Katesa SchlosserKatesa Schlosser (* 8. Oktober 1920 in Dresden; † 9. Dezember 2010 in Kiel[1]) war eine deutsche Ethnographin, Afrikanistin und Religionswissenschaftlerin mit dem Themenschwerpunkt der an prophetischen Bewegungen reichen „Eingeborenenkirchen“ Süd- und Südwestafrikas. LebenKatesa Schlossers Vater Fritz Schlosser war Fliesenfabrikant in Meißen und war ein Schulfreund des späteren Ethnologen und Nationalsozialisten Martin Heydrich. Fritz Schlosser beschloss 1912 bei einer Reise in die damalige deutsche Kolonie Samoa, seinem Kind einen samoanischen Vornamen zu geben. Später empfahl er ihr das Studium der Völkerkunde, da das mit interessanten Reisen verbunden sei. Katesa Schlosser studierte Anthropologie, Völkerkunde und Architektur an der Technischen Hochschule Dresden, ein Semester bei Hermann Baumann in Wien und wurde 1945 über das Thema „Prophetismus in Afrika“ in Jena am Institut für Anthropologie und Völkerkunde bei dem Anthropologen Bernhard Struck promoviert. Ab 1947 arbeitete sie am Museum für Völkerkunde in Kiel beim Zoologen Wolf Herre, 1950 wurde sie Wissenschaftliche Angestellte an der Universität Kiel. 1953 erhielt sie ein Stipendium für einen neunmonatigen Forschungsaufenthalt in Südafrika. In ihrer Habilitationsschrift behandelte sie 1956 die neuen Sozialverbände der indigenen Bevölkerung Süd- und Südwestafrikas und die Geschichte und Sozialstruktur der dortigen Kirchen. Besonders aber ist sie durch ihre umfangreichen Arbeiten über den Blitzzauberer Laduma Madela im Zululand bekannt geworden. Schlosser wurde 1970 ordentliche Professorin für Ethnologie an der Universität in Kiel und leitete das Museum für Völkerkunde der Universität Kiel; viele ihrer Werke erschienen in der Reihe Arbeiten aus dem Museum für Völkerkunde der Universität Kiel. Propheten in AfrikaIhre Studie über religiöse Führergestalten Afrikas (Propheten in Afrika) ist ein frühes Meisterwerk zum afrikanischen Prophetismus, das reichhaltig historisches Material heranzieht und die zusammenfassenden Vorarbeiten von Forschern wie dem Missionar Albert Kropf (Lügenpropheten), James Darmesteter (Mahdi), Brou (Prophétisme), Platt (An African Prophet), Ringwald (Westafrikanische Propheten) und Sundkler (Bantu Prophets) anhand neuen ethnographischen Materials zu einer Studie über die religions- und sozialpsychologischen Hintergründe des Auftretens der Propheten und der prophetischen Bewegungen ausweitet und abrundet, in der sie auf weiten Strecken das übersetzte Quellenmaterial für sich sprechen lässt. Es werden darin aus alteinheimischen Religionen, aus dem Islam und dem Missionschristentum hervorgegangene Propheten behandelt. Die Übersicht beginnt bei der sich der arabischen Invasion Nordwestafrikas widersetzenden Prophetin Al-Kahina, die bereits Ibn Chaldun in seiner Geschichte der Berber aus einem Abstand von siebenhundert Jahren behandelte, und erstreckt sich bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts, als der Einfluss der christlichen Missionen – insbesondere der der evangelischen Kirchen – seinen Zenit erreicht hatte. Dieses Werk wurde durch die Arbeiten Georg Eckerts und Friedrich Rudolf Lehmanns zum Prophetentum in Melanesien (Südsee) beeinflusst. Laduma MadelaEinen Großteil ihres Werkes widmete sie dem Zulu-Propheten und Blitzzauberer Laduma Madela (Zulu mythology, Der einbeinige Gott, Madelas Tierleben, Handwerke des Blitzzauberers Laduma Madela, Medizinen des Blitzzauberers Laduma Madela, Die Bantubibel des Blitzzauberers Laduma Madela: Schöpfungsgeschichte der Zulu, Zauberei im Zululand: Manuskripte des Blitz-Zauberers Laduma Madela), der auch ein Informant des Anthropologen und Theologen Axel-Ivar Berglund war, des Autors des umfassendsten Werkes über die Zulu Kosmologie Zulu Thought-Patterns and Symbolism.[2] Irenäus Eibl-EibesfeldtDer Ethologe Irenäus Eibl-Eibesfeldt hat wichtige Passagen der Schriften von Katesa Schlosser wiederholt falsch verstanden, wie Michael Gommel nachweist.[3] Schriften (Auswahl)
Literatur
WeblinksEinzelnachweise
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