Kevin VennemannKevin Vennemann (* 1977 in Dorsten) ist ein deutscher Autor, Übersetzer und Hochschullehrer. LebenVennemann ist deutsch-österreichischer Herkunft. Er besuchte das St. Ursula Gymnasium in Dorsten.[1] Im Anschluss studierte er Germanistik, Anglistik, Judaistik und Geschichte in Köln, Innsbruck, Berlin und Wien. Vennemann hat 2015 an der New York University mit einer literaturwissenschaftlichen Arbeit über die Müdigkeit promoviert. Seit 2016 unterrichtet er als Assistant Professor am Department of German Studies des Scripps College in Claremont (Kalifornien).[2] 2016 war er außerdem Stipendiat der Forschungsgruppe „Transpacifica“ von Einstein-Visiting-Fellow Stefan Keppler-Tasaki an der Universität Tokyo. Die Forschungsgruppe wird von der Einstein Stiftung Berlin gefördert. Werk2002 debütierte er mit dem Erzählungsband Wolfskinderringe, im Herbst 2005 erschien sein erster Roman Nahe Jedenew. Im Juni 2006 war er Teilnehmer des Ingeborg-Bachmann-Wettbewerbs und las den Auszug Im Komponierhäuschen aus einem neuen Romanprojekt. Dieser Roman wurde unter dem Titel Mara Kogoj im Frühjahr 2007 veröffentlicht und unterschiedlich besprochen (Der Tagesspiegel, 4. März 2007: „'Mara Kogoj' ist Kunsthandwerk, zu clever gemacht und zu gut gemeint, um nur annähernd gut sein zu können.“; Berliner Zeitung, 20. März 2007: „'Mara Kogoj' ist Literatur in ihrer bedeutsamsten Form.“; Frankfurter Rundschau, 21. März 2007: „Man könnte diesen konzentrierten, klugen Roman auch eine ‚Komposition für drei Stimmen und Tonbandgerät‘ nennen, denn sein Erzählrhythmus wird vom Vor- und Zurückspulen und den zyklischen Variationen der zentralen Motive bestimmt.“; Neue Zürcher Zeitung, 19. April 2007: „Kevin Vennemanns grandioser Roman 'Mara Kogoj'.“) Außerdem hatte im Mai 2007 ein Hörspiel namens Beiderseits im Bayerischen Rundfunk Premiere (Regie: Ulrich Lampen, Musik: Hans Platzgumer). Wichtige Elemente des Schreibens Vennemanns sind – nach dem weitgehend unpolitischen, kaum experimentellen Debüt Wolfskinderringe – Sprachspiele und Erzählschnitte, die klare Narrativität auflösen, sowie eine antifaschistische und antinationale Zielrichtung der Stoffe und Motive: „Ich mag den erhobenen Zeigefinger prinzipiell ganz gerne, auch als Leser, weil ich mir denke, dass diverse gesellschaftliche Missstände es eher wert sind, erarbeitet zu werden, als persönlich Erlebtes.“ (sick of standing with my hands in my pockets, Interview mit Kevin Vennemann, BELLA triste Nr. 15, Sommer 2006). Nahe JedenewDas knapp hundertvierzigseitige Buch wurde anfangs nicht groß beachtet. Dies änderte sich mit einer Besprechung durch Helmut Böttiger, mit der dieser die Bedeutung des Buches klar herausstellte: „[...] schon nach den ersten Seiten ist klar: Dies ist der mit Abstand beste literarische Text, der in den letzten Jahren von einem unter Dreißigjährigen erschienen ist.“ (Böttiger, Zerfallen aller Sicherheiten, Deutschlandradio Kultur, Buchkritik, 28. Dezember 2005). Durch eine wenig später erschienene anderthalbseitige Besprechung als Aufmacher des Literaturteils der ZEIT (Georg Diez, Die schönste traurigste Geschichte, Die ZEIT, 12. Januar 2006) wurden Feuilleton und Leserschaft weiterhin auf das Buch aufmerksam gemacht, so dass es bis Herbst 2006 bereits in vier Auflagen erscheinen konnte. Nahe Jedenew beschreibt, wie zwei jüdische Mädchen ein Pogrom an ihrer Familie erleben. In einem Baumhaus versteckt beobachten sie die Vernichtung ihrer vertrauten Umgebung und flüchten sich in Erinnerungen an die Vergangenheit. Der Kritiker Georg Kasch stellte in einer Rezension für die Wochenzeitung Freitag den literarischen Rang des Buchs und die Vennemanns Prosa kennzeichnende Strategie der radikalen Vergegenwärtigung von Vergangenem in den Mittelpunkt seiner Besprechung: „Am Ende, wenn auch die Existenz der Erzählerin vernichtet wurde, ist das Leben und Sterben der Familie für den Leser höchst gegenwärtig und greifbar geworden. Darin, nicht in der Genese, ähnelt der Roman den großen Texten W.G. Sebalds: Ihm gelingt, das Unfassbare der jüdischen Vernichtung für beklemmende Momente greifbar zu machen. Vennemanns rhythmische Variationen verstören, klingen nach und halten in Atem.“ (Kasch, Reiz der Fiktion, Freitag, 7. April 2006). Verschiedentlich, jedoch nicht in den Literaturbesprechungen der Feuilletons, wurde auch die Vermutung erhoben, das in Nahe Jedenew beschriebene fiktive Pogrom solle an das tatsächlich geschehene Massaker im polnischen Jedwabne vom 10. Juli 1941 erinnern. Äußerungen Vennemanns zu diesen Vermutungen sind nicht bekannt. WerkeErzählungen, Romane
Beiträge (Auswahl)
Radioarbeiten
Rezensionen, Essays
Übersetzungen
Als Herausgeber
Auszeichnungen
Interviews mit Kevin Vennemann
Weitere öffentliche Auftritte
Literatur
Weblinks
Einzelnachweise
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