Kervenheim
Kervenheim bildet zusammen mit Kervendonk eine Ortschaft der Stadt Kevelaer, Kreis Kleve (Nordrhein-Westfalen) mit zirka 2200 Einwohnern. Kervenheim hatte ursprünglich Stadtrechte, die bereits für das Jahr 1322 urkundlich nachweisbar sind, jedoch in der napoleonischen Zeit wieder verloren gingen. Der Ort hatte ursprünglich nur eine Fläche von 11 ha welche sich später durch Gebietsabtretungen der Landgemeinde Kervendonk auf 45 ha vergrößerte. Die heutige Ortschaft Kervenheim hat eine Fläche von 15,55 km².[1] ÜberblickGute Erreichbarkeit bietet die nahe gelegene Abfahrt von der A 57. Von dort aus führen Straßen über Schloss Wissen nach Kevelaer und Weeze sowie dem dortigen Flughafen Niederrhein. Jungen Familien bietet Kervenheim neben Wohnbaumöglichkeiten sowohl einen Kindergarten (St. Antonius), als auch eine Grundschule (St. Norbert). Bei der Lernstandserhebung 2008 des NRW-Ministeriums zählte die St.-Norbert-Grundschule unter Berücksichtigung der Standortbedingungen beim Deutsch-Unterricht zu den 40 besten Schulen in NRW. Touristisch liegt das Dorf Kervenheim an der Niederrhein-Route, deren Verbindungsweg Nr. 15 Wanderer und Radfahrer von der Stadt Kevelaer über vorzüglich ausgebaute Wirtschaftswege durch die Bauerschaft Kervendonk vorbei an einem Feriendorf, mit vorgelagerten stattlichen Landhotel, bis nach Uedem leitet. Urlauber nutzen ebenso die niederrheinische Herrensitz-Route, die zu der im Dorfkern von Kervenheim gelegenen Burg Kervendonk führt. Der Namenszusatz „-donk“ kennzeichnet die Lage dieser Burg auf einem leichten Erdrücken in niedrigerer Umgebung. Den historischen Hintergrund des Dorfes bildet diese 1270 erstmals urkundlich nachgewiesene Burg. Der Historische Verein Geldern zählt sie zu den ältesten Burganlagen am Niederrhein. Ihretwegen erlangte Kervenheim einst Stadtrechte, Anfang des 14. Jahrhunderts, die der Ort jedoch in der Zeit der französischen Besatzung zum Ende des 18. Jahrhunderts wieder verlor. Überregionale Bedeutung hatte das erstmals 1733 urkundlich erwähnte, im Gulfhaus-Stil errichtete Potthaus. Es diente als Töpferei, in der hochwertige Keramiken hergestellt wurden. Seit den 1870er Jahren bis 1985 war ein erheblicher Teil der Bevölkerung in der Schuhfabrikation tätig (insb. „Niederrheinische Schuhfabrik Kervenheim“), die seit der Industrialisierung bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts ein häufig am Niederrhein aufzufindender Erwerbszweig war. Auf 1386 lautet ein erster Nachweis des Vogelsangshofes, auf dem nunmehr seit 1946 eine beachtliche Trakehner-Zucht erfolgt. Im Jahr 2003 erhielt Kervenheim beim Landeswettbewerb Unser Dorf soll schöner werden eine Bronze-Plakette und 2006 eine Silber-Plakette. GeschichteKervenheim, 1270 erstmals urkundlich erwähnt als „Keruenhem“, gehörte zum Herzogtum Kleve und wurde durch einen klevischen Adelssitz (Haus beziehungsweise Burg Kervendonk) an der Südgrenze des Herzogtums dominiert. Der Siedlungskern des Dorfes stand in enger Beziehung zur Burg. Bildnisse zeugen von einem Bauwerk stattlicher Größe, dessen vier Ecken jeweils durch runde Türme geschützt waren. Ein Stadtbrand 1757 sowie intensive Kampfhandlungen 1945 führten zu weitreichenden Zerstörungen. Heute ist nur noch der Nordflügel erhalten, welcher die evangelische Kirche beherbergt. Eine eigene katholische Pfarrkirche erhielt Kervenheim erst im 16. Jahrhundert, obwohl die Pfarrei schon 1445 (während einer Blütezeit der Gemeinde) verselbständigt wurde. Kervenheim war zwar namensgebend für die 1816 entstandene preußische Bürgermeisterei Kervenheim (mit den Gemeinden Kervenheim, Kervendonk und Winnekendonk), Hauptverwaltungsort war ab 1853 Winnekendonk. Bemerkenswert ist, dass die Bauerschaft rund um das Dorf Kervenheim bis 1969 eine eigene Gemeinde Kervendonk bildete. Vermutlich respektierte die preußische Regierung, dass "ländliche" wie "dörfliche" Bürgerschaft eine je eigene Vertretung für erforderlich erachteten. Am 28. Februar und 1. März 1945 gab es blutige Kämpfe in und um Kervenheim (Fallschirmjäger der Wehrmacht gegen britische Truppen).[2] Am 2. März zogen sich die restlichen Fallschirmjäger zurück.[3] Durch zahlreiche Neubauten nach dem Krieg wuchs Kervenheim allmählich auf das Kervendonker Gebiet. Die Führung dieses dreigliedrigen Gemeindeverbundes lag von 1949 bis zur kommunalen Neugliederung (Gebietsreform) 1969 in den Händen von Amtsdirektor August Wormland und Amtsbürgermeister Wilhelm Wehren (CDU). Am 1. Juli 1969 wurde Kervenheim in die Stadt Kevelaer eingegliedert.[4] WirtschaftIm 18. Jahrhundert war in Kervenheim die regional bedeutende Töpferei "Potthaus" ansässig. 1846 begann die Warmblutzucht auf dem Vogelsangshof, die weithin die Trakehner- und die Rheinische Pferdezucht prägte. Im 19. Jahrhundert siedelten sich mehrere kleine Schuhfabriken an (1876: Fa. Joh. Heinr. Wehren ("Wehren-Baas"), heute: Uedemer Str. 6; 1885 Joh. Wehren (jun.) in der "Suppenanstalt" (abgerissen; Ecke Wallstr./Murmannstr.): Diese Fabrik übernahm seit 1891 Fa. Micheel, Neubau 1892–94 Uedemer Str. 7). Seither der größte Betrieb, wurde die Niederrheinische Schuhfabrik, nach mehreren Besitzerwechseln, im Jahr 1936 von den Schuhfabrikanten Otterbeck aus Mülheim an der Ruhr übernommen (vgl. OTTER-Schuhe). Wilhelm Otterbeck entschloss sich 1946 für den Wiederaufbau des kriegszerstörten Betriebes, der bis Mai 1985 produzierte; seit 1987: Polsterwerk Martens (gegr. 1939 in Kevelaer). Heute sind in Kervenheim überdies einige Handwerksbetriebe und kleinere Unternehmen angesiedelt, ohne dass noch ein dominanter Erwerbszweig besteht. Bürgermeister und Ortsvorsteher von Kervenheim
Gemeindebürgermeister
Ortsvorsteher
WeblinksCommons: Kervenheim – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
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