Nach dem Abitur 1983 in Leverkusen[1] begann sie ein Studium der Rechtswissenschaft in Köln, das sie 1990 mit dem ersten Staatsexamen beendete. 1994 folgte dann das zweite juristische Staatsexamen.[2]
Seit 1994 war sie Mitglied des Deutschen Bundestages. Hier war sie von 1994 bis 1998 zusammen mit Joschka Fischer Sprecherin[7] und von 1998 bis 2002, gemeinsam mit Rezzo Schlauch,[8] Vorsitzende der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen.[9] Nach der Bundestagswahl 2002 war Kerstin Müller bis zur vorgezogenen Neuwahl 2005 Staatsministerin im Auswärtigen Amt in der unter Gerhard Schröder geführten Bundesregierung. Mit Bildung der Großen Koalition schied sie am 22. November 2005 aus dem Amt. Anschließend war sie außenpolitische Sprecherin der Fraktion. Ihre besonderen Schwerpunkte lagen im Bereich Afrikapolitik, Naher Osten, Islamdialog, gerechte Globalisierung und internationale Frauenrechte.
Kerstin Müller ist Mitglied des Kuratoriums von Aktion Deutschland Hilft, dem Bündnis der Hilfsorganisationen. Außerdem sitzt sie im Stiftungsrat der Stiftung Wissenschaft und Politik und im Gesamtpräsidium der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik. Im Sommer 2021 wurde sie Mitglied im deutschen Beirat des European Leadership Network, welches sich für die europäisch-israelischen Beziehung engagiert.[13] Für das Deutsche Komitee der UNICEF ist sie Bestelltes Mitglied und damit Vertreterin des Bundestages für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.
Israel-Kritik
Kerstin Müller gilt in ihrer Partei als erfahrene Außenpolitikerin, die sich lange mit den deutsch-israelischen Beziehungen und dem Friedensprozess im Nahostkonflikt auseinandergesetzt hat.[14]
Müller und Frithjof Schmidt regten einen Beschluss zum Ship-to-Gaza-Zwischenfall an, der vom Bundestag am 1. Juli 2010 einstimmig verabschiedet wurde.[15] Eine Resolution des Zentralrats der Juden in Deutschland (ZdJ), die dem Bundestag „einseitige Parteinahme gegen Israel“ vorwarf,[16] wies Müller gegenüber dem ZdJ zurück, worauf dieser ihr einen „unerträglich paternalistischen Tenor“ vorhielt.[17][18]
Eine Gruppe von Abgeordneten, unter ihnen Müller, sowie die Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen richtete am 29. April 2013 eine kleine Anfrage an die Bundesregierung zu einer möglichen Kennzeichnung von Importprodukten aus den israelischen Siedlungen im Westjordanland.[19] Vertreter der Berliner jüdischen Gemeinde, des Simon Wiesenthal Zentrum, des Jerusalemer NGO Monitor und des ZdJ warfen Müller und den Grünen daraufhin vor, sich durch die Kampagne Boycott, Divestment and Sanctions (BDS) instrumentalisieren zu lassen.