Fehér studierte von 1971 bis 1976 Malerei an der Ungarischen Akademie der Bildenden Künste in Budapest bei Lajos Szentiványi und Ignác Kokas. Ende der 1970er Jahre konvertierte er zum jüdischen Glauben.[3] Von 1978 bis 1981 erhielt er das Gyula-Derkovits-Stipendium des Ministeriums für Kultur und Erziehung. 1980 vertrat er sein Land zum ersten Mal auf der 39. Biennale in Venedig. 1986 erhielt er ein Stipendium der Ungarischen Akademie in Rom. 1990 gestaltete er den ungarischen Magyar-Pavillon auf der 44. Biennale in Venedig. 2000 unternahm Fehér eine erste Reise nach Israel.[4] László Fehér lebt und arbeitet in Budapest und Tác.
Werk
Erste Arbeiten im Stil des Fotorealismus entstanden ab 1974 während des Studiums an der Budapester Kunstakademie. Thematisch wirkte Fehér zunächst im Sinne des sozialistischen Realismus und präsentierte zum Beispiel den „Arbeiter des Monats“, Passanten in U-Bahnaufgängen oder in Straßenbahnen, aber auch Fotovorlagen aus dem Familienalbum, die eine narrative Thematisierung von persönlich Erlebtem heraufbeschworen. Diese frühen Gemälde basierten hauptsächlich auf Schwarz-Weiß-Kontrasten.
Eine Reise in die Schweiz 1981, die ungarische Staatsbürger unter strengen Auflagen nur alle drei Jahre beantragen konnten, leitete eine neue malerische Periode in Fehérs Werk ein.[5] In Basel sah er zum ersten Mal Werke von Henri Matisse, Pablo Picasso und Marc Chagall, die seine fotorealistische Arbeitsweise in Frage stellten. Nach der Rückkehr nach Ungarn veränderte sich sein Malstil hin zum Expressionismus. Fehér begann eine Serie über Jüdische Feiertage wie Jom Kippur und das Pessach-Fest. Hinzu kamen weitere Themen aus dem jüdischen Leben, die zu Beginn der 1980er Jahre in Ungarn tabuisiert waren[6], und Motive, die sich mit der Vernichtung des Judentums durch die Nationalsozialisten auseinandersetzten wie „Rekviem I.“ (1984, Öl auf Leinen, 250 × 195 cm, Sammlung Magyar Nemzeti Galéria, Budapest).[7] Das Gemälde entstand nach dem 1944 heimlich aufgenommenen Foto von Alberto Errera während der Verbrennung von Leichen in den Krematorien von Auschwitz bei der Ungarn-Aktion. Seitdem traten Menschen in Fehérs Bildern nur noch als Umrisslinien auf, wurden zu Sinnbildern von Fremdheit, Isolation und Vergänglichkeit. Die Gemälde zeichnen sich durch eine reduzierte Formensprache aus, basieren auf farbigen Flächen und Lineaturen, die facettenreich ausformuliert werden. Einzelne Bildelemente changieren zwischen Abstraktion und Fotorealismus.[8]
„Fehér malt ernste, zeitlose und unbewegte Visionen der ‚condition humaine‘. Dennoch sind seine Bilder, die grundlegende menschliche Befindlichkeiten wiedergeben, aus ganz alltäglichen Ereignissen zusammengesetzt und halten gleichsam erstarrte Augenblicke im Fluss der Zeit fest. Das lässt Kompositionen entstehen, die ahnen lassen, dass die Einsamkeit eine unabänderliche Tatsache der menschlichen Existenz ist, der Einzelne in seiner Innenwelt eingeschlossen ist, dass die äußerste Verletzlichkeit eine unvermeidliche Tatsache ist.“ (Lóránd Hegyi, 1992)
Auszeichnungen (Auswahl)
1982: Preis des Jungen Künstlerateliers, Budapest
1987: Jurypreis des 19. Internationalen Festivals der Malerei in Cagnes-sur-Mer
1990: Zweiter Preis des Jungen Osteuropäischen Malerfestivals in Rotterdam
2009: Akzent Ungarn, Ungarische Kunst aus der Sammlung der Neuen Galerie Graz, Graz
2009: Creating Freedom: From Post-Revolutionary to Post-Communist Art in Hungary, Selection of Forty Years of Hungarian Art from Nancy G. Brinker Collection, Boston University, Sherman Gallery, Boston, USA,
2010: Cities on the River, Városi Művészeti Múzeum, Győr
2010: Olomouc Central European Forum III: Hungary, Olomouc Museum of Modern Art, Olomouc
2011: Una Visita, Accademia Albertina delle Belle Arti di Torino, Turin
2011: East of Eden. Photorealism: Versions of Reality, Ludwig Múzeum – Kortárs Művészeti Múzeum, Budapest
2012: Péter Nádas. In der Dunkelkammer des Schreibens. Übergänge zwischen Text, Bild und Denken, Kunsthaus Zug
2013: Aus der Eigenen Sammlung: Landschaftsbilder, Kunstmuseum Bochum
2013: Painting I - Eclectic affinities, Frissiras Museum, Athens
2014: Painters in Mirror. Hungarian Self-Portraits from the Uffizi Gallery, Budapesti Történeti Múzeum, Budapest
2014: Budapest, Patron City of the Arts – The Municipal Gallery, Új Budapest Galéria, Budapest
2014: Contemporaries: Collectors and Artists – Hungarian and International Art from Private Collections in Hungary, 2010–2014, Új Budapest Galéria, Budapest
2015: Siliconvalse Hungarian Reality, The Brno House of Arts, Brno
2015: Vacation Simulator, Kortárs Művészeti Intézet – Dunaújváros
2016: Wasted Time, MűvészetMalom, Szentendre
2016: Ideals and Artworks. A selection of works from the collection of Ludwig Museum Budapest, Albanian National Gallery of Arts, Tirana
2016: Rustle of Angel Wings. Angels in European Art, Muzeum Umeni Olomouc, Olomouc
László Fehér. Ausstellungskatalog. Mit einem Text von Lóránd Hegyi, hrsg. von Alexander Tolnay und Monika Winkler, Institut für Auslandsbeziehungen, Stuttgart 1992 (ohne ISBN).
Fehér. Pastels. Ausstellungskatalog. Mit einem Text von Willem Elias, Leiden 1996 (ohne ISBN).
Fehér. Paintings 2001–2004. Mit einem Text von Lóránd Hegyi, Kovács Gábor Művészeti Alapítvány, 2005, (ohne ISBN).
Fehér László. Ellenfényben. Mit Texten von Éva Forgács, Pauker Collection, Budapest 2013, ISBN 978-963-89673-1-2.
Literatur (Auswahl)
Gabi Czöppan, Annette Lettau, Biennale Venedig. In: Pan. Zeitschrift für Kunst und Kultur, Nr. 8/1990, S. 37–41.
Ungarn. Zeit. Kunst. Ausstellungskatalog mit Texten von László Beke, Katalin Néray, Meinrad Maria Grewenig. Konrad-Adenauer-Stiftung Sankt Augustin 1992, S. 30–35, 67–70 (ohne ISBN).
Boris Hohmeyer, Wien: László Fehér. Schatten in feindlicher Umwelt. In: art – Das Kunstmagazin, Nr. 1/Januar 1998, S. 72–73.