Während seiner Kindheit lebte Leopoldo Richter in der kleinen Stadt Lahr. Hier wurde vermutlich sein großes Interesse an Pflanzen und vor allem Insekten geweckt, da Lahr in unmittelbarer Nähe des Schwarzwaldes liegt und der junge Leopold Richter viele Spaziergänge in den Wald unternahm.
Im Jahr 1914, als er 18 Jahre alt war, begann der Erste Weltkrieg. Wie alle anderen seines Alters musste er in den Krieg ziehen. Während eines Gefechts (vermutlich die Schlacht an der Somme) wurde seine linke Hand schwer verletzt. Wegen seiner Verletzung wurde er 1916 zurück nach Deutschland geschickt und musste dort von 1917 bis 1918 bei der Junkers-Flugzeugfabrik als Technischer Zeichner arbeiten.
Zwischen 1921 und 1924 besuchte er die Technische Hochschule Baden in Karlsruhe. Im Jahr 1932 entschied er sich, Deutschland wegen der „komplizierten politischen Lage“[1] zu verlassen und reiste noch im selben Jahr nach Brasilien. All dies gelang ihm nach eigenen Aussagen mit Hilfe eines Kontakts in der Kolping-Stiftung, die ihn auch in Brasilien in der relativ neu gegründeten Kolonie Porto Novo in der Nähe von Itapiranga in Empfang nahm.
In Brasilien verzauberten ihn die immensen Wälder und die Vielfalt an Tieren und vor allem Insekten. In den Wäldern dieses neuen Landes entdeckte er seine Leidenschaft für die Zirpen und bildete sich mit der Unterstützung eines Jesuitenpriesters namens Pio Bock zum Entomologen aus. Während seiner Zeit in Brasilien machte er viele Zeichnungen der Insekten-Fauna des Landes. Jahre später schrieb er in seinen Notizen:
„Ich habe zwanzig Jahre meines Lebens damit verbracht diese Insekten (Membracidae), die mich faszinierten, zu untersuchen [...] Ich habe mich sehr damit beschäftigt sie zu zeichnen und zu malen, sodass sie nicht nur wissenschaftlich exakt, sondern auch vom künstlerischen Sichtpunkt betrachtet, makellos sind, damit ich selbst von ihnen lernen konnte, und auch andere auf eine versteckte Schönheit aufmerksam zu machen die sonst niemand war nehmen würde.“
Im Jahr 1935 zog er nach Kolumbien und trat 1939 als wissenschaftlicher Forscher der Universidad Nacional de Colombia bei. In den folgenden Jahren veröffentlichte er Werke über die Buckelzikaden Kolumbiens[2], in denen er mit hohem Detail zeichnete und als Hilfsmittel ein Mikroskop benutzte, um die Gestalten der Tiere besser zu erkennen und später auch zu zeichnen. Außerdem sammelte er Insekten in Kolumbien für wissenschaftliche Zwecke. Viele von ihm gesammelte Buckelzikaden sind im Centrum für Naturkunde des Zoologischen Instituts und Museums der Universität Hamburg ausgestellt. Mehrere Arten von Buckelzikaden wurden nach Leopoldo Richter benannt, sowie eine Gattung (die allerdings nicht mehr gültig ist).[3]
Während er die Gebiete des Amazonas und der Küste Kolumbiens bereiste, verliebte er sich in die Kultur der indigenen Bevölkerung, die auch seine Werke der folgenden Jahre bis zu seinem Tod im Jahr 1984 stark prägte. Nicht nur die Urvölker Kolumbiens hatten Einfluss auf sein Werk, er besuchte auch andere südamerikanische Staaten wie zum Beispiel Ecuador.
Ab Mitte der 1950er Jahre hatte er mehrere Ausstellungen, unter anderem in der Schweiz, Kolumbien und den Vereinigten Staaten.
Am 22. Februar 1984 starb Leopoldo Richter in Bogotá im Alter von 88 Jahren.
Kritik
„Sein handwerkliches Geschick und die Vielfalt seiner Techniken, vertieft in sein universelles Thema (Der Wald, die Welt, das Leben der Eingeborenen, die Flora und die Fauna) machen Leopoldo Richter zu einem individuellen Künstler, unabhängig von Zeit und Modeströmung“[4]
1968: Galería The Foliophiles Inc., Washington D.C.
1968: Galería El Callejón, Bogotá
1969: Yelitza International Gallery of Art, New York
1971: Galería El Callejón, Bogotá
1972: Galería El Callejón, Bogotá
1973: Galería El Callejón, Bogotá
1974: Galería Meindl, Bogotá
1975: Galería Meindl, Bogotá
1981: Homenaje a Leopoldo Richter con motivo de sus 85 años. Galería Meindl, Bogotá
1984: El Legado de Leopoldo Richter. Museo de Arte Moderno, Bogotá. Retrospectiva
1984: Retrospectiva, Salón Cultural de Avianca en Barranquilla
1994: Pinturas, Grabados y Textos. Exposición conjunta del Centro Colombo-Americano y del Instituto Goethe de Bogotá, para conmemorar el décimo aniversario de su muerte
Oscar Collazos und Leopoldo Richter: Leopoldo Richter. Villegas Asociados, 2005, ISBN 958-9393-32-2.
Lawrence Boudun (Hrsg.): Handbook of Latin American Studies, Volume 60: Humanities. University of Texas Press; annotated edition February 1, 2005, ISBN 0-292-70608-1.
Revista Cromos: Aborígenes colombianos en la obra de Leopoldo Richter. 1. Dezember 1956.
Leopoldo Richter: Catálogo de los membrácidos en Colombia.
↑R. Restrepo-Mejía: In Memoriam Leopoldo Richter (1896–1984). In: Caldasia. Band14, Nr.67, 1985, S.181–183. Nachruf (spanisch) mit Verzeichnis der entomologischen Veröffentlichungen.
↑McKamey: Taxonomic Catalogue of the Membracooidea (exclusive of Leafhoppers). In: Memoirs of the American Entomological Institute. Band60. Gainesville, Fl. 1998, ISBN 1-887988-04-1, S.377.