Kirjokansivirales ist eine vom International Committee on Taxonomy of Viruses (ICTV) im März 2022 mit der Master Species List (MSL) #37 neu geschaffene Ordnung von Viren innerhalb der KlasseCaudoviricetes.[5][6]
Die Einrichtung dieser Klasse geschah im Zug der Reorganisation dieser Klasse von Viren mit Kopf-Schwanz-Aufbau (die zuvor von der früheren Ordnung Caudovirales im taxonomischenRang hochgestuft worden war).
Diese Reorganisation war nötig geworden, nachdem Genomanalysen eine sehr große Heterogenität dieser heutigen Klasse gezeigt hatten, die sowohl Bakterienviren als auch Archaeenviren (englischarchaeal tailed viruses, arTVs) umfasst, und deren Genom grundsätzlich aus einem dsDNA-Molekül besteht, das entweder linear oder ringförmig geschlossen sein kann.[6][7]
Die Ordnung Kirjokansivirales umfasst eine Klade (Verwandtschaftsgruppe) von solchen arTVs, die in der Genome Relationships Applied to Virus Taxonomy (GRAViTy) genannten Clusteranalyse eine als Cluster II bezeichnete Klade bildeten.[6][8]
Einige der in diesem Cluster angesiedelten Viren bildeten eine Gruppe auf Familienebene; für sie wurde die FamilieHaloferuviridae eingerichtet, bestehend aus einigen monotypischenGattungen, d. h. mit nur jeweils einer Spezies (Art).
Drei weitere Viren aus dieser Analyse waren mit den Mitgliedern der Haloferuviridae als Ausreißer im Netzwerk verbunden. Für sie wurde daher jeweils eine neue Familie eingerichtet (Pyrstoviridae, Shortaselviridae und Suolaviridae), von denen jede (zunächst) nur eine Gattung und diese nur eine Spezies für das jeweilige Virus enthielten.[6]
Die in der neuen Ordnung Kirjokansivirales zusammengefassten Viren teilen sich mehrere Gene, darunter:
Ihre Wirte sind halophile (salzliebende) Archaeen, sie selbst werden daher informell (nicht-taxonomisch) als Haloviren klassifiziert (s. u.).
Etymologie
Die Bezeichnung Kirjokansivirales leitet sich ab von „Kirjokansi“ (ausgesprochen [ˈkirjoˌkɑnsi]), einem Begriff aus der finnischen Mythologie.[6]
Im finnischen Epos Kalevala ist es ein magischer Gegenstand, der seinem Besitzer Reichtum und Glück bringt, darunter auch als wertvolles Gut Salz,[6] eine Anspielung auf wird die Halophilie der Viren dieser Ordnung bzw. ihrer Archaeenwirte.
Systematik
Die meisten der von den Mitgliedsviren gebildeten Gattungen und Familien umfassen jeweils nur ein Mitglied, was darauf hindeutet, dass die genetische Vielfalt dieser Archaeenviren noch weitgehend unerforscht ist.[6] Die folgende Liste gemäß International Committee on Taxonomy of Viruses (ICTV) hat den Stand Mai/Juni 2024:[5][6][7]
↑ abcd
Ying Liu, Tatiana A. Demina, Simon Roux, Pakorn Aiewsakun, Darius Kazlauskas, Peter Simmonds, David Prangishvili, Hanna M. Oksanen, Mart Krupovic: Diversity, taxonomy, and evolution of archaeal viruses of the class Caudoviricetes. In: PLOS Biology, Band 19, Nr. 11, e3001442, 9. November 2021; doi:10.1371/journal.pbio.3001442, PMID 34752450, PMC 8651126 (freier Volltext).
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Pakorn Aiewsakun, Peter Simmonds: The genomic underpinnings of eukaryotic virus taxonomy: creating a sequence-based framework for family-level virus classification. In: Microbiome, Band 6, Nr. 38, 20. Februar 2018; doi:10.1186/s40168-018-0422-7, PMID 29458427.
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Carolina M. Mizuno, Bina Prajapati, Soizick Lucas-Staat, Telesphore Sime-Ngando, Patrick Forterre, Dennis H. Bamford, David Prangishvili, Mart Krupovic, Hanna M. Oksanen: Novel haloarchaeal viruses from Lake Retba infecting Haloferax and Halorubrum species. In: Environmental Microbiology. Band 21, Nr. 6, sfam, 28. März 2019; doi:10.1111/1462-2920.14604.
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Darius Kazlauskas, Mart Krupovic, Česlovas Venclovas: The logic of DNA replication in double-stranded DNA viruses: insights from global analysis of viral genomes. In: Nucleic Acids Research. Band 44, Nr. 10, 2. Juni 2016, S. 4551–4564; doi:10.1093/nar/gkw322, PMC 4889955 (freier Volltext), PMID 27112572.