Lee Jung-hee (* 22. Dezember 1969 in Seoul[1]) ist eine südkoreanische Politikerin, Juristin und Aktivistin.[2] Sie war Mitglied der 18. Nationalversammlung von Südkorea[3] und eine der Kandidatinnen für die Präsidentschaftswahlen 2012.[4][5]
Leben und Politisches Wirken
Lee Jung-hee besuchte die Suhmoon Girls' High School (서문여자고등학교) und begann 1987 ihr Jura-Studium an der Seoul National University, wo sie 1990 zur Präsidentin der universitären Frauenvereinigung gewählt wurde.[1][6][7] Durch ihren Hochschulaktivismus gewann sie Interesse an Menschenrechten, Arbeiterrechten und Frauenrechten.[6][8] Sie bestand im Jahr 2000 die Anwaltsprüfung und begann sich juristisch für Menschenrechte einzusetzen.[8][9] Ihr Schwerpunkt liegt dabei auf Geschlechtergerechtigkeit und US-Südkoreanischen Beziehungen, insbesondere auf sexualisierter Gewalt des US-Militärs gegen die koreanische Bevölkerung.[6][9][10][11][12][13][14] Im Rahmen dessen war Lee Mitglied der National Campaign for Eradication of Crimes by U.S. Troops in Korea (주한미군범죄근절운동본부, deutsch: Nationale Kampagne zur Beseitigung von Verbrechen durch US-Truppen in Korea).[6][9][15]
Im Jahr 2007 trat Lee der sozial-demokratischen Minju-nodong-Partei bei und wurde 2008 zur stellvertretenden Vorsitzenden der Partei und Mitglied der Nationalversammlung gewählt.[8][16][17] 2009 erfolgte ihre Wahl in das Amt der Parteivorsitzenden,[6] in welches sie 2010 wiedergewählt wurde.[7]
Am 5. Dezember 2011 fusionierte die Minju-nodong-Partei mit der Volkspartizipationspartei und einem kompromissbereiten Teil der Jinbo-shin-Partei zur Tonghap-jinbo-Partei.[18][19]
2012 kandidierte Lee für die Tonghap-jinbo-Partei auf das südkoreanische Präsidialamt.[5] Sie gab zu, dass sie vor allem antrat, um Park Geun-hye, die Kandidatin der Saenuri-Partei, herauszufordern.[20][21] Obwohl sie weniger als ein Prozent der Stimmen erhielt, wurde Lee zur Präsidentschaftsdebatte eingeladen, weil ihre Partei mehr als fünf Sitze in der Nationalversammlung innehielt.[4] In der Debatte löste Lee eine Kontroverse aus, als sie Parks Vater, den ehemaligen Präsidenten und Diktator Park Chung-hee, bei seinem japanischen Namen 'Masao Takaki' nannte[4][20] und sich nordkoreanischer Rhetorik bediente.[4] Die Presse spekulierte daraufhin, dass Lees Auftritt die Chancen ihres Mitbewerbers Moon Jae-in reduzierte.[4] Am 16. Dezember zog Lee ihre Kandidatur zurück „in Übereinstimmung mit der Hoffnung des Volkes auf die Integration fortschrittlicher, demokratischer und reformorientierter (Oppositions-)Kräfte, um einen Regierungswechsel zu erreichen“ und warnte, dass Parks Sieg einen „unwiderruflichen Rückschritt in der Geschichte“ bedeute.[5]
Am 2. September 2013 trat Lee Jung-hee aus Protest gegen die Verhaftung ihres Parteigenossen Lee Seok-ki (이석기) durch den südkoreanischen Geheimdienst National Intelligence Service (NIS) in den Hungerstreik. Lee Seok-ki wurde vom NIS beschuldigt, einen bewaffneten Aufstand gegen die Regierung geplant zu haben.[22] Am 19. Dezember 2014 löste das südkoreanische Verfassungsgericht die Tonghap-jinbo-Partei mit der Begründung auf, dass die Partei Verbindungen zu Nordkorea pflege und das südkoreanische demokratische System gewaltsam stürzen wolle.[23][24][25] Lee Jung-hee prangerte die Entscheidung an und sagte, die Regierung habe „mit einer autoritären Entscheidung ein dunkles Zeitalter eröffnet“ und Südkorea in ein „diktatorisches Land“ verwandelt.[24] Nach der im Jahre 2017 wegen Korruption[26] eingeleiteten Amtsenthebung Park Geun-hyes[27] wurde Won Sei-hoon, Leiter des NIS, zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt[28] – unter anderem, weil er bei der Präsidentschaftswahl in Südkorea 2012 seine Behörde zugunsten von Park Geun-hye ins Geschehen eingreifen ließ. Ähnliche Vorwürfe wurden gegen die südkoreanische Polizei erhoben.[29]
Am 8. April 2020 hatte Lee Jung-hee erneut einen Öffentlichkeitsauftritt auf dem offiziellen YouTube-Kanal der Minjung-Partei, wo sie ihre Unterstützung für die Minjung-Partei bei den südkoreanischen Parlamentswahlen 2020 bekundete.[30][31]
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ a b ‘부드러운 투사’ 이정희 민주노동당 대표. 20. September 2011, abgerufen am 3. Juni 2023 (koreanisch).
