An der Stelle der heutigen Kathedrale gab es wahrscheinlich schon im 8. Jahrhundert eine Kirche. Der Nachfolgebau stand bis ins frühe 15. Jahrhundert. Die jetzige Kirche entstand 1421 bis 1506 als Stiftskirche eines Priesterkollegs; das Hauptschiff wurde von 1465 bis 1481 errichtet. Im 16. Jahrhundert wurde der Sakralbau im Zuge der Reformation zur anglikanischen Pfarrkirche von Manchester.
Als sich im 19. Jahrhundert Manchester durch die industrielle Revolution rapide vergrößerte, wurde die Kirche 1847 zur Kathedrale der neuen Diözese Manchester erhoben. Seither gab es so gut wie keine Umbauten im Innern, nur Reparatur- und Restaurierungsarbeiten. Hierzu gehörte, dass der 1864 wegen Baufälligkeit abgetragene Turm 1868 in gleicher Form, aber etwas höher wiederaufgebaut wurde. Im Dezember 1940 zerstörten deutsche Bomben den Großteil des Nordostens der Kathedrale; die Restaurierung erfolgte 1941 bis 1960.
2007 entschuldigte sich der Elektronikkonzern Sony für die Verwendung der Kathedrale als virtuelle Kulisse für blutige Kämpfe in dem Action-Computerspiel Resistance: Fall of Man.[1]
Baubeschreibung
Die Kathedrale ist vorwiegend im spätgotischenPerpendikularstil erbaut. Im Turm, der der Kirche im Westen vorgebaut ist, findet man ein Fächergewölbe. Das Flachdach des Hauptschiffes wird von sieben Querbalken getragen, an denen aus Holz geschnitzte musizierende Engel (mit Musikinstrumenten des 15. Jahrhunderts) angebracht sind.
Das „Chapter house“, das Kapitelhaus, entstand im 15. Jahrhundert an der Südseite des Chores als Oktogonbau. Im frühen 16. Jahrhundert wurde zwischen dem Kapitelhaus und dem östlichen Abschluss des südlichen Seitenschiffes die „Jesus Chapel“, die Jesus-Kapelle von der Familie Bexwicke errichtet.
Im Norden des Chores, der etwa die Hälfte der Gesamtlänge der Kathedrale einnimmt, wurde 1513 die St. John’s Chapel, die Kapelle des hl. Johannes des Täufers, zur Danksagung des Sieges der Engländer über die Schotten als Regimentskapelle erbaut. Seit 1936 Kapelle des Manchester-Regiments, wurde sie 1940 schwer beschädigt und daraufhin wiederhergestellt.
Den Chorabschluss bildet die Lady Chapel (Marienkapelle); sie wurde ebenfalls beim Bombenangriff 1940 zerstört und danach wiederaufgebaut.
1891 wurde ein Eingang an der westlichen Langhaus-Südwand geschaffen. Der Eingang zur Kathedrale im westlichen Bereich der Langhaus-Nordwand, die „Victoria porch“, wurde 1897 durch den Architekten Basil Champneys errichtet.
Vorbau
Außenansicht Chorraum
Chorraum
Blick aus dem Seitenschiff
Detail: Chorraum
Blick in die Regiment Chapel
Ausstattung
Die 1940 zerstörten Glasfenster im Westen wurden von Anthony Hollaway neu gestaltet: 1973 schuf er das Georgfenster rechts neben dem Westeingang, 1976 das Denysfenster links neben dem Westeingang, 1980 das Marienfenster an der Westseite des Turmes, 1991 das Schöpfungsfenster und 1995 das Offenbarungsfenster, beide ebenfalls im Westen der Kirche.
Die „Chetham-Statue“ stammt von 1853; im 17. Jahrhundert gründete Humphrey Chetham eine Knabenschule im 200 m entfernten ehemaligen Priesterkolleg (heute Musikschule für die Chormädchen und -knaben).
Der Lettner ist ein Zeugnis mittelalterlicher Schnitzkunst.
Links vom Lettner erinnert der „Engelstein“ (ein kleiner Stein mit der Reliefdarstellung eines Engels) an die angelsächsische Vorgängerkirche (7./8. Jahrhundert).
Im Chor findet man ein spätgotisches Chorgestühl mit den in England häufig anzutreffenden Miserikordien, das sind geschnitzte Darstellungen unterhalb der Klappstühle, die Gestalten und Szenen des mittelalterlichen Alltags und der damaligen Phantasiewelt wiedergeben. Sie stammen aus dem frühen 16. Jahrhundert.
