Kurt Kroner

Kurt Kroner und Ella Kroner. Foto von Aura Hertwig (1909)
Kroners Grab (Stahnsdorf)
Grab Eichler-Bischoff – 1939 umgebettet zum Südwestkirchhof Stahnsdorf, Bildhauer Kurt Kroner
Grabsteinfigur für Minna Cauer auf Alter St.-Matthäus-Kirchhof vor 1940, Bildhauer Kurt Kroner / Fotomontage 2015
Mausoleum Herpich – Sitzbankfigur von Kurt Kroner, ca. 1920. Alter St.-Matthäus-Kirchhof, Berlin

Kurt Kroner (* 23. Oktober 1885 in Breslau; † 10. Mai 1929 in München) war ein deutscher Bildhauer.

Leben und Wirken

Kroner war der Sohn eines Gynäkologen. Er studierte zunächst Medizin, absolvierte dann aber eine künstlerische Ausbildung in einer Bildhauerwerkstatt in Oberitalien. Während einer Studienreise nach Paris lernte er Werke von Auguste Rodin kennen, die ihn sehr beeindruckten. Gefördert von Adolf von Hildebrand beschritt er den Weg zur Bildhauerei.

Nachdem er erstmals 1912 mit Zeichnungen auf der 25. Ausstellung der „Berliner Secession“ vertreten war, fand sein Wirken über die Kollektivausstellung bei Caspari in München (1917), über die Kollektivausstellung bei Paul Cassirer in Berlin (1920) und über die Ausstellung in der Galerie von Hans Goltz in München (1921) breite Anerkennung. Die umfassendste Ausstellung gestaltete 1928 die Galerie Heinrich Thannhauser in Berlin. Sein künstlerisches Selbstverständnis war geprägt von den Ideen der Reformbewegung und des kulturellen Aufbruchs nach dem Ersten Weltkrieg. Er war befreundet mit Karl Liebknecht, Erich Mühsam und Ernst Toller, die er auch in Büsten darstellte. Ebenso schuf er zahlreiche Porträtbüsten weiterer zeitgenössischer Persönlichkeiten: Minna Cauer, Richard Dehmel, Albert Einstein, Lovis Corinth, Marie Götze, Willi Jaeckel, Max Liebermann, Werner Sombart, Ferdinand Tönnies, Andreas Weißgerber, Ludwig Wüllner. Eine Büste von Gerhart Hauptmann modellierte er nach dessen Nobelpreisverleihung im Auftrag von Max Reinhardt für das Foyer des Deutschen Theaters in Berlin (1913). Darüber hinaus schuf er figürliche Darstellungen (u. a. „Schwebender“ 1919, „Der Wächter“ 1922, „Der Einsame“ 1923, „Adam“, „Aufgang“, „Moses“). Er fertigte auch eine Totenmaske des Pianisten Ferruccio Busoni und Abdrücke von dessen Händen. Eines der Exemplare erhielt dessen Witwe Gerda Sjöstrand, ein zweites war Bestandteil der Sammlung Hans Friedenthal und ein weiteres gehörte zur Sammlung von Walter Krieg in Berlin.[1]

Das wohl umfangreichste Werk über das zeichnerische und bildhauerische Schaffen entstand in Zusammenarbeit mit dem berühmten Fotografen, Albert Renger-Patzsch, als dieser in der Zeit 1923/24 in Berlin arbeitete. Es erschien 1927 im Julius Bard Verlag Berlin.[2] Ein mit der Hand gebundenes Vorzugsexemplar Nr. 37 von einer 50er Auflage befindet sich im Albert Renger-Patzsch Archiv – Ann und Jürgen Wilde, Zülpich. Daselbst befinden sich auch einige Porträts, die Renger-Patzsch von der Familie Kroner damals aufnahm. Einige seiner impressionistischen Werke sind heute in Museen in Deutschland (Kunstforum Ostdeutsche Galerie Regensburg, Nationalgalerie, Deutsches Historisches Museum, Jüdisches Museum Berlin) und in Israel (Mishkan le Omanut Museum of art in Ein Harod) zu sehen. „Die Trauernde“ kennzeichnet als eine der wenigen erhaltenen lebensgroßen Plastiken sein Grab auf dem Südwestkirchhof Stahnsdorf. Die Grabstätte befindet sich im Block Reformation, Feld 9, Gartenstelle 81.

