Der Klub ligových kanonýrů (deutsch etwa: Klub der Torjäger) ist ein vom tschechischen Sportmagazin Gól gegründeter Verein, dem tschechische und tschechoslowakischeFußballspieler angehören, die mindestens einhundert Erstligatore erzielt haben. Auch ausländische Spieler, die in Tschechien mindestens 100 Erstligatore erzielt haben, werden in den Klub aufgenommen. Die Mitgliedschaft wird in Tschechien als äußerst prestigeträchtig angesehen. Der Klub hat Ende 2016 72 Mitglieder.
Der Klub entstand 1972 aus einer Idee des Gól-Redakteurs Luboš Jeřábek, der als Vorbild einen ähnlichen Verein in der Sowjetunion angab, geführt von Grigori Fedotow. Zunächst war der Klub nur auf die Tschechoslowakische Liga beschränkt, die ihre Premiere in der Saison 1925/26 sah. Unberücksichtigt blieben somit Tore in der Zeit zwischen 1939 und 1944, als ein Ligawettbewerb sowohl im Protektorat Böhmen und Mähren als auch in der Slowakei durchgeführt wurde. Auch Tore im Ausland wurden nicht gezählt.
1972 umfasste der Klub 22 Gründungsmitglieder, bester Torjäger und Mitglied Nummer eins war mit 218 Toren Josef Bican. Zwei Spieler, Josef Kadraba und Adolf Scherer, wurden während des kommunistischen Regimes nicht auf der Liste geführt, weil sie emigriert waren. Die Aufnahmekriterien wurden im Laufe der Jahre mehrmals entscheidend verändert. Vom 1. Januar 1991 werden auch im europäischen Ausland geschossene Tore anerkannt. Zu dieser Änderung sah sich die Redaktion aufgrund der Tatsache veranlasst, dass die besten tschechoslowakischen Spieler ins Ausland wechselten. Nach der Auflösung der Tschechoslowakei wurden auch die Tore in den Jahren von 1939 bis 1944 mitgezählt, was beispielsweise Bicans Konto um 229 auf nun insgesamt 447 Treffer anwachsen ließ.
Am 22. November 2016 kam es zu einer weiteren Regeländerung. Aufnahmeberechtigt sind nun Spieler:
mit tschechischer Staatsangehörigkeit, die mindestens 100 Erstligatore erzielt haben, sei es in Tschechien, der Tschechoslowakei oder im Ausland,
mit tschechoslowakischer Staatsangehörigkeit (vor dem Jahr 1993), die mindestens 100 Erstligatore erzielt haben, sei es in Tschechien, der Tschechoslowakei oder im Ausland. Bedingung ist, dass die Mehrzahl dieser Tore in der Tschechoslowakischen oder tschechischen Liga erzielt wurde oder das der betreffende Spieler mindestens einen Start in der tschechoslowakischen A-Nationalmannschaft vorweisen kann,
mit einer anderen als der tschechischen beziehungsweise tschechoslowakischen Staatsangehörigkeit, die mindestens 100 Erstligatore erzielt haben, sei es in Tschechien oder der Tschechoslowakei.
Jedes Mitglied erhält von der Gól-Redaktion eine Ehrennadel. Außerdem veranstaltet die Zeitschrift auch Fußballspiele zwischen Mitgliedern und Journalisten.
Mit dem Klub sind viele Anekdoten verbunden, die bekannteste ist wohl die des Pilsener Spielers Stanislav Štrunc, zwischen dessen 99. und 100. Tor knapp 15 Monate lagen. Als Štrunc im Mai 1977 gegen Inter Bratislava endlich traf, gratuliertem ihm nicht nur seine Mitspieler, sondern auch die Schiedsrichter und die gesamte Inter-Mannschaft, was eine mehrminütige Spielunterbrechung auslöste.
Bis November 2016 wurden Tore im Ausland zwar gezählt, jedoch nur in Europa. Tschechische Spieler beispielsweise in der US-amerikanischenMajor League Soccer oder der japanischenJ-League waren gegenüber ihren Kollegen benachteiligt gewesen. So hatten beispielsweise die in Japan tätigen Pavel Černý und Ivan Hašek insgesamt 108, beziehungsweise 112 Erstligatore erzielt. Des Weiteren gab es auch eine historische Benachteiligung, da Tore außerhalb der Tschechoslowakei respektive Tschechiens vor 1991 überhaupt nicht anerkannt worden waren. Problematisch war ebenfalls der Umgang mit slowakischen Spielern. Die Tore während der Zeit des Protektorats Böhmen und Mähren wurden gezählt, nicht so die Tore in der eigenständigen slowakischen Liga im gleichen Zeitraum. Zur Korrektur dieser Problematik kam es Ende 2016.
Mitglieder
Es folgt eine Auflistung aller Mitglieder des Klub ligových kanonýrů. Stand 3. März 2020. Noch aktive Erstliga-Spieler sind fett markiert.