- ↑ 최성열 김성훈: [trans x cross] 이제는 종북몰이를 끝내자 - 책 출간한 이정희 전 통합진보당 대표. 6. April 2017, abgerufen am 3. Juni 2023 (koreanisch).
- ↑ Past Members. The 18th National Assembly (May 30, 2008~May 29, 2012). In: The National Assembly. The National Assembly of the Republic of Korea, 29. Mai 2012, abgerufen am 3. Juni 2023 (englisch).
- ↑ a b c d e Jack Kim, Ju-min Park: Far left outsider "winner" in Korean presidential debate. In: Reuters. 5. Dezember 2012 (reuters.com [abgerufen am 6. Juni 2023]).
- ↑ a b c (2nd LD) Left-leaning presidential candidate Lee Jung-hee quits race. Yonhap News, 16. Dezember 2012, abgerufen am 6. Juni 2023 (englisch).
- ↑ a b c d e 입력: 2010.03.01 00:00: 민노당 이정희 의원 “평범한 사람들의 작은 행복을 위해서…” 1. März 2010, abgerufen am 3. Juni 2023 (koreanisch).
- ↑ a b 서상현: 민주노동당 새 대표에 이정희 의원. In: news.imaeil.com. 매일신문, 16. Juli 2010, abgerufen am 6. Juni 2023 (koreanisch).
- ↑ a b c 불가사의한 에너지, ‘초선의원 노무현’의 재림. In: Sisaseoul. 시사서울, 5. Februar 2010, abgerufen am 3. Juni 2023 (koreanisch).
- ↑ a b c 18대 초선의원 릴레이 인터뷰. 14. Mai 2008, abgerufen am 3. Juni 2023 (koreanisch).
- ↑ Na-Young Lee: Negotiating the Boundaries of Nation, Christianity, and Gender: the Korean Women's Movement against Military Prostitution. In: Asian Journal of Women's Studies. Band 17, Nr. 1, 2011, ISSN 1225-9276, S. 34–66, doi:10.1080/12259276.2011.11666102 (englisch, tandfonline.com [abgerufen am 7. Juli 2023]).
- ↑ Moon Gwang-lip: After soldier held for rape, U.S. vows assistance. JoongAng Ilbo, 19. Juni 2013, abgerufen am 7. Juli 2023 (englisch).
- ↑ Lee Min-a: Openly revealing a secret life. JoongAng Ilbo, 31. Juli 2005, abgerufen am 7. Juli 2023 (englisch).
- ↑ Katharine H.S. Moon: Military Prostitution and the U.S. Military in Asia. In: The Asia-Pacific Journal | Japan Focus. Band 7, Nr. 3 | 6, 12. Januar 2009 (englisch, apjjf.org).
- ↑ Grace M. Cho: Haunting the Korean Diaspora: Shame, Secrecy, and the Forgotten War. University of Minnesota Press, Minneapolis 2008, ISBN 978-0-8166-5275-4, Tracing the Disappearance of the Yanggongju, S. 115 (englisch): “In October 1992, a camptown sex worker named Yun Geum-i was brutally murdered by one of her clients during a dispute.
