Klaus DörrKlaus Dörr (* 1961 in Neustadt an der Weinstraße[1]) ist ein deutscher Theaterschaffender. Er leitete als Intendant von 2018 bis 2021 interimistisch die Volksbühne Berlin. WerdegangKlaus Dörr studierte Wirtschaftswissenschaften in Berlin und schrieb seine Abschlussarbeit über die Möglichkeiten und Grenzen ökonomischer Steuerung von Theatern am Beispiel der Berliner Ensemble GmbH.[2][3] Am Berliner Ensemble absolvierte er zunächst ein Praktikum. Von 1997 bis 1999 schloss sich eine Beschäftigung als Assistent des technischen Direktors an.[2][3] Nach Aussage Dörrs habe ihn der neue Direktor des Berliner Ensembles, Claus Peymann, darüber hinaus nicht weiterbeschäftigen wollen.[2] Dörr war dann als Produzent, Produktionsleiter und Berater für freies und institutionelles Theater tätig. 2006 wurde er zum geschäftsführenden Direktor des Berliner Maxim-Gorki-Theaters berufen.[3] 2009 übernahm er dort auch den Posten des stellvertretenden Intendanten.[2][3] Als Armin Petras, der Dörr ans Gorki geholt hatte, 2013 die Intendanz des Schauspiel Stuttgart übernahm, folgte ihm Dörr und wurde unter ihm künstlerischer Direktor und stellvertretender Intendant.[3] 2016 kündigte Petras an, seine Stuttgarter Intendanz frühzeitig im Sommer 2018 niederzulegen.[4] Intendanz der Volksbühne Berlin (2018–2021)Im März 2018 wurde Dörr als künftiger geschäftsführender Direktor der Volksbühne Berlin vorgestellt.[5] Er sollte mit Beginn der Spielzeit 2018/19 die Nachfolge von Thomas Walter antreten, dessen Vertrag zum Spielzeitende auslief.[6] Knapp zwei Wochen nach der Ankündigung einigte sich der Berliner Senat mit Chris Dercon, dem bisherigen Intendanten des Hauses, nach anhaltender Kritik an dessen Arbeit darauf, die Intendanz mit sofortiger Wirkung zu beenden. Daraufhin übernahm Dörr am 13. April 2018 kommissarisch die Geschäfte des Intendanten.[3] Seine Verpflichtungen in Stuttgart nahm er bis zum Ende der Spielzeit 2017/18 – mit reduziertem Pensum – weiter wahr; nach eigenen Aussagen wollte er in dieser Zeit auf 30 % seines Berliner und 50 % seines Stuttgarter Gehalts verzichten.[2] Zur neuen geschäftsführenden Direktorin der Volksbühne wurde statt Dörr schließlich die bereits seit 2017 an der Volksbühne tätige Verwaltungsleiterin (ebenfalls ad interim) Nicole Lohrisch berufen.[7] Mitte 2018 bestätigte die Berliner Kulturverwaltung zunächst, dass Dörr bis Sommer 2020 Interimschef der Volksbühne bleiben solle.[8] Anfang 2019 wurde seine Intendanz noch einmal bis Sommer 2021 verlängert.[9] Danach übernahm René Pollesch die Leitung des Hauses.[10] Im März 2021 berichtete Viktoria Morasch in der taz über eine Beschwerde von zehn Frauen gegen Dörr bei der Themis-Vertrauensstelle gegen sexuelle Belästigung und Gewalt. In der Beschwerde werden Dörr Formen von Sexismus „Upskirting, drohende Gebärden und verbale Einschüchterungen“ vorgeworfen. Gegenüber der taz erklärte Dörr, die Anschuldigungen gegen ihn seien „halt- und substanzlos“. Der geschäftsführenden Direktorin Nicole Lohrisch wurde gleichzeitig "Machtmissbrauch und Mobbing" zur Last gelegt.[11] Am 15. März wurde bekannt, dass sich der Berliner Kultursenator Klaus Lederer und Dörr darauf einigten, dessen Tätigkeit an der Berliner Volksbühne zu beenden. Dörr, so hieß es in der Mitteilung, übernehme die volle Verantwortung für die gegen ihn erhobenen Vorwürfe.[12] Dörr erwirkte gegen die taz eine einstweilige Verfügung, ihn des Upskirtings zu bezichtigen. Im August 2022 befand ein Berliner Gerichtsurteil, dass die Vorwürfe haltlos seien. Das Blatt kündigte an, in Berufung zu gehen.[13] Laut Simon Strauß stammen die Anschuldigungen aus dem Umfeld der Gruppe „Staub zu Glitzer“, die 2017 die Volksbühne besetzt hatte. Dörr hatte eine Zusammenarbeit mit der Gruppe abgelehnt.[14] Rüdiger Schaper kritisierte Klaus Lederers Entscheidung, Dörr auf Basis unbelegter Anschuldigungen den Rücktritt nahegelegt zu haben.[15] PositionenIn einem Gastbeitrag für die Welt sprach sich Dörr 2001 dafür aus, Theaterkunst „als gesellschaftliches Projekt“ zu verstehen, „nicht als Ware, Dienstleistung, gar Konsumgut“. Für die Theater müssten „bewegliche Rahmenbedingungen und Planungssicherheit geschaffen werden“, die es ihnen ermöglichten, „ihrer eigentlichen Aufgabe nachzugehen: der Theaterkunst“.[16] Anmerkungen
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