Kerckhoffs’ PrinzipDas Kerckhoffs’sche Prinzip oder Kerckhoffs’ Maxime ist ein im Jahr 1883 von Auguste Kerckhoffs formulierter Grundsatz der modernen Kryptographie, welcher besagt, dass die Sicherheit eines (symmetrischen) Verschlüsselungsverfahrens auf der Geheimhaltung des Schlüssels beruht anstatt auf der Geheimhaltung des Verschlüsselungsalgorithmus. Dem Kerckhoffs’schen Prinzip wird oft die sogenannte Security through obscurity gegenübergestellt: Sicherheit durch Geheimhaltung des Verschlüsselungsalgorithmus selbst, möglicherweise zusätzlich zur Geheimhaltung des bzw. der verwendeten Schlüssel. HistorischesDas Kerckhoffs’sche Prinzip ist der zweite der sechs Grundsätze zur Konstruktion eines sicheren Verschlüsselungsverfahrens, die Kerckhoffs 1883 in La cryptographie militaire einführt:
– Auguste Kerckhoffs: La cryptographie militaire 1883 Die sechs Grundsätze sind:
Ein Chiffriersystem, das diesen Anforderungen entsprach, existierte damals nicht. Moderne KryptographieDas Kerckhoffs’sche Prinzip findet Anwendung in der modernen Kryptographie. Daraus ergeben sich folgende Vorteile:
Kerckhoffs’ Prinzip fordert nicht zwingend die Veröffentlichung eines Algorithmus, sondern lediglich, dass dessen Bekanntwerden keine nachteiligen Sicherheitsauswirkungen haben darf. In der modernen Kryptographie hat es sich jedoch bewährt, Algorithmen zu veröffentlichen, um sie einem Peer Review durch Fachleute auszusetzen. Es dauert Jahre, um einen kryptographischen Algorithmus einer gründlichen Prüfung zu unterziehen.[1] Durch eine Veröffentlichung können sich viele Experten eine Meinung über ein Verfahren bilden können und es somit gründlicher auf potenzielle Schwächen und Sicherheitslücken untersuchen. So wurde zum Beispiel der Algorithmus AES in einem öffentlichen Ausschreibungsverfahren bestimmt, in dem viele Experten Vorschläge für einen neuen, möglichst sicheren Chiffrieralgorithmus einreichten und untersuchten. „Open Source geht nicht zu Lasten der Sicherheit“, heißt es auch in einem gleichnamigen Security-Insider-Artikel.[2] Auch steigt dadurch das Vertrauen in den Algorithmus, nicht mit einer Hintertür versehen zu sein, da sich Hintertüren in einem veröffentlichten Algorithmus leichter auffinden lassen. Die Erfahrung in der Kryptologie zeigt zudem, dass sich viele von ihren Entwicklern geheim gehaltene Verfahren nach oder mit ihrer Offenlegung als schwach erwiesen haben und gebrochen wurden. Beispiele sind die GSM-Algorithmen A5/1 und A5/2, kryptographische Algorithmen der Zutrittskontrollkarten Mifare Classic und Legic prime und das Verschlüsselungsverfahren Magenta. Auf der anderen Seite ist ein geheimer kryptographischer Algorithmus nicht notwendigerweise unsicher. Die am weitesten verbreiteten Verschlüsselungsalgorithmen wie AES und RSA sind in allen Details offengelegt, sodass das Kerckhoffs’sche Prinzip Anwendung findet. Literatur
Weblinks
Einzelnachweise
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