, die Nutzung von Farben und Licht, und die Einbeziehung von Technologie. Psychologische Aspekte beinhalten die Schaffung einer Umgebung, die das Engagement, die Zusammenarbeit und die Motivation fördert. Didaktische Aspekte kommen in der Erwachsenenbildung insbesondere in „vorbereitend-disponierenden“ (z. B. der Zugang zum Ort des Lernens für Lernenden, möglichst barrierearme Gestaltung) und in „pädagogisch legitimierten“ (z. B. räumliche Muster bzw. Raumstruktur) Tätigkeiten der Vermittlung zum Vorschein.[1] Die Gestaltung von Lernräumen kann auch durch pädagogische Theorien und Prinzipien beeinflusst werden. Zum Beispiel können flexible Lernräume, die eine Vielzahl von Lernaktivitäten ermöglichen, durch die Theorie des konstruktivistischen Lernens inspiriert sein. Gerade neue Gestaltungsformen wie hybride Lernräume werden teilweise zunächst in der Praxis erprobt; durch vergleichbare Beschreibungen – etwa in Entwurfsmustersammlungen (z. B. die Sammlung „Hybride Lernräume“[4] auf e-teaching.org) – wird dann die Übertragbarkeit auf andere Kontexte und die theoretische Erschließbarkeit unterstützt. Temple (2008) betont, dass das Konstrukt Lernraum noch zu den am wenigsten didaktisch beforschten Untersuchungsgegenständen gehört.[5] Bei Dahlinger (2009) wird der Lernraum als „dritter Pädagoge“ bezeichnet.[6] Hochschuldidaktische ForschungIn der hochschuldidaktischen Erforschung von Lernräume findet häufig eine Auseinandersetzung über die Art und Qualität der Interaktion in verschiedenen Lernumgebungen und der vielfältigen Beziehungen zwischen Raum und Lernen statt. In vielen Studien werden dabei traditionelle Lernumgebungen mit innovativen, flexiblen Raumgestaltungsansätzen oder sogenannten „Active Learning Classrooms“ (ALCs) verglichen.[7] Viele Autoren gehen implizit davon aus, dass eine Änderung im Lehrdesign zu einer Verhaltensänderung führen könnte. Einige Forschung beschäftigen sich z. B. mit der Frage, welche Beziehungen zwischen Lernraum und Lernverhalten oder Lernergebnissen nachzuweisen sind und welche Rolle dabei die räumliche Komponente im Verhältnis zu anderen Komponenten wie den pädagogischen Überzeugungen oder Praktiken der Lehrkräfte spielt.[7] Weiterführende Literatur
Siehe auchEinzelnachweise
|