Kjell AskildsenKjell Askildsen (* 30. September 1929 in Mandal, Norwegen; † 23. September 2021 in Oslo[1]) war ein norwegischer Schriftsteller, der oft als „Norwegens Beckett“ bezeichnet[2] oder in die Nähe des US-Autors Raymond Carver gerückt wird. Anfangs Romancier, verlegte sich Askildsen im Laufe der Zeit auf minimalistische Erzählungen, in denen weder nennenswerte Ereignisse noch Entwicklungen stattfinden. Fesselt er dennoch viele Leser, dann durch seine knappe, treffende und hintergründige Sprache. Askildsen schrieb auf Bokmål; sein Werk ist in 32 Sprachen übersetzt.[3] Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen, zuletzt (2009) den Svenska Akademiens nordiska pris. Leben und WerkAskildsens erste aufsehenerregende Prosaarbeit war die 1953 veröffentlichte Kurzgeschichtensammlung Heretter følger jeg deg helt hjem (Von nun an begleite ich dich nach Hause), die wegen der Behandlung von Tabuthemen der damaligen Zeit sehr kontrovers aufgenommen wurde. Peter Deisinger: „Die Osloer Presse war begeistert, aber Bibliotheken verweigerten die Aufnahme des Buchs in ihre Bestände. Askildsens Vater, ein Kirchenmann und Regionalpolitiker in Mandal, verbrannte es in aller Öffentlichkeit. Dadurch ließ sich Askildsen jedoch nicht von dem Wunsch abbringen, Schriftsteller zu werden.“[4] In den folgenden Romanen nahm Askildsen zumeist „die Perspektive eines Ich-Erzählers ein, der in einem existenzialistisch angehauchten Monolog – ganz in der Tradition von Albert Camus’ Der Fremde oder Jean-Paul Sartres Der Ekel – lakonisch seinen Alltag Revue passieren lässt“.[5] Während der 1970er Jahre gab Askildsen ein Intermezzo in der maoistischen Bewegung, das seiner Literatur wenig bekam. Der Kritiker Peter Urban-Halle zeigte sich zwiespältig. Einerseits nannte er die Kargheit der in Alt som før (Ein schöner Ort) vorgelegten Geschichten „auf- und anregend“, zudem erheiternd; andererseits räumte er ein, Askildsens Stil – wenn sie denn einen haben sollten – dürfte nicht nach jedermanns Geschmack sein. „Er schreibt in einer schmucklosen, um nicht zu sagen maulfaulen Sprache, deren einzige Lust darin besteht, noch den letzten überflüssigen Buchstaben auszumerzen ..(..).. Und dann Askildsens Helden! Es sind ziemlich unsympathische Zeitgenossen: alte einsame, sture Männer, die vor sich hingrummeln, vollkommene Misanthropen, schnell beleidigt, nie zufrieden, auch nicht mit sich selbst, also neidisch auf jeden, der nur einen Funken Selbstbewusstsein hat. Sie fühlen sich in ihrer Einsamkeit wohl und doch wieder nicht.“[6] Askildsens Gesamtwerk, im Herbst 2019 in der Übersetzung von Hinrich Schmidt-Henkel auf Deutsch erschienen, wurde von der Darmstädter Jury zum Buch des Monats Dezember 2019 gewählt. In der Begründung hieß es unter anderem: „Jedes Wort ist hier an seinem Platz, wie die treffliche Übersetzung von Hinrich Schmidt-Henkel zeigt. Adjektive haben Seltenheitswert. So entstanden eisklare Romane von gerade einmal sechzig Seiten Umfang wie etwa die das Spiel der Leidenschaften unter den Bedingungen der Dauersichtbarkeit durchexerzierende Leuchtturm-Erzählung ‚Umgebungen‘. In ihrer Reduktion sind Askildsens Geschichten, die von knorrigen, wortkargen und stoischen Figuren bevölkert werden und oft um die Absurdität von Beziehungen kreisen, von einer gletschertiefen psychologischen Wahrheit. Mit sicheren Handgriffen öffnen sie Vorstellungsräume, in denen sich wohl alle Leser wiederfinden können. Dieses über Jahrzehnte entstandene, leuchtfeuerhelle Werk in seiner knappen, edlen Gänze kennenlernen zu dürfen, ermöglicht diese prächtige Gesamtausgabe.“[7] Askildsen starb am 23. September 2021, eine Woche vor seinem 92. Geburtstag.[8] Werke (Auswahl)
Auszeichnungen
Weblinks
Einzelnachweise
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