Zahrtmann wurde auf der Insel Bornholm als Sohn des Bezirksarztes Carl Vilhelm Zahrtmann (1810–1899) und der Laura Pouline, geb. Jespersen (1822–1918) geboren.[1] Einer seiner acht Geschwister war der Ingenieur Hans Zahrtmann. Er erwarb 1862 seinen Schulabschluss auf der Sorø Akademi. Anschließend besuchte er die Kunstakademie Kopenhagen (1864–1868). Dort waren seine wichtigsten Lehrer Vilhelm Marstrand, Jørgen Roed, Niels Simonsen und Frederik Vermehren.[1] Seitdem arbeitete er als Maler in einem eigenen Atelier. Ein Stipendium der Kunstakademie ermöglichte ihm einen mehrjährigen Italienaufenthalt (1876–1878), den er v. a. in Rom, Siena, Amalfi und Saracinesco verbrachte.[2] Zwischen 1883 und 1911 hielt sich Zahrtmann für 17 Sommer in Civita d’Antino in den Abruzzen auf, oft mit Schülern und Freunden, beispielsweise Johannes Wilhjelm. Seine Liebe zum Süden fand ihren Ausdruck in vielen italienischen Landschafts- und Genrebildern.[3]
Die erst 1869 publizierte Autobiografie der Leonora Christina Ulfeldt (1621–1698), einer fast 22 Jahre lang inhaftierten dänischen Königstochter, weckte Zahrtmanns langjähriges Interesse an dieser Person.[4] Szenen aus ihrem Leben stellte er in insgesamt 18 großformatigen Historiengemälden dar. Auch andere Frauengestalten aus der dänischen oder skandinavischen Geschichte wurden von Zahrtmann gemalt.
Von 1885 bis 1908 leitete Zahrtmann die Vorbereitungsklasse der 1882 von Laurits Tuxen und P.S. Krøyer gegründeten Kunstnernes Frie Studieskoler in Kopenhagen, später nach ihm kurz „Zahrtmanns Schule“ genannt.[5][3] In bewusstem Gegensatz zur dänischen Kunstakademie gegründet, erhielten junge Maler hier eine alternative Ausbildung. 1917 starb Zahrtmann unverheiratet an den Folgen einer Blinddarmentzündung. Er wurde in einem Urnengrab auf dem Vestre Kirkegård (Kopenhagen) beigesetzt.[1] Unter den von Zahrtmann erhaltenen Ehrungen sind u. a. Bronzemedaillen der Weltausstellungen in Paris 1889 und 1900 und die Ehrenbürgerschaft von Civita d’Antino 1902.[6] Zu seinen Schülern gehören u. a. Fritz Syberg, Aage Bertelsen, Poul S. Christiansen, Johannes Larsen, Karl Isakson, Johannes Wilhjelm und Harald Giersing.
Werk
Zahrtmann überwand die Traditionen der akademischen Malerei und des Goldenen Zeitalters der dänischen Kunst zugunsten des Naturalismus und Realismus. In der zunehmend kräftigen Kolorierung seiner Bilder näherte er sich bereits dem Expressionismus. Unter den dänischen Malern seiner Zeit stand er einzigartig da, weil er an der gegenständlichen und Historienmalerei auch dann noch festhielt, als diese Stile an Bedeutung verloren.[3] In der zeitgenössischen Kritik stieß er deshalb auf geteiltes Echo, was sich auch darin widerspiegelt, dass sich viele wichtige Werke Zahrtmanns bis heute in Privatbesitz befinden. Dies betrifft besonders seine späten Bilder männlicher Gestalten aus der griechischen Mythologie und Geschichte (Prometheus, 1904; Sokrates, 1907; Alkibiades, 1911), die einen homoerotischen Beiklang haben.[8] Heute gilt er als einer der bedeutendsten dänischen Künstler in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.[1]
Zahrtmann war auch ein begabter Autor, was sich an seinen gedruckten Lebenserinnerungen zeigt (in mehreren Teilen publiziert im Tilskueren, 1908–1918)[9] ebenso wie an seinem Briefwechsel, der von seinem Freund F. Hendriksen herausgegeben wurde (En Mindebog, 1919).[10]
Leonora Christina i Fængselet (Leonora Christina im Gefängnis) (1875), Den Hirschsprungske Samling, Kopenhagen
Dronning Sofie Amalies død (Der Tod der Königin Sofie Amalie) (1882), zwei Fassungen: Statens Museum for Kunst und Den Hirschsprungske Samling, Kopenhagen
Studenter drager ud til Københavns forsvar 1658 (Studenten ziehen 1658 zur Verteidigung von Kopenhagen aus) (1888), Den Hirschsprungske Samling, Kopenhagen
Det mystiske bryllup mellem biskoppen og abbedissen af Pistoja fejres uden for S. Pietro år 1500 (Die mystische Hochzeit zwischen dem Bischof und der Äbtissin von Pistoia wird im Jahr 1500 außerhalb von St. Peter gefeiert) (1894), Bornholms Kunstmuseum, Gudhjem
Havnen ved Portofino (Der Hafen bei Portofino) (1900), Fyns Kunstmuseum, Odense
↑Wilhelm von Rosen: Zahrtmann, (Peder Henrik) Kristian. In: Robert Aldrich, Garry Wotherspoon (Hrsg.): Who’s Who in Gay and Lesbian History. Routledge, London 2001, S. 501 f.
↑Zahrtmanns Erinnerungen sind publiziert im Tilskueren 25 (1908) S. 186–193; 30 (1913/I) S. 330–342; 31 (1914/I) S. 14–23, 152–161, 315–326, 413–421; 35 (1918/I) S. 335–340.
↑Frederik Hendriksen: Kristian Zahrtmann: 1843 31. Marts - 22. Juni 1917: en Mindebog bygget over hans egne Optegnelser og Breve fra og til ham. Kopenhagen 1919. 638 S. Weitere Briefe Zahrtmanns sind publiziert im Tilskueren 40 (1923/I) S. 216–235.