Kemal BozayKemal Bozay (* 1969) ist ein Kurdisch-Deutscher Politik-, Erziehungs- und Sozialwissenschaftler. LebenBozay wurde bei Christoph Butterwegge in Köln promoviert. Er ist seit 2018 Professor für Soziale Arbeit und Sozialwissenschaften am Dualen Studiengang der IUBH – Internationale Hochschule in Düsseldorf und Köln.[1] Er bekleidet derzeit das Amt des Fachgebietsleisters für Sozialwissenschaften an der IUBH. Zuletzt war er als Vertretungsprofessor am Fachbereich für Angewandte Sozialwissenschaften der Fachhochschule Dortmund und zugleich Lehrbeauftragter am Institut für vergleichende Bildungsforschung und Sozialwissenschaften (Humanwissenschaftliche Fakultät) der Universität zu Köln tätig. Bozay ist Mitglied der Glaubensrichtung der Aleviten.[2] Wissenschaftliche PublikationstätigkeitBozay ist Verfasser von mehreren Publikationen wie u. a. Exil Türkei (2001). In seiner Dissertation „… ich bin stolz, Türke zu sein! - Ethnisierung gesellschaftlicher Konflikte im Zeichen der Globalisierung“ (2005/2009) erläutert Bozay, welche gesellschaftlichen Umstände und Faktoren in Deutschland bei deutsch-türkischen Jugendlichen der zweiten und dritten Migrantengeneration für eine Re-Ethnisierung und Re-Nationalisierung sorgen. Dabei geht es auch um die Ethnisierung gesellschaftlicher Probleme im Kontext von Globalisierung und Migrationsfragen. Auch die Themen Islam, Nationalismus und (Sozial-)Rassismus gehören zu seinen Forschungsschwerpunkten. In seiner Publikation Kurden und Medien (2003) setzte er sich für eine gleichberechtigte Akzeptanz und Wahrnehmung von Kurden in den Medien ein. In seinem gemeinsam mit Emre Arslan publizierten Sammelband Symbolische Ordnung und Bildungsungleichheit in der Migrationsgesellschaft (2016) geht es um die Reproduktion und Manifestation von sozialen Schieflagen im Kontext der Bildungsprozesse von Menschen mit Migrationshintergrund. Im Sinne der von Pierre Bourdieu problematisierten „Symbolischen Macht“ sollen dabei soziale Ungleichheiten und gesellschaftliche Machtasymmetrien kritisch hinterfragt und dekonstruiert werden. Die Auseinandersetzung mit dem Bourdieuischen Begriff der "Symbolischen Macht" nimmt auch in seinem Sammelband Symbolische Ordnung und Flüchtlingsbewegungen in der Einwanderungsgesellschaft (2019, gemeinsam mit Emre Arslan) einen wichtigen Platz ein. Anlehnend an die Diskurse rund um ,Flucht' und ,Geflüchtete' werden hier die verschiedenen Ebenen der gesellschaftlichen Auseinandersetzungen sowie die politischen und medialen Auswirkungen des Themas problematisiert und diskutiert. Bozay hat sich auch mit den unterschiedlichen Formen und Auswirkungen der Ungleichwertigkeitsideologien in der Einwanderungsgesellschaft (2017, gemeinsam mit Dierk Borstel) beschäftigt. Hier geht es vor allem auch um die politischen und pädagogischen Strategien gegen Formen der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit. So geht es in dem Fortsetzungsband Kultur der Anerkennung statt Menschenfeindlichkeit. Antworten auf die pädagogische und politische Praxis (2020, gemeinsam mit Dierk Borstel) vertieft um die Auseinandersetzung mit der pädagogischen und politischen Praxis der Ungleichwertigkeitsvorstellungen. In der Auseinandersetzung mit den verschiedenen Formen von Rechtsextremismus und Rassismus in der postmigrantischen Gesellschaft setzt sich Bozay seit längeren Jahren auch mit den türkisch-rechtsextremen Strukturen (auch bekannt als Graue Wölfe) und ihren Einfluss auf türkeistämmige Jugendliche hierzulande auseinander. Neben zahlreichen Publikationen wirkt Bozay hierzu auch in verschiedenen (politischen) Bildungsangeboten und -projekten. Einen wichtigen Schwerpunkt in den Forschungen von Bozay bildet die kritische Auseinandersetzung mit dem Phänomen Rassismus. In dem Sammelband Die haben gedacht, wir waren das. MigrantInnen über Rassismus und rechte Gewalt (2016) setzt sich Bozay gemeinsam mit Funda Özfırat, Orhan Mangitay und Bahar Arslan aus migrantischer Betroffenenperspektive am Beispiel des NSU-Terrors mit den Auswirkungen rechter Gewalt und des Rassismus auseinander. Die Fortsetzung der rassismuskritischen Betroffenenperspektive findet sich ebenso in dem Band Damit wir Atmen können: Migrantische Stimmen zu Rassismus, rassistischer Gewalt und Gegenwehr (2021, gemeinsam mit Serpil Güner, Orhan Mangitay und Funda Göçer). Nach Halle und Hanau geht es hier insbesondere aus migrantischer Sichtweise um die Kontinuitäten der rassistischen Gewalt und die Möglichkeiten der Gegenwehr. Gemeinsam mit Hasan Kaygısız veröffentlichte Bozay 2017 das Buch Der Neue Sultan. Die Türkei zwischen Repression und Widerstand. Hier geht es um eine kritische Auseinandersetzung sowohl mit der Geschichte der „defekten“ Demokratie in der Türkei und dem gegenwärtigen neo-osmanischen sowie islamisch-nationalistischen Anspruch des Regierungschefs Recep Tayyip Erdoğan und seiner AKP. Projekte zu Bildung und MigrationEin weiterer Schwerpunkt von Bozays Arbeit ist das Thema „Bildung und Migration“. Als Projektleiter bei Schulen ans Netz e.V., konzentrierte sich seine Arbeit bis Mai 2010 u. a. auf die Förderung von Migrationsjugendlichen im Übergang von Schule in den Beruf, wobei E-Mentoren stärkenorientiert Jugendliche unterstützen und begleiten. In der IFAK e.V. - Verein für multikulturelle Kinder- und Jugendhilfe - Migrationsarbeit (mit Sitz in Bochum) hat er als Geschäftsführer Fachbereiche und Projekte rund um das Thema Kinder- und Jugendhilfe, Erziehungshilfen, Beratung, Migration und Interkulturalität begleitet. Zudem führt er vielfältige Bildungsangebote, Seminare und Fortbildungen zu verschiedenen Bereichen der interkulturellen Bildungsarbeit an. Politische AktivitätenIm Frühjahr 2009 versuchte Bozay, einen aussichtsreichen Listenplatz bei der LINKEN.NRW für die Bundestagswahl zu erlangen, jedoch ohne Erfolg. Trotz dieses Rückschlags wurde er im Herbst desselben Jahres erneut für DIE LINKE in die Bezirksvertretung Köln-Mülheim gewählt. Seine politische Reise nahm jedoch eine Wendung, als er kurze Zeit später die Partei verließ, um als parteiloser Bezirksvertreter in der Fraktion der Grünen mitzuwirken.[3][4] Werke
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Einzelnachweise
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