Familie

Kurt Kroner entstammte, wie sein Vater Traugott Kroner (1854–1899) aus Glatz und dessen Bruder Theodor Kroner (* 12. Mai 1845 in Dyhernfurt/Schlesien; † 1923 in Stuttgart), Pädagoge, Publizist und Rabbiner, einer schlesischen Rabbinerfamilie. Kurt Kroners Mutter war Margarete Kroner, geb. Heymann, aus einer Kaufmannsfamilie. Kurt Kroner konvertierte 1909 gemeinsam mit seiner Frau zum Christentum. Später bekannten sie sich zu einer alle Konfessionsgrenzen überschreitenden "Menschheitsreligion". Sein Sohn Thomas Kroner (* 1909 in München; † 1992 in Beith Hashita/Israel) und seine Tochter Dodo Kroner (* 1912 in Berlin; † 2006 in Stuttgart), beide ebenfalls als bildende Künstler wirksam, konnten sich vor der nationalsozialistischen Verfolgung ins Ausland retten. Das Gleiche gilt für seinen Bruder, den Philosophen Richard Kroner (* 8. März 1884 in Breslau; † 2. November 1974 in Mammern/Kanton Thurgau). Seine Frau, die Malerin Ella Kroner geb. Behrendt (1885–1942) verblieb in Berlin und wurde 1942 nach Auschwitz deportiert.[3]

Literatur

  • Hans Karlinger: Zu Kurt Kroners Plastik. In: Die Kunst. Monatsheft für freie und angewandte Kunst. Band 39. F. Bruckmann, München 1919, S. 324–327 (Textarchiv – Internet Archive).
  • Otto Grautoff: (Kurt) Kroner. Mit einer Vorrede von Gerhart Hauptmann. Julius Bard, Berlin 1927, OCLC 250976499 (127 Abb. auf 112 Tafeln, 18 Vignetten).
  • Kurt Kroner. In: Hanns Martin Elster (Hrsg.): Die Horen, Monatshefte für Kunst und Dichtung. Band 5, 4. Heft, Horen Verlag Berlin 1928/1929 (1 Porträt und 12 Abb.meist nach Fotoaufnahmen von Albert Renger-Patzsch).
  • Kurt Kroner Zur Ausstellung in unserem Berliner Haus Bellevuestraße 13. Dezember 1928. Galerie Thannhauser, Berlin / Luzern 1928, 24 S.
  • Kroner, Kurt. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 21: Knip–Krüger. E. A. Seemann, Leipzig 1927, S. 576 (biblos.pk.edu.pl).
  • Deutsche Biographische Enzyklopädie. 2.A. Band 6: Kraatz–Menges. München 2006, S. 85.
  • Alice Cazzola: „Nicht Expressionismus“! Der Bildhauer Kurt Kroner innerhalb der expressionistischen Kunstszene Berlins. In: Expressionismus. Heft 8, 2018, S. 13–21.
Commons: Kurt Kroner – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Die Musik. 27. Jg. 1. Halbjahrsband (1934–1935). Max Hesse, Berlin-Schöneberg 1935, S. 102 (Textarchiv – Internet Archive).
  2. Otto Grautoff: (Kurt) Kroner. Mit einer Vorrede von Gerhart Hauptmann. Julius Bard, Berlin 1927.
  3. Stolperstein Danckelmannstraße 32. berlin.de, abgerufen am 3. November 2016.