Im Fußboden des Chorraumes sind Grabtafeln aus Messing, die „brasses“ eingelassen.
Die mittelalterliche hölzerne Trennwand zur Lady Chapel (von 1440) ist 1940 nahezu unversehrt geblieben.
Die „Fraser Chapel“ an der Südostecke des Chores erinnert an den zweiten Bischof von Manchester, James Fraser (1870–1885), der hier in einem Hochgrab bestattet liegt. In der Kapelle sind moderne Kunstwerke aufgestellt.
Das Kapitelhaus zeigt Wandgemälde des 20. Jahrhunderts, unter anderem einen modern gekleideten Christus.
Fenster
Skulpturengruppe
Chorgestühl
Orgel
Die Orgel wurde 1952 bis 1957 von den Orgelbauern Harrison & Harrison (Durham) erbaut, als Ersatz für ein Instrument, das 1871 von den Orgelbauern Hill & Son erbaut wurde, und 1940 bei einer Bombardierung zerstört wurde. In dem heutigen Instrument ist allerdings noch Pfeifenmaterial aus dem Vorgängerinstrument eingebaut. Im Laufe der Zeit wurde das Instrument mehrfach umgebaut und um einige Hochdruck-Register ergänzt. Die Orgel hat heute 89 Register auf vier Manualen und Pedal. Das Pedal ist unterteilt; die Register sind teilweise schwellbar. Die Spiel- und Registertrakturen sind elektropneumatisch.[2] Derzeit gibt es Pläne, in dem historischen Orgelgehäuse der Chancel Organ aus dem 15. Jahrhundert ein neues Instrument zu bauen.[3]
I Choir C–c4
Cantabile Diapason
8′
Stopped Flute
8
Gemshorn
4′
Flauto Amabile
4′
Twelfth
22⁄3′
Fifteenth
2′
Tierce
13⁄5′
Twenty Second
1′
Clarinet
8′
Tremulant
Contra Posaune
16′
Posaune
8′
Octave Posaune
4′
Orchestral Tuba
8′
II Great C–c4
Contra Salicional
16′
Diapason I
8′
Diapason II
8′
Clarabella
8′
Principal
4′
Salicet
4′
Wald Flöte
4′
Twelfth
22⁄3′
Fifteenth
2′
Seventeenth
13⁄5′
Fourniture III-IV
Contra Posaune
16′
Posaune
8′
Octave Posaune
4′
French Horn
8′
Orchestral Tuba
8′
III Swell C–c4
Contra Dulciana
16′
Diapason
8′
Echo Salicional
8′
Dulciana
8′
Voix Célestes
8′
Lieblich Gedeckt
8′
Principal
4′
Saube Flute
4′
Fifteenth
2′
Larigot
11⁄3′
Sesquialtera II
Mixture IV
Contra Hautboy
16′
Hautboy
8′
Tremulant
Double Trumpet
16
Trumpet
8′
Clarion
4′
French Horn
8′
IV Solo C–c4
Contra Viole
16′
Viole d’Orchestre
8′
Viole Céleste
8′
Viole Octaviante
8′
Cymbel III
Spitzflöte
8′
Flûte Harmonique
4′
Nazard
22⁄3′
Blockflute
2′
Flageolet
1′
Orchestral Oboe
8′
Vox Humana
8′
Tremulant
French Horn
8′
Orchestral Tuba
8′
Pedal C–g1
nicht schwellbar
Double Open Wood
32′
Open Wood
16′
Open Metal
16′
Bourdon
16′
Salicional
16′
Octave Wood
8′
Octave Metal
8′
Principal
8′
Bass Flute
8′
Salicet
8′
(Fortsetzung)
Octave Quint
51⁄3′
Super Octave
4′
Fifteenth
4′
Flute
4′
Mixture III
Scharf IV
Double Ophicleide
32′
Ophicleide
16′
Clarion
8′
(Fortsetzung)
schwellbar
Viole
16′
Dulciana
16′
Dulciana Principal
8′
Posaune
16′
Hautboy
16′
Octave Hautboy
8′
French Horn
8′
Orchestral Tuba
8′
Orchestral Clarion
4′
Literatur
Domkirche S. Maria, Denys, Georg. (Faltblatt, deutsch, nach 1995)
Christa Grössinger: The Misericords of Manchester Cathedral. 1980
Peter J. C. Smith: Luftwaffe over Manchester. The Blitz years 1940-1944.