Yun was not the first camptown sex worker to be killed, but her death was made hypervisible, and the case set a precedent for U.S.–Korea relations in that it was the first time that an American GI was turned over to the Korean courts for a crime committed against a Korean sex worker.[69]
The dead Yun became, in the words of Hyun Sook Kim, “material evidence of imperialist violence against the bodies of Korean women,” thus opening “a new arena of discussing gender and sexual politics.”[70]
“Material evidence” certainly existed prior to this incident, but violence against
yanggongjus remained unseen by a general audience because they were disposable women whose lives were restricted to camptown ghettoes and whose deaths were deemed unremarkable.
The Yun case, however, was supported by a diverse range of organizations that formed the “Committee on the Murder of Yun Geum-i by American Military in Korea,” a committee that later spawned the “National Campaign for Eradication of Crime by U.S. Troops in Korea.””
- ↑ 주한 미군 범죄근절운동본부 National Campaign for Eradication of Crimes by U.S. Troops in Korea. 2018, abgerufen am 7. Juli 2023 (koreanisch, Archivierte Homepage der National Campaign for Eradication of Crimes by U.S. Troops in Korea).
- ↑ 민주노동당, 정책위의장 이정희 의원 내정. The Korea Times, 23. September 2008, abgerufen am 3. Juni 2023 (koreanisch).
- ↑ 민주노동당, 원내대표 강기갑 선출. Seoul Economic Daily, Mai 2008, abgerufen am 3. Juni 2023 (koreanisch).
- ↑ Minor parties launch ’Unified Progressive Party’. In: www.koreatimes.co.kr. The Korea Times, 5. Dezember 2011, abgerufen am 6. Juni 2023 (englisch).
- ↑ 이광빈: 통합진보당 출범..민노 12년만에 역사속으로. In: Yonhap News. 5. Dezember 2011, abgerufen am 6. Juni 2023 (koreanisch).
- ↑ a b 차윤주: 이정희 "박근혜 떨어뜨리기 위해 나왔다" vs 朴 "이정희 오늘 작정하고 네거티브"(종합). In: Money Today (머니투데이). 4. Dezember 2012, abgerufen am 6. Juni 2023 (koreanisch).
- ↑ Chico Harlan: S. Korea’s presidential contenders have near-opposite backgrounds. In: Washington Post. 12. Dezember 2012, abgerufen am 6. Juni 2023 (englisch).
- ↑ Südkoreanischer Abgeordneter Lee Seok Ki zu Gefängnis verurteilt. In: Der Spiegel. 17. Februar 2014, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 6. Juni 2023]).
- ↑ Verfassungsgericht beschließt Auflösung der UPP. KBS World German, 21. Dezember 2014, abgerufen am 6. Juni 2023.
- ↑ a b South Korea court bans 'pro-North' political party. In: BBC News. 19. Dezember 2014 (bbc.com [abgerufen am 6. Juni 2023]).
- ↑ Choe Sang-Hun: South Korea Disbands Party Sympathetic to North. In: The New York Times. 19. Dezember 2014, ISSN 0362-4331 (nytimes.com [abgerufen am 6. Juni 2023]).
- ↑ Südkoreas Ex-Präsidentin wegen Korruption schuldig gesprochen. In: Zeit Online. 6. April 2018, abgerufen am 7. Juli 2023.
- ↑ Südkoreas Präsidentin Park abgesetzt. In: Deutsche Welle. 10. März 2017, abgerufen am 7. Juli 2023.
- ↑ 박현익: 원세훈 또 재판… 범죄 혐의 30여개, 진행 중인 재판만 8건. Chosun Ilbo, 3. Juli 2018, abgerufen am 6. Juni 2023 (koreanisch).
- ↑ 이동현: 국정원 여직원 댓글 사건 김용판, 축소수사 지시 시인. In: JoongAng Ilbo. 24. Mai 2013, abgerufen am 6. Juni 2023 (koreanisch).
- ↑ 황금비: [2020총선] 이정희, 6년만에 공식석상 등장…“민중당 지지해달라”. In: Hankyoreh. 8. April 2020, abgerufen am 6. Juni 2023 (koreanisch).
- ↑ 진보당 진보TV: 이정희 전 통합진보당대표 민중당(현 진보당) 지지연설. In: YouTube. 8. April 2020, abgerufen am 7. Juli 2023 (koreanisch).
Anmerkung: Bei diesem Artikel wird der Familienname vor den Vornamen der Person gesetzt. Dies ist die übliche Reihenfolge im Koreanischen. Lee ist hier somit der Familienname, Jung-hee ist der Vorname.
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