Kenojuak AshevakKenojuak Ashevak CC (Inuktitut ᕿᓐᓄᐊᔪᐊᖅ ᐋᓯᕙᒃ Qinnuajuaq Aasivak, * 3. Oktober 1927 im Inuit-Camp Ikirasaq; † 8. Januar 2013 in Kinngait (damals Cape Dorset)[1]) war eine der bedeutendsten Inuit-Künstlerinnen Kanadas; ihre von Sammlern gesuchten Werke nehmen einen hervorragenden Platz in namhaften Museen der Welt ein. Entwürfe aus ihrer Hand zieren kanadische Briefmarken und Münzen.[2] LebenDie Künstlerin Kenojuak Ashevak (Inuktitutversion: Qinnayuaq Asivaq) wurde in dem inzwischen längst aufgegebenen Inuit-Camp Ikirasaq an der Südwestküste von Baffin Island im Jahr 1927 in einem Iglu geboren. Der Verlauf ihres Lebens spiegelt in vielen Einzelheiten die Umbrüche und Veränderungen wider, die sich seither im arktischen Norden Kanadas vollzogen. Ihre Familie musste 1928 auf die Mansel-Insel (in der Hudson Bay westlich von Ivujivik gelegen) übersiedeln, weil auf Baffin Island das Jagdwild ausblieb. Zwei Jahre darauf wurde ihr Vater von Mitbewohnern des Camps, in dem die Familie untergekommen war, ermordet. Zurück auf Baffin Island wuchs Kenojuak im Camp ihrer Großmutter auf, wurde mit 19 Jahren verheiratet und brachte drei Kinder zur Welt. 1952 diagnostizierte man bei der 25-jährigen jungen Mutter Tuberkulose – eine Krankheit, die damals unter den Inuit grassierte, weil diese gegen die von Nicht-Inuit (von Qallunaat, „die mit den dicken Augenbrauen“) eingeschleppte Krankheit keine Immunabwehr entwickelt hatten. Nach dreijährigem Aufenthalt in einer Lungenheilstätte in Québec City kehrte sie in ihr heimatliches Camp zurück, wo zwischenzeitlich all ihre Kinder an Infektionen oder Nahrungsmittelvergiftungen verstorben waren. Nur ihr Mann Johnniebo hatte überlebt. Die beiden bauten eine neue Familie auf: 1956 wurde Arnaguq, inzwischen ein bekannter Zeichner, adoptiert (bei den Inuit ein durchaus üblicher Vorgang) und 1959 der jetzt als Steinbildhauer bekannte Sohn Adamie geboren. Andere ihrer Kinder starben schon im Säuglingsalter, und so leben heute außer den genannten Söhnen noch fünf ihrer Kinder, von denen zwei adoptiert und eines zur Adoption weggegeben wurden. Die erste Hälfte ihres Lebens verbrachte Kenojuak mithin, sieht man von dem Aufenthalt in der Lungenheilstätte in Québec ab, noch auf traditionelle Weise in Camps an den Küsten der Hudsonstraße. 1951 war der kanadische Künstler James Houston als Regierungsbeauftragter in die zu jener Zeit entstehende Inuit-Siedlung Cape Dorset (heute in Inuktitut Kinngait, „hoher Berg“) auf der gleichnamigen Insel gekommen, um den dort lebenden Inuit bei künstlerischen und kunsthandwerklichen Arbeiten als für sie neuer Form von Wertschöpfung zu helfen. Nach ihrer Heimkehr im Jahr 1955 begann deshalb auch Kenojuak – unter Anleitung von James Houstons Frau Alma –, sich kunsthandwerklich zu betätigen. Schon im Camp ihrer Großmutter hatte ihr das Bearbeiten von Tierfellen und -häuten viel Freude bereitet, und nun sah sie sich in der Lage, mit gerade diesen Fähigkeiten zum Unterhalt der Familie beizutragen, während ihr Mann weiterhin zur Jagd ging. Als James Houston 1957 in Cape Dorset die ersten zeichnerischen Entwürfe der Inuit in Druckgrafik umzusetzen begann, wurde auch Kenojuaks Entwurf einer Applikation auf eine Felltasche „Rabbit Eating Seaweed“ gedruckt; es war die erste Kunstgrafik nach einem Kenojuak-Motiv. Im Jahr 1959 versuchte Kenojuak auch das Zeichnen auf Papier. Sie und die 1904 geborene Pitseolak Ashoona waren die ersten Inuit-Frauen, die – mit wachsendem Erfolg – zu zeichnen begannen. Kenojuak hat die ersten Jahre ihrer Künstlerzeit noch in traditionellen Camps verbracht und zeichnete ihre Druckentwürfe im Zelt. Nicht zuletzt die Schulpflicht ihrer Kinder veranlasste sie und Johnniebo schließlich, 1966 auf Dauer in die Siedlung Cape Dorset zu ziehen. 1972 starb Johnniebo. Sie starb am 8. Januar 2013 im Alter von 85 Jahren an den Folgen einer Lungenkrebserkrankung.[1] Anerkennung und EhrungenDie künstlerischen Leistungen Kenojuaks fanden zunächst in Nordamerika, dann aber bald auch weltweit hohe Anerkennung. Die Künstlerin erhielt zunehmend öffentliche Aufträge und durfte viele Ehrungen erfahren. Nachfolgend seien die wesentlichsten Ereignisse in zeitlicher Folge genannt:
Angaben zum künstlerischen WerkDie Zahl der nach ihren Zeichnungen hergestellten Ätzungen, Steinschnitte und Lithografien lässt sich anhand der offiziellen Publikationen der West Baffin Eskimo Co-operative Ltd. (einer Einrichtung zum Vertrieb künstlerischer Arbeiten aus Kinngait) wie folgt ermitteln: Kenojuak ist seit 1959 mit über 300 Grafiken in den Jahreskollektionen der Kooperative vertreten. Da ihre Arbeiten von Museen gesucht werden und auch bei Sammlern breites Interesse finden, sind die üblichen Auflagen von 50 Exemplaren im Allgemeinen rasch vergriffen und dann nur noch auf Auktionen entsprechend teuer zu erwerben. Während die von der Co-op in den Jahreskatalogen festgesetzten Preise für Kenojuak-Grafiken in letzter Zeit bei 600 bis 1200 kanadischen Dollar liegen, wurde der als Briefmarken-Vorlage berühmt gewordene Steinschnitt The Enchanted Owl („Die verzauberte Eule“) von 1960 (rot-schwarze Version, Auflage: 25) seinerzeit noch mit einem Fixpreis von 75 kanadischen Dollar versehen. Nach zwanzig Jahren wurden auf Kunstauktionen 10 bis 15 Tausend Dollar geboten. Den bislang höchsten Preis erzielte der Steinschnitt im November 2018: In Toronto wurde im Auktionshaus Waddington’s der Versteigerungszuschlag bei einem Gebot von 216.000 kanadischen Dollar erteilt.[3] Neben Zeichnungen und Grafiken machten Kenojuak ihre verhältnismäßig seltenen Serpentinskulpturen berühmt, die ebenfalls von Kennern gesucht werden. Bekannte Künstler aus der Familie
Siehe auchLiteratur
WeblinksCommons: Kenojuak Ashevak – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
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