Klaus Renft Combo

Klaus Renft Combo
Thomas „Monster“ Schoppe beim Renft-Auftritt zum Altstadtfest 2012 in Frankfurt (Oder)
Thomas „Monster“ Schoppe beim Renft-Auftritt zum Altstadtfest 2012 in Frankfurt (Oder)
Allgemeine Informationen
Herkunft
Genre(s) Rock
Aktive Jahre
Gründung 1958, 1990
Auflösung 1975
Website www.renft.de
Aktuelle Besetzung
Thomas „Monster“ Schoppe
Olli Becker
Gisbert „Pitti“ Piatkowski
Peter „Bimbo“ Rasym
Ehemalige Mitglieder
Schlagzeug
Thomas Bürkholz
Keyboard, Gesang
Christian „Kuno“ Kunert
Saxophon
Constantin Papamoschou
Gitarre, Saxophon
Bernd Schlund
Saxophon
Hans-Dieter Schütz
Posaune
Bernd Seifert
Schlagzeug
Hans-Dieter Schmidt
Keyboard
Michael Heubach
Gitarre, Gesang
Peter „Cäsar“ Gläser († 2008)
Schlagzeug
Jochen Hohl
Texter
Gerulf Pannach († 1998)
Gesang, Saxophon, Gitarre
Peter „Pjotr“ Kschentz († 2005)
Bass, Gitarre, Gesang
Klaus Renft († 2006)
Gitarre
Heinz Prüfer († 2007)
Gesang
Hans-Jürgen Beyer
Marcus „Basskran“ Schloussen († 2019)
Schlagzeug
Delle Kriese
Gitarre
Lutz „Sauerkraut“ Heinrich[1] († 2023)[2]
Gastmusiker
Keyboard
Robert „Gohlis“ Hoffmann
Gitarre
Marco Zimmermann seit 2007[3]

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Die Klaus Renft Combo, auch Renft, ist eine 1958 gegründete deutsche Rockband, die zu den bekanntesten der DDR zählt. Durch systemkritische Texte war die künstlerische Tätigkeit stets von zeitweiligen Auftrittsverboten begleitet. 1975 verfügten die DDR-Behörden schließlich die Auflösung der Band. Ehemalige Mitglieder fanden sich 1990 zu einer Wiedervereinigung zusammen und sind seitdem in wechselnder Besetzung aktiv.

Geschichte

DDR

Die Klaus Renft Combo wurde 1958 von Klaus Jentzsch in Leipzig gegründet. Renft war der Geburtsname von Jentzsch’ Mutter Charlotte. Er verwendete ihn fortan als Künstlernamen. In der Anfangszeit war die Band inspiriert von Fats Domino und Little Richard, später von den Rolling Stones und den Beatles.[4]

Nachdem die Gruppe 1962 ein Auftrittsverbot erhalten hatte, gründete Klaus Renft 1964 die Beat-Gruppe Butlers. 1965 folgte ein Auftrittsverbot für die Butlers und andere Beatgruppen, als Folge kam es zu den sogenannten Leipziger Beatkrawallen, bei denen Jugendliche gegen das Beatverbot demonstrierten. 1967 wurde das Auftrittsverbot für die Klaus Renft Combo wieder aufgehoben. Thomas Bürkholz kam als neuer Schlagzeuger in die Band. Ab 1969 war zunehmend der regimekritische Liedermacher Gerulf Pannach für die Texte der Band zuständig, wobei er von Kurt Demmler unterstützt wurde. Um die gleiche Zeit wurde auch Peter Pjotr Kschentz (* 1941 in Nischwitz), der zuvor als Kraftfahrer für die Band gearbeitet hatte, zum festen Mitglied der Band. Er spielte Saxophon, Querflöte, Geige, Akkordeon, Gitarre sowie andere Instrumente und komponierte einige Songs der Klaus Renft Combo wie Liebeslied, Die alte Mühle und den Raucherblues.

In den folgenden Jahren konnte die Band aufgrund der zeitweiligen Liberalisierung der Kulturpolitik (siehe auch Musik der DDR) mehrere Singles – unter anderem mit dem Titel Zwischen Liebe und Zorn – und ihre für lange Zeit einzigen beiden Studioalben veröffentlichen. Mit den darauf enthaltenen Titeln wie Wer die Rose ehrt, Ermutigung, Nach der Schlacht, und Als ich wie ein Vogel war entwickelte sich die Band zu einer der bekanntesten und beliebtesten Rockgruppen der DDR. Vor der Veröffentlichung des zweiten Albums verkürzte sich der Bandname zu Renft; so hieß auch das zweite Album.

Problematisch gestalteten sich die Beziehungen zu den staatlichen Organen, da viele Liedtexte zwischen den Zeilen Kritik am „real existierenden Sozialismus“ enthielten. Die von Pannach getexteten Lieder für ein drittes Album stießen bei den Behörden auf Ablehnung. Das Lied Glaubensfragen beispielsweise thematisierte die staatlicherseits weitgehend totgeschwiegenen Bausoldaten der NVA. In der Rockballade vom kleinen Otto wurde gar die missglückte Flucht eben jenes Ottos thematisiert, so dass Renft im Sommer 1975 verboten wurde. In der Folgezeit verließen einige Bandmitglieder freiwillig die DDR. Pannach und Christian Kunert wurden nach neun Monaten Haft in der zentralen Untersuchungshaftanstalt der Staatssicherheit in Berlin-Hohenschönhausen und der Androhung von bis zu zehn Jahren Haft ausgebürgert.

Danach war die Gruppe faktisch aufgelöst. Als Nachfolge-Band wird allerdings die Gruppe Karussell gesehen, die sich 1977 mit den ehemaligen Renft-Mitgliedern Peter Gläser und Jochen Hohl gründete, und die auch einige Lieder aus der Renft-Zeit im Programm hatten.

BRD

1990 fand sich die Band zu einer Wiedervereinigungstournee durch die DDR wieder zusammen. 1996 musste Bandgründer Jentzsch die Band vorübergehend verlassen.[5] 1997–1998 firmierte die Band vorübergehend als Monsters Renft, da Jentzsch die Namensrechte für sich beanspruchte. 1999 veröffentlichte Renft nach fast 25-jähriger Pause ihr drittes Studioalbum Als ob nichts gewesen wär. 2003 feierte die Band mit einem Konzert in Putbus auf Rügen ihr 45-jähriges Bestehen.

Am 18. September 2005 verstarb Multiinstrumentalist Peter Kschentz auf Poel an Lungenkrebs.

Christian Kunert widmete sich eigenen Projekten, und Thomas Schoppe übernahm die Position des Frontmannes. Nach einem Hörsturz von Kunert sowie dem Tod des Bandgründers Renft im Herbst 2006 formierte sich die Band zu viert für das Programm „Viererbande 2007“. Es begannen wieder Auftritte mit „Cäsar und die Spieler“.

Am 18. März 2007 verunglückte Gitarrist Heinz Prüfer auf der Rückfahrt von einem Auftritt in Altdöbern tödlich. In seiner musikalisch tragenden Funktion schien er kaum ersetzbar. Mit Gisbert Piatkowski hat Renft allerdings inzwischen einen Nachfolger gefunden. Am 23. Oktober 2008 verstarb der frühere Gitarrist der Band, Peter „Cäsar“ Gläser, an den Folgen von Krebs, am 1. Dezember 2019 Marcus Schloussen. Schloussen wurde für die laufende Tour durch Peter Rasym ersetzt.[6]

Im Januar 2020 kündigte Detlef Kriese seinen Ausstieg aus der Band für das Frühjahr des gleichen Jahres an.[7] Tobias Ridder war bis 2021 sein Nachfolger.[8] Seit 2023 ist Olli Beckar am Schlagzeug.[7]

Ehrung

Am 9. Oktober 2007 wurde anlässlich des ersten Todestages des Bandgründers Klaus Renft eine kurze Straße vor dem Klubhaus und Veranstaltungsort „Anker“ im Leipziger Stadtteil Möckern in Renftstraße umbenannt.

Diskografie

Studioalben

Jahr Titel
Musiklabel
Anmerkungen
1973 Klaus Renft Combo
Amiga
Wiederveröffentlichungen:
  • 1991 als Rock aus Deutschland Ost Vol. 3 bei Gala Classics
  • 1994, 2001 bei Buschfunk; 2001 mit Bonus-Tracks
  • 2006 bei Sechzehnzehn
1974 Renft
Amiga
Wiederveröffentlichungen:
  • 1991 als Rock aus Deutschland Ost Vol. 4 bei Gala Classics
  • 1994 bei Buschfunk
  • 2006 bei Unionton und Sechzehnzehn mit Bonus-Tracks
1999 Als ob nichts gewesen wär
Amiga (Sony Music)
2007 Abschied und Weitergehen
Marktkram

Livealben

  • 1990: Live 1990 (Fluxus)
  • 1996: Live In Concert (Buschfunk); Doppelalbum
  • 2010: Renft Goes On (Live 2010) (Marktkram)

Kompilationen

  • 1972: hallo Nr. 4 (Amiga)
  • 1980: Rock aus Leipzig (Taraxacum Buchversand)
  • 1990: Die frühen Jahre (Amiga)
  • 1993: Zwischen Liebe und Zorn (Deutsche Schallplatten Berlin)
  • 1994: Das Erbe Renft − Wer die Rose ehrt (Amiga)
  • 1996: Die schönsten Balladen (Amiga / BMG)
  • 1997: 40 Jahre Klaus Renft Combo (2016: Buschfunk)
  • 2003: Unbequem woll’n wir sein (Buschfunk); Raritäten 1971–1975
  • 2015: Die Grössten Hits (Sony Music)

Boxsets

Jahr Titel
Musiklabel
Anmerkungen
2015 Zwischen Liebe und Zorn
Sechzehnzehn
Inhalt: die ersten drei Studioalben, eine CD Hits + Raritäten und eine DVD
2018 1 + 2
Sechzehnzehn
Inhalt: die ersten beiden Studioalben auf LP

Literatur

  • Klaus Renft: Zwischen Liebe und Zorn. Autobiographie. Hrsg. von Hans-Dieter Schütt. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 1997, ISBN 3-89602-135-4.
  • Delle Kriese: Nach der Schlacht. Die Renft-Story – von der Band selbst erzählt. Aufgeschrieben von Delle Kriese. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 1998, ISBN 3-89602-170-2.
  • Michael Rauhut, Thomas Kochan: Bye, Bye, Lübben City. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2004, ISBN 3-89602-602-X.
Commons: Klaus Renft Combo – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Lutz Heinrich (SET, Renft, Eisenheinrich) - Deutsche Mugge. Abgerufen am 3. Februar 2023.
  2. Jens Fuge: Lutz Heinrich ist tot: Eisenheinrich ist jetzt im Rocker-Himmel – Nachruf auf den Leipziger Musiker. In: lvz.de. 7. August 2023, abgerufen am 24. Februar 2024.
  3. Gerd Zeuner: Auf den Spuren von Jimi Hendrix. In: meinanzeiger.de. 11. März 2013, abgerufen am 9. Februar 2019.
  4. Thomas Gerlach: Ostrock-Legende Klaus Renft Combo: Das Lebendige regt sich. In: Die Tageszeitung: taz. 4. August 2018, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 7. August 2018]).
  5. Götz Hintze: Rocklexikon der DDR. 2. Auflage. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2000, ISBN 3-89602-303-9, S. 245.
  6. facebook.com
  7. a b renft.de
  8. Tobias Ridder – Legenden sterben nie. Abgerufen am 10. Januar 2023 (deutsch).