Nach der französischen Besetzung Piemonts ging Lucedio an Napoleon über, der es durch einen Erlass 1807 seinem Schwager Fürst Camillo Borghese, dem damaligen Hauptstatthalter von Piemont, übergab. 1822 übernahm der Marchese Giovanni Gozani di San Giorgio die Kontrolle Lucedios (ein Ahne der derzeitigen Besitzerin), der das Landgut 1861 seinerseits dem Marchese Raffaele de Ferrari, Herzog von Galliera, abtrat. Ihm wurde der Titel Fürst von Lucedio verliehen, seine Frau Maria Brignole Sale De Ferrari hinterließ der Stadt Genua ihre große Kunstsammlung. 1937 wurde schließlich der gesamte Komplex von Graf Paolo Cavalli d’Olivola, dem Vater der heutigen Besitzerin und Managerin Gräfin Rosetta Clara Cavalli d’Olivola Salvadori di Wiesenhoff, erworben.[2]
Das Landgut (italienischL’azienda agricola) mit dem Namen Principato di Lucedio (Fürstentum Lucedio) produziert heute vor allem Reis.
Entdeckung des Reises
Die Zisterziensermönche, die mit dem Reisanbau im 15. Jahrhundert begannen, vollbrachten eine grandiose und geniale Arbeit von großer wirtschaftlicher und sozialer Bedeutung. Im Mittelalter war die Ebene von Vercelli ungesund, unwirtlich, sumpfig und es wuchs dort dichter Busch. Mit großer Anstrengung und Hingabe haben die Mönche das Land abgeholzt und gerodet und das Wasser kanalisiert, um den Anbau von Reis zu ermöglichen, einer damals noch wenig bekannten Pflanze. Es versteht sich von selbst, dass dieses Werk für die Wirtschaft von Vercelli von grundlegender Bedeutung war.[3]
Legenden um Lucedio
Der Name „Lucedio“ könnte „Licht Gottes“ oder vielleicht „Gott des Lichts“ oder Luzifer bedeuten. Es gibt unterschiedliche Theorien, die versuchen, dem Namen eine Bedeutung zu geben.
Die mittelalterliche Atmosphäre, die man beim Betreten der Höfe, des Refektoriums und vor allem des Kapitelsaals spürt, ist wahrscheinlich die Grundlage für die zahlreichen Legenden, die in dieser Abtei spielen. Legenden erzählen von geheimen Krypten, von mumifizierten Körpern von Äbten, die auf kreisförmig angeordneten Thronen sitzen, von unterirdischen Flüssen und von einer Säule, die wegen der Schrecken, deren stiller Zeuge sie gewesen war, Tränen vergießt.[3]
Anlage und Bauten
Die Klosterkirche Santa Maria (jetzt Pfarrkirche) wurde als barocker Saalbau 1769 erneuert. Sie ist baufällig und kann zurzeit nicht besichtigt werden (Stand 2018).[3] Erhalten ist noch der ursprüngliche Campanile auf romanischem Unterbau aus der Zeit um 1170. Der achteckige Schaft ist auf die erste Hälfte des 13. Jahrhunderts zu datieren. Von der Klausur ist der quadratische Kapitelsaal mit neun Jochen über vier Säulen aus der Mitte des 12. Jahrhunderts (ähnlich wie in Kloster Rivalta Scrivia) erhalten. Auch die Fremdenherberge vom Ende des 13. Jahrhunderts ist erhalten. In der Umgebung befinden sich mehrere ehemalige Grangien.
Literatur
Leopold Janauschek: Originum Cisterciensium. Wien 1877. (Eintrag XXII auf den Seiten 11 und 12.)
Balduino Gustavo Bedini: Le abazie cisterciensi d’Italia, Casamari 1964, S. 11 f., ohne ISBN.
Heinz Schomann: Reclams Kunstführer Italien Band I, 2, Stuttgart 1982, S. 415, ISBN 3-15-010305-3.
Andrew Jotischky: The Perfection of Solitude: Hermits and Monks in the Crusader States. University Park, Pennsylvania State University Press 1995, ISBN 0-271-01346-X. (Das Werk geht auf S. 58 – 59 auf die Gründungsumstände des Klosters St. Georg von Jubin